News 30. 11. 2009

Ägyptischer Großmufti: Eine "Beleidigung" für alle Muslime

Das Verbot von Minaretten in der Schweiz hat die islamische Welt überrascht und schockiert. Der ägyptische Großmufti Ali Gomaa bezeichnete das Bauverbot als "Beleidigung" für alle Muslime.

Gewalttätige Reaktionen auf da Ergebnis der Volksabstimmung am Sonntag sind jedoch nach Ansicht von Babacar Ba, Botschafter der Organisation der islamischen Konferenz (OCI), nicht zu erwarten. Die Schweizer Regierung habe klar gegen die Initiative Stellung genommen. Das Ansehen der Schweiz in den islamischen Ländern leide aber, sagte Ba am Sonntagabend der Nachrichtenagentur SDA. Und den Fundamentalisten könnte das Abstimmungsergebnis neue Türen öffnen. Die OCI appelliere deshalb an die Wachsamkeit. Die Schweizer Muslime könnten sich bedroht fühlen. Eine Diskussion über die Rolle der Muslime in der Schweiz sei deshalb nötig.

Großmufti: Angriff auf die Religionsfreiheit

Der ägyptische Großmufti Ali Gomaa hat das Bauverbot für Minarette in der Schweiz als "Beleidigung" für alle Muslime kritisiert. Wie die ägyptische Nachrichtenagentur MENA am Montag berichtete, nannte Gomaa das in einer Volksabstimmung durchgesetzte Verbot einen Angriff auf die Religionsfreiheit. Der Großmufti, einer der höchsten islamischen Würdenträger, rief die Muslime in der Schweiz dazu auf, mit legalen Mitteln gegen das Verbot zu demonstrieren und sich im gesellschaftlichen Dialog zu engagieren.

Indonesischer Muslimverband: Zeichen des Hasses auf den Islam

In Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt, hat das Schweizer Minarett-Verbot empörte Reaktionen ausgelöst. Die wichtigste muslimische Organisation des Landes verurteilte den Entscheid als Ausdruck von Hass und Intoleranz gegen den Islam. "Es ist ein Zeichen des Hasses der Schweizer auf die Muslime. Sie wollen keine Präsenz des Islams in ihrem Land. Diese Ablehnung macht sie intolerant", sagte der Chef von Nahdlatul Ulama (NU), Maskuri Abdillah: "Das ist wirklich bedauerlich."

Extremisten erhalten neue Argumente

"Die Schweiz hat nicht rassistisch abgestimmt. Es war wohl vielmehr blanker Egoismus und die Sorge, dass jemand des Volkes Ruhe stören könnte", sagte Anouar Abou Eisheh, Rechtsprofessor an der Al-Quds-Universität in Ost-Jerusalem. Das Abstimmungergebnis liefere den muslimischen Extremisten Argumente für ihren Kampf gegen den Westen. Für sie sei der Entscheid eine frontale Attacke gegen den Islam und seine Symbole. Er hoffe, dass das Beispiel in Europa nicht Schule mache.

Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich ist enttäuscht

Mit "Trauer und tiefer Enttäuschung" reagierte die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich auf das Abstimmungsergebnis in der Schweiz. "Die Eidgenossen haben damit verabsäumt, ein klares Zeichen für Vielfalt, Religionsfreiheit und Menschenrechte zu setzen und der Politik der Verhetzung, Ausgrenzung, Diskriminierung und dem Populismus eindeutig eine Absage zu erteilen", betont der Integrationsbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Omar Al-Rawi, in einer Pressemitteilung. Der Weg des friedlichen Miteinanders sei die Zukunft Europas, und die Herausforderungen der Zukunft würden nur gemeinsam gemeistert werden. "Menschenrechte sind nicht teilbar, und Religionsfreiheit ist ein wesentlicher Bestandteil diese Rechte", betonte Al-Rawi.

Kann über Religionsfreiheit abgestimmt werden?

Auch deutsche Muslime bedauerten das Minarett-Verbot in der Schweiz. Für den Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland zeigt das Ja, dass die europäischen Gesellschaften noch nicht ganz reif für die Einwanderung seien. Gleichzeitig äußerte er grundsätzliche Zweifel, ob derartige Abstimmungen über religiöse Fragen überhaupt organisiert werden sollten. Über Religionsfreiheit könne ebenso wenig abgestimmt werden wie über Meinungsfreiheit.

 

 

Weitere News zum Thema:

- 30. 11. 2009: Experte: In Österreich "kann man keine "Lex Minarette" machen"

- 30. 11. 2009: UNO prüft Rechtskonformität des Minarett-Verbotes

- 30. 11. 2009: Österreichische Kirchenvertreter kritisieren Minarett-Verbot

- 30. 11. 2009: Ägyptischer Großmufti: Eine "Beleidigung" für alle Muslime

- 20. 11. 2009: Scharfe Kritik an Schweizer Minarett-Verbot

- 30. 11. 2009: Bisher vier Minarette in der Schweiz

- 30. 11. 2009: Drei Minarette in Österreich

 

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang