News 21. 09. 2009

Zollitsch: Kirche ist mit aggressiver Religionskritik konfrontiert

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat eine "aggressive Religionskritik" beklagt. Kritiker wollten das Christentum denunzieren und verspotten und seien dabei doch von Selbstbezogenheit und Hedonismus geprägt, sagte Zollitsch am Montag in Fulda zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

Zollitsch rief die Kirche auf, die Sehnsucht der Menschen nach Antwort ernst zu nehmen und ihnen neue Hoffnung zu geben "für ein Leben, das zu leben sich lohnt". Dabei stehe die Kirche für eine wirklich freie und gerechte Gesellschaft. Christen lebten "gegen die Kräfte des Todes" in einem "prophetischen Nonkonformismus". Die missionarische Dimension der Kirche gewinne neu an Bedeutung. Die Sicht der Religionskritiker habe auch Auswirkungen auf die Politik, bedauerte Zollitsch in seinem Eröffnungsreferat. In den Biowissenschaften werde die Kirche als hinderlich gesehen, nur weil sie sich unmissverständlich auf die Seite des ungeborenen Lebens stelle.

Geschichte verzichtet auf Visionen

Die Gesellschaft verhalte sich in vielem zu pragmatisch und versuche, sich kurzatmig über Wasser zu halten. Dabei verzichte sie auf große Visionen, so Zollitsch. Ausgerechnet in Zeiten der Globalisierung und Internationalisierung verenge sich zudem der Lebenshorizont vieler auf den sozialen Nahbereich. Die Menschen sehnten sich nach Geborgenheit und Heimat. Große Ideale wie die Durchsetzung der Menschenrechte oder eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung gerieten dabei aus dem Blick.

Die Ursachen der Krise

Zollitsch äußerte sich auch zur Wirtschafts- und Finanzkrise. Deren Aus- und Nachwirkungen seien "noch lange nicht überstanden". Die Krise habe ihre Ursachen auch in einem schwächer werdenden Anspruch auf sittliche Lebensführung. "Vielleicht ist der schwindende Gottesglaube eine der Ursachen der Finanzmarktkrise, die bisher noch zu wenig bedacht wurde", so der Erzbischof. Mancher stelle sich die Frage, warum er sich "in einer Welt ohne große Hoffnungen" moralisch verhalten solle, wenn er dadurch offenkundig Nachteile habe. "Steht nicht der Egoist oft besser da als der, der sich solidarisch verhält?", fragte er.

"Weg gelebter Hoffnung"

Mit Blick auf die innerkirchlichen Veränderungen und Strukturreformen in Deutschland rief Zollitsch dazu auf, die Basis der christlichen Botschaft nicht aus den Augen zu verlieren und die christliche Identität zu wahren. "Der Weg der Kirche muss ein Weg gelebter Hoffnung sein", betonte er. Die "Sehnsucht nach Hoffnung über den Tag hinaus" finde eben nicht in immer mehr Konsum ihre Erfüllung. Die Kirche stehe für die Verheißung Gottes. Ihre Botschaft der Hoffnung sei etwas ganz anderes als die spirituellen Angebote einer Wellness-Religiosität.

 

 

 

 

 

 
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