News 16. 09. 2009

Katharer, Albigenser und Waldenser

Katharer - (griech. die "Reinen" ) - eine Anfang des 12. Jhdts. vom Balkan nach Westeuropa eingedrungene religiöse Bewegung, die direkt unter dem Einfluss der Bogomilen (einer auf dem Balkan beheimateten Sekte), indirekt unter dem des Manichäismus (eine vom persischen Prinzen Mani begründete Lehre in der Spätantike und dem frühen Mittelalter) stand.

Blutige Verfolgung

Ihre Benennung wechselte, ein Zweig waren die nach der französischen Stadt Albi bekannten Albigenser. Sie selbst bezeichneten sich als Christiani oder Boni homines. Die Katharer fanden bald Anhänger im Rheinland, in Nord- und Südfrankreich, England und Oberitalien. 1167 konnte in der Nähe von Toulouse ein Katharerkonzil stattfinden, bald aber setzten kirchliche Gegenwirkungen (auch unter dem Einfluss der Bettelorden) ein. Nicht nur die blutigen Verfolgungen, sondern auch innere Streitigkeiten spalteten die Bewegung in verschiedene Gruppen. Sie bestand jedoch trotz der aufgekommenen Inquisition noch bis ins 14., in Italien bis Anfang des 15. Jahrhunderts.

Gefallene Engel

Die Lehre der Katharer ist charakterisiert durch einen strengen Dualismus, dem guten Gott steht der Teufel, der Weltschöpfer als böser Gott gegenüber. Die Menschenseelen sind gefallene Engel. Christus hat keinen irdischen Leib, denn alles Irdische ist böse und durch Askese zu überwinden. Die Katharer verwarfen das Alte Testament, die katholische Hierarchie, die Sakramente der Kirche, Ehe und Eide. Die vollkommenen Menschen lebten arm, enthielten sich der Handarbeit, sowie des Genusses von Fleisch und Wein. Ihr Gottesdienst bestand aus Gebet und Predigt, ihr heiliges Buch war das Johannes-Evangelium.

Waldenser: Laienprediger

Die Waldenser, benannt nach ihren Stifter Petrus Valdes von Lyon, waren Mitglieder einer Laienpredigerbewegung, die im 12. Jhdt. mit "apostolischer" Armut und Buße für eine Reform der Kirche eintrat. Anfangs gegen die Katharer auftretend, gerieten die Waldenser bald unter ihren Einfluss. Später verwarfen sie Lehrautorität, Hierarchie, Tradition und Sakramente der Kirche, lehnten Heiligen- und Reliquienverehrung ab, wie auch die Lehre vom Fegefeuer und damit die Fürbitte für Verstorbene, ebenso Ablass, Eid, Zehent, Kriegsdienst und Todesstrafe.

In den Kirchenbann

Die Waldenser, die von Papst Lucius III. (reg. 1181-86) auf einer Synode in Verona 1184 als Ketzer in den Kirchenbann getan wurden, weil sie auferlegte Einschränkungen nicht beachteten, breiteten sich rasch über Böhmen, Ungarn, Polen, der Schweiz und Italien aus. Von der Inquisition verfolgt, siedelten sie sich seit 1330 trotz mehrfacher Verfolgungen in Alpentälern Savoyens und des Piemont an, wo sie sich bis heute halten konnten. Während der Reformation schlossen sie sich mehrheitlich dem Calvinismus an. Heute gibt es etwa 50.000 Waldenser, vor allem in Italien und Südamerika. In Rom besitzen sie eine theologische Fakultät.

 

 

 

 
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