News 08. 10. 2009

Religion, Demokratie und Medien

Im ORF-Zentrum in Wien fand der erste „CIVIS Dialog“ zur Rolle der Medien im kulturellen und religiösen Diskurs statt. Bei der Veranstaltung der „CIVIS Medienstiftung“ wurden auch zwei europäische Studien vorgestellt.

"Religion ist längst keine Privatangelegenheit mehr". So eröffnete ORF-Moderatorin Ingrid Thurnher am Mittwoch in Wien die Expertenrunde des ersten "CIVIS Dialogs" zum Thema "Religion, Demokratie und Medien" und verwies damit auf die Rolle der Medien im kulturellen und religiösen Zusammenhang.

Studie zum Moscheenbau

Stefano Allievi (Universität Padua) präsentierte seine Studie zum Thema Moscheenbau in Europa und damit verbundene Konflikte. "Das Problem der Moscheen in Europa ist kein Problem an sich", sagt der Wissenschafter. Das Problem sei auch nicht der Islam, welcher angeblich nicht mit westlichen Werten kompatibel sei - ein Vorurteil, das Politik und Medien oft vermittelten. "Vielmehr ist Islam der Name, den wir für den kulturellen Pluralismus in Europa gefunden haben", stellte Allievi fest. Die europäische Gesellschaft befinde sich in einem sozialen Wandel, den sie noch nicht imstande sei, zu begreifen. Europa müsse sich mit diesen Veränderungen und den damit verbundenen Konflikten auseinandersetzen - der Islam so dabei nur als Auslöser fungiert, so die Schlußfolgerungen der Studie.

Studie zu Vorurteilen

Wie Religiosität und Vorurteile zusammenhängen, damit beschäftigten sich zwei Professoren der Universität Bielefeld. Die bisher größte empirische Studie zum Thema "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Europa" kommt zu dem Ergebnis, dass religiöse Menschen im Durchschnitt signifikant fremdenfeindlicher sind als Nicht-Religiöse. Ähnlich verhält es sich bei Vorurteilen gegenüber Behinderten, Obdachlosen und Homosexuellen. Zudem ist die Feindlichkeit gegenüber Muslimen bei Menschen, die sich selbst als "sehr religiös" einstufen, ausgeprägter. Andreas Zick und Beate Küpper schlagen deshalb kritische Selbstreflexion als Gegenstrategien vor und ermutigen zum Dialog der Kulturen.

Darstellung von Konflikten

Gegen Ende der eineinhalbstündigen Expertenrunde wurde die Rolle der Medien bei der Darstellung von Konflikten thematisiert. Georg Ruhrmann (Universität Jena) appellierte vor allem an die Journalistinnen und Journalisten, Konflikte "multiperspektivisch" zu begreifen. Es ginge nicht nur darum, verschiedenen Religionen Platz in der medialen Berichterstattung zu geben, sondern sie auch in ihrer ganzen Bandbreite zu begreifen. Ruhrmann fordert Medienvertreter zur ständigen Weiterbildung auf und hebt dabei besonders die Notwendigkeit eines sorgsamen Umgangs mit Bildmaterial hervor.

Kulturelle Vielfalt

Das Bewusstsein für kulturelle Vielfalt zu schärfen und die interkulturelle Kompetenz von Journalistinnen und Journalisten stärken, das ist auch das Ziel der "CIVIS Medienstiftung für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa". Medien sollen für Integrationsthemen sensibilisiert werden. Mit der Premiere der "CIVIS Dialoge 2009" soll der erste Baustein gelegt werden.

Link:

CIVIS Medienstiftung

 

 
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