News 02. 02. 2010

Vatikan verurteilt Missbrauchsfälle an deutschen Jesuiten-Gymnasien

Der Vatikan unterstützt die scharfe Verurteilung des sexuellen Missbrauchs von Schülern an drei Jesuiten-Gymnasien in Deutschland. Man sei in „völliger Übereinstimm-ung“ mit der Bitte um Entschuldigung des Jesuiten-Chefs Stefan Dartmann.

Die Führung der katholischen Kirche sehe die Bitte um Entschuldigung, wie sie der deutsche Jesuiten-Chef Stefan Dartmann in dem Missbrauchsskandal vorgebracht hat, als "umfassend" an, erklärte Vatikan-Sprecher Pater Ciro Benedettini der Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstag. Er werde sich daher nicht noch in einer eigenen Stellungnahme äußern, sei aber in "völliger Übereinstimmung" mit dem, was Dartmann dazu gesagt habe.

Entschuldigung im Namen des Ordens

Dartmann hatte sich am Montag auch im Namen des gesamten Ordens bei den "Opfern von Übergriffen unserer ehemaligen Mitbrüder" entschuldigt. Er gestand auch ein, dass die Opfer nicht angehört und unterstützt wurden und sagte: "Ich bitte um Entschuldigung für das, was von Verantwortlichen des Ordens damals an notwendigen und genauem Hinschauen und angemessenem Reagieren unterlassen wurde."

Bistum gesteht Fehler ein

Nach dem Skandal hat nun auch das Bistum Hildesheim Fehler im Umgang mit einem beschuldigten Pater eingeräumt. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe sei dem Pater zwar 1993 die Jugendarbeit verboten worden. Dieses Verbot sei aber nicht konsequent durchgehalten worden, teilte das Bistum am Dienstag mit. 1997 sei der Pater nach dem Vorwurf weiterer sexueller Übergriffe versetzt worden.

"Tragweite unterschätzt"

"Aus heutiger Sicht haben wir die Vorwürfe zu wenig ernst genommen und die Tragweite der weiteren Entwicklungen eindeutig unterschätzt", erklärte der damalige Bischof Josef Homeyer. "Ich bedaure dies zutiefst." Das Bistum prüfe derzeit, ob der Pater im Bistum Hildesheim weitere Menschen sexuell missbraucht hat.

 

Weitere Missbrauchsfälle

Zwei frühere Lehrer und Jesuiten-Pater haben in den 70er und 80er Jahren rund 20 Schüler am Berliner Canisius-Gymnasium sexuell missbraucht. Außerdem sollen sie für weitere Missbrauchsfälle an Schulen in Hamburg und im Schwarzwald sowie in Einrichtungen in Göttingen, Hildesheim, Chile und Spanien verantwortlich sein.

Staatsanwalt ermittelt

Im Missbrauchsskandal um einen früheren Jesuiten-Pater nimmt die Staatsanwaltschaft das traditionsreiche Kolleg im baden-württembergischen Sankt Blasien ins Visier. Nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Ziel sei es, die Übergriffe eines Geistlichen auf Schüler aufzudecken, teilte die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen am Dienstag mit. Ein Jesuit, der mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs am Berliner Canisius-Kolleg gestanden hat, war von 1982 bis 1984 in Sankt Blasien tätig. Zwei dortige Opfer haben sich bereits gemeldet. Die Schulleitung rechnet mit weiteren Fällen.

 

 

 

 

 

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