News 04. 09. 2009 |
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"Schöpfungszeit" soll helfen, das Ausmaß der Öko-Krise zu erfassen"Arbeitsgemeinschaft Schöpfungsverantwortung" fordert christliche Kirchen auf, die Zeit von 1. September bis 4. Oktober zum Engagement für die "Bewahrung der Schöpfung" zu nutzenDie "Schöpfungszeit" von 1. September (Tag der Schöpfung) bis 4. Oktober (Fest des Heiligen Franziskus) soll dazu beitragen, das Ausmaß der Umweltkrise zu erfassen. Das betonte die Sprecherin der christlichen "Arbeitsgemeinschaft Schöpfungsverantwortung", Isolde Schönstein, am Dienstag. Kirchen in derPflichtIn einer Aussendung nahm Isolde Schönstein dabei auch die Kirchen selbst in die Pflicht: Sie müssten sich "aktiv in die Klimaaktivitäten und Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt einbringen". Die "Schöpfungszeit" solle genutzt werden, um das notwendige Wissen einzuholen und im interdisziplinären sowie konfessionsübergreifenden Dialog zu lernen. "Die Zeit drängt": Unter diesem Titel hätten Fachleute schon vor 30 Jahren die mittlerweile eingetretene Öko-Krise vorhergesehen, erinnerte Isolde Schönstein. Trotzdem hätten sich Sorglosigkeit und Fortschrittsgläubigkeit durchgesetzt. Zerstörung des LebensraumesDie Zerstörung des Lebensraumes durch die Rodung von Regenwäldern,Bodenerosion, Schädigung der Wasservorräte und die Klimaerwärmung "schreitet ungemindert voran". Die dramatische Folge: Eine Milliarde Menschen hungern, haben keinen Zugang zu Trinkwasser und zu medizinischer Versorgung, kritisierte die "Arbeitsgemeinschaft Schöpfungsverantwortung". Die Arbeitsgemeinschaft möchte mit einem umfangreichen Programm während der "Schöpfungszeit" 2009 zu einem Bewusstseinswandel beitragen. Symposion zum Thema "Biodiversität - Sicherung der Welternährung"Den bildete das Symposion zum Thema "Biodiversität - Sicherung der Welternährung" am Dienstag im Wiener Naturhistorischen Museum. Experten aus den Bereichen Biologie, Ethik und Theologie thematisierten verschiedene Fragestellungen rund um die Bewahrung der natürlichen Vielfalt in der Schöpfung. "Naturwissenschaftlich-theologische Elite" Für die Herausbildung einer zugleich naturwissenschaftlich und theologisch gebildeten kirchlichen Elite sprach sich bei dem Symposion der Wiener Naturwissenschaftler, Mediziner und Ethiker Prof. Matthias Beck aus. Die Komplexität der moraltheologischen Fragen rund um das Thema Schöpfungsverantwortung - insbesondere bei Fragen etwa der Gentechnik - bedürfen eines "hohen Sachverstandes und einer ebenso hohen ethischen Qualifikation", so Beck. Wenn die Kirche etwa auf EU-Ebene weiterhin als Gesprächspartnerin gehört werden wolle, müsse sie ihr Personal besser schulen. Ausbreitung von MonokulturenEine prinzipielle Verteufelung der naturwissenschaftlichen Errungenschaften auch in der Gentechnik lehnte Beck ab. So sei etwa die Insulin-Gewinnung nur durch die gezielte gentechnische Manipulation von Bakterien möglich gewesen. Gefahren sieht der Moraltheologe hingegen in der Ausbreitung von Monokulturen, sowie in der Monopolbildung von Firmen, die über die Patentrechte für gentechnisch veränderte Pflanzen oder Saatgut verfügen. Beck: "Die Frage der Patentrechte ist eine zentrale Stellschraube für die weltweite Armutsentwicklung". "Wir brauchen auch eine Weisheitselite" In Ergänzung zu Prof. Beck fügte der Missionar und stellvertretende Leiter der "Arbeitsgemeinschaft Schöpfungsverantwortung", P. Georg Ziselsberger, hinzu, dass es auch einer "Weisheitselite" bedürfe, um der Herausforderung der Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden. Insbesondere dort, wo die Kirche mit "Indigenas" (Urvölkern) zusammenarbeite, gelte es, die dort bestehenden kulturellen Weisheiten zu bewahren und nicht durch technische Errungenschaften zu überlagern, so P. Ziselsberger, der selbst auf den Philippinen tätig ist. Es bestehe ein enger Konnex zwischen der Bewahrung der ökologischen Vielfalt und der Bewahrung der kulturellen Vielfalt, sagte der Missionar. Rückgang an pflanzlicher und tierischer VielfaltDie deutsche Biologin Christine von Weizsäcker warnte in ihrem Vortrag vor einem Rückgang an pflanzlicher und tierischer Vielfalt ("Biodiversität") durch die industriell hoch entwickelte Landwirtschaft. Durch die weltweite Vernetzung etwa von Saatgutfirmen komme es zu einer Verringerung der Vielfalt. Da jedoch die Bauern insbesondere in den weniger entwickelten Regionen der Welt auf das Saatgut angewiesen sind, komme es zu einer weiteren Ausbreitung von Monokulturen. Ein weiteres Problem stellt laut von Weizsäcker die gentechnische Manipulation an Pflanzen dar: "Die durch Genmanipulationen gezüchteten Saaten rotten tausende weitere Arten aus. Der Humanökologe Peter Weish warnte vor einer weiteren exzessiven Ausweitung der industriellen Landwirtschaft. Diese sei heute "nicht mehr zukunftsfähig", so Weish. Zwar sei "die eigentliche Absicht dahinter gut", da sie ursprünglich der Bekämpfung des Hungers und der Sicherung der Welternährung gedient habe, doch habe die Entwicklung sich mittlerweile gegen diese Ziele gewendet. Ziel müsste laut Weish heute die Entwicklung der ökologischen und kleinräumig organisierten Landwirtschaft als "einzig sinnvolle Strategie zur Ernährungssicherung" darstellen. Da Landwirtschaft für viele Entwicklungsländer und ärmere Bevölkerungsgruppen häufig noch immer die wichtigste Nahrungs- und Einkommensquelle darstellt, sollte gerade hier vermehrt auf Weiterentwicklung und Optimierung bereits bestehender Projekte geachtet werden. Die Umsetzung solcher Projekte erfolgt bereits in vielen Ländern wie zum Beispiel in Costa Rica in Form von Wiederbewaldung als Arten- und Klimaschutzmaßname.
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