News 22. 10. 2009 |
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Katholischer Publizist Fritz Csoklich 80-jährig verstorben"Die Freiheit beim Wort nehmen" war eines seiner Leitmotive gewesen, das die Entwicklung der "Kleinen Zeitung" maßgeblich bestimmt hat.Der langjährige Chefredakteur der "Kleinen Zeitung", Fritz Csoklich, ist 80-jährig gestorben. Wie die "Kleine Zeitung online" am Donnerstag vermeldete und von der Chefredaktion bestätigt wurde, ist der journalistische Doyen des Blattes Donnerstag früh in Graz verstorben. Katholische JugendFritz Csoklich wurde am 5. Mai 1929 in Wien geboren und studierte Germanistik und Geschichte. Geprägt durch seine Erlebnisse in der katholischen Jugend in der NS-Zeit, engagierte er sich während des Studiums in der Katholischen Jungschar und blieb auch später der Katholischen Aktion eng verbunden. Ab 1960 ChefredakteurNach seiner Promotion im Jahr 1953 begann Csoklich in der Grazer Redaktion der "Kleinen Zeitung" seine journalistische Laufbahn. Es folgten "Lehr- und Wanderjahre" bei mehreren deutschen Zeitungen, ehe er in Graz zunächst im Ressort für Außenpolitik und dann im Lokalteil tätig wurde. 1959 wurde er mit der provisorischen Führung der Redaktion betraut und 1960 zum Chefredakteur bestellt - eine Position, die er fast dreieinhalb Jahrzehnte bis zu seiner Pensionierung 1994 innehatte. Unter seiner Leitung ist die im Styria Verlag erscheinende "Kleine Zeitung" in den 1970er-Jahren zur drittgrößten Tageszeitung in Österreich und zur auflagenstärksten Bundesländer-Zeitung geworden. WeisenratCsoklich gilt zudem als einer der Väter des Rundfunk-Volkgsbegehrens im Jahr 1964, das von unabhängigen Zeitungen initiiert wurde, über 830.000 Stimmen und führte schließlich zum Rundfunkgesetz 1966. 2001 wurde Csoklich in den ORF-"Weisenrat" berufen: Gemeinsam mit Gerd Bacher, Alfred Payrleitner und Heinrich Keller arbeitete er damals im Auftrag der ÖVP-FPÖ-Regierung Vorschläge für eine ORF-Reform aus. Auf- und wachrüttelmFritz Csoklich galt sowohl im Medien-, als auch im kirchlichen Bereich als zentrale Persönlichkeit der Nachkriegszeit. Der Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl hatte anlässlich seiner Pensionierung die von ihm lange redaktionell geführte "Kleine Zeitung" als "Medium gegen die Gleichgültigkeit" bezeichnet, das die Kraft habe "auf- und wachzurütteln". Für Alt-Bischof Johann Weber war Csoklich dennoch ein "Mann der Demut", der mit seinen "freundschaftlichen Boshaftigkeiten" immer für viel Heiterkeit gesorgt habe Kapellari: Erneuerung des katholischen Lebens"Mit Fritz Csoklich ist einer der profiliertesten katholischen Journalisten der Nachkriegszeit in die Ewigkeit gerufen worden", sagte der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari in einem Nachruf. "Sowohl die österreichische Demokratie wie auch die katholische Kirche haben ihm viel zu danken. Als Katholik war er sehr stark geprägt durch das Zweite Vatikanische Konzil und hat viele darauf bezogene Aufbruchsbewegungen mit vorbereitet oder nachher gefördert. Namens der Diözese Graz-Seckau und im eigenen Namen bringe ich dem Haus 'Styria' und der Familie Csoklich herzliche christliche Anteilnahme zum Ausdruck", stellte der steirische Bischof wörtlich fest. Über den Tod hinaus sei Csoklich vor allem Vorbild in der Reflexionstauglichkeit seines Glaubens sowie in seinem Bemühen um eine "behutsame und zugleich geradlinig unbeirrte Erneuerung des katholischen Lebens". Weber: Grund- und VorbildAls "Grund- und Vorbild eines gläubigen Laien" hat der steirische Altbischof Johann Weber den verstorbenen langjährigen "Kleine Zeitung"-Chefredakteur bezeichnet. Im Gespräch mit "Kathpress" zeigte sich Weber tief betroffen vom Tod Csoklichs, mit dem die Kirche in der Steiermark und in ganz Österreich eine große Persönlichkeit verloren habe: "Die Kirche war seine Kirche, der er in inniger Verbundenheit gedient hat", so Weber wörtlich. Achtung vor dem Mitmenschen und eine Klarheit in seinen Standpunkten habe Csoklichs Wirken sowohl als steirischer KA-Präsident wie auch als Chefredakteur der "Kleinen Zeitung" ausgezeichnet. Sein tiefes Mitgefühl gelte der Familie des Verstorbenen, sagte der Altbischof. Mit großer Dankbarkeit nehme er von Fritz Csoklich Abschied. Derschmidt: Klare SpracheDie Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Luitgard Derschmidt, erinnerte im Gespräch mit "Kathpress" an die geradlinige, aufrichtige und niemals bevormundende Art Csoklichs. In die Katholische Aktion habe er seine Kompetenzen als politischer Kopf in vielerlei Weise eingebracht, "er stand für ein eigenständiges, selbstverantwortetes Laienbewusstsein und pflegte eine klare Sprache, ohne zu 'zündeln'". Derschmidt erinnerte an den von Csoklich 1996 mitherausgegebenen Sammelband "ReVisionen. Katholische Kirche in der Zweiten Republik", der mit den dort gesammelten Positionen, Reflexionen und Visionen für die Kirche bis heute aktuell sei. Als Luitgard Derschmidt als einzige Frau in die "Männer-Riege" des KAÖ-Präsidiums kam, sei ihr Csoklich mit seiner einfühlsamen Art sehr hilfreich gewesen, fügte die jetzige KAÖ-Präsidentin "dankbar eine persönliche Erinnerung" hinzu. Wilhelm: Laien keine ErsatzklerikerJosef Wilhelm, Csoklichs Nachfolger als Präsident der steirischen KA würdigte den Verstorbenen als "Urgestein" der katholischen Laienorganisation. Er sei vom Konzil und dessen offenem Zugang auf die Welt geprägt gewesen und habe "dessen Geist nach Kräften als Journalist, als Vortragender und 'KA-Funktionär' in die Steiermark getragen". Csoklich habe dafür plädiert, Laien in der Kirche nicht als "Ersatzkleriker", sondern in ihrer Selbständigkeit voll anzuerkennen und "die Spannung von Kirche und Welt" auszuhalten, erinnerte Wilhelm. Küberl: Ein Mann des KonzilsCaritas-Präsident Franz Küberl sagte im Gespräch mit "Kathpress", Csoklich habe für ihn den Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils verkörpert: "Er war ein durch und durch gläubiger Mensch, der aber keine Gräben aufreißen, sondern Brücken bauen wollte". Für ihn sei Csoklich ein "Journalist mit brennendem Herzen" gewesen, dessen Feder "spitz, aber nie verletzend" war. Besonders beeindruckt habe ihn immer die Selbstverständlichkeit, mit der Csoklich seine tiefe christliche Glaubensüberzeugung mit einer entschiedenen demokratischen Haltung zu verbinden wusste, sagte der Caritas-Präsident: "Von dieser Selbstverständlichkeit können alle lernen". Neuwirth: Großes VorbildDer Verband katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs würdigte Csoklichs stetes Engagement für eine aufgeschlossene und respektvolle Begegnung zwischen den Verantwortlichen der katholischen Kirche und den Medienschaffenden. "Fritz Csoklich war für Generationen von katholischen Journalisten ein großes Vorbild, er zeigte, wie Professionalität im Beruf mit einer kritischen, aber festen Verbundenheit mit der Kirche zu vereinbaren ist", sagte die Präsidentin des Verbandes, Gabriele Neuwirth, im Gespräch mit "Kathpress". Innerhalb des Verbandes sei er zudem Motor der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit katholischer Medienleute gewesen. Unvergessen werde auch sein von tiefer Menschlichkeit geprägter Humor bleiben.
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