News 17. 07. 2009 |
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Vor 70 Jahren wurde der "Prediger von Buchenwald" ermordetVor siebzig Jahren, am 18. Juli 1939, wurde der "Prediger von Buchenwald" genannte evangelische Pfarrer Paul Robert Schneider im Konzentrationslager ermordert.Ein "unglaubliches Verhalten" legte der Häftling Paul Schneider an einem Augustmorgen 1938 an den Tag, wie ein Aufseher im damaligen nationalsozialistischen KZ Buchenwald vermerkte. Gegen 6.30 Uhr kletterte der evangelische Pfarrer an seinem Zellenfenster hoch, bis ihn die zum Appell angetretenen Gefangenen sehen konnten. Etwa zwei Minuten lang sprach er mit lauter Stimme, ehe die KZ-Schergen ihn wegzogen und mit Prügeln bedachten. Wenige Monate später, am 18. Juli 1939, wurde der "Prediger von Buchenwald" ermordet. "So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben"Mehr als anderthalb Jahre hatte das NS-Regime Schneider in dem KZ vor den Toren Weimars interniert. Er wurde zur Arbeit im Steinbruch gezwungen und schließlich in Einzelhaft gesperrt, weil er sich geweigert hatte, beim Häftlingsappell die Hakenkreuzfahne zu grüßen. Immer wieder sprach der Theologe aus dem Hunsrück aus der Zelle heraus seinen Mitgefangenen mit Bibelworten Mut zu. "Kameraden, hört mich", rief er mit fester Stimme: "Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird gefoltert und gemordet. So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben". Ermordet am 18. Juli 1939Von den Misshandlungen im berüchtigten "Bunker" von Buchenwald erholte sich Schneider nicht mehr. "Der Körper abgemagert zum Skelett, die Arme unförmig geschwollen, an den Handgelenken blaurote, grüne und blutige Einschnürungen", notierte der Assistent eines Lagerarztes im Frühjahr 1939: "Wie war es möglich, dass dieser Mensch noch lebte?" Wenig später wurde das Leben des Geistlichen ausgelöscht, vermutlich mit einer Überdosis Strophantin. "Auf Pauls Gesicht lag der Friede und die Hoheit der Erlösten", berichtete seine Witwe. Mitglied der "Bekennenden Kirche"Geboren wurde Paul Robert Schneider am 29. August 1897 in Pferdsfeld im Hunsrück. Der Sohn eines Pfarrers war Soldat im Ersten Weltkrieg, studierte Theologie, arbeitete im Ruhrbergbau und in der Berliner Stadtmission. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten schloss sich der Vater von sechs Kindern der "Bekennenden Kirche" an, kritisierte das Regime immer wieder und wurde mehrmals verhaftet. Auch mit der Kirchenleitung kam Schneider in Konflikt. 1934 wurde er nach Dickenschied in den Hunsrück versetzt, ehe er im November 1937 ins KZ Buchenwald kam. In Dickenschied ist Schneider später begraben worden. Erster evangelischer MärtyrerDietrich Bonhoeffer, der seinen Kampf gegen das NS-Regime später selbst mit dem Leben bezahlen sollte, sah in Paul Schneider den ersten evangelischen Märtyrer. Auch in der katholischen Kirche ist der "Prediger von Buchenwald" hoch geschätzt. Johannes Paul II. würdigte ihn im Jahr 2000 im Kolosseum in Rom stellvertretend für alle Protestanten, die ihren Glauben mit dem Leben bezahlten. Vor einigen Jahren wurde Schneider in die Reihe der "Blutzeugen des 20. Jahrhunderts" aufgenommen.
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