News 09. 02. 2010 |
Fastenzeit: Kirchen laden zum Verzicht auf Auto und Fleisch einDie katholische und die evangelische Kirche laden die Österreicher in der kommenden Fastenzeit zum bewussten Verzicht auf das Auto und den Fleischkonsum ein. Vom Aschermittwoch (17. Februar) bis Ostern sind alle Autofahrer aufgerufen, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und beim "Autofasten" die Fastenzeit hindurch verstärkt zu Fuß zu gehen, Rad zu fahren oder auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Gemeinsam mit der Initiative "Klima fair bessern" rufen die kirchlichen Umweltbeauftragten außerdem dazu auf, 40 Tage lang möglichst auf das Essen von Fleisch zu verzichten.Mit der "Autofasten"-Aktion und der Einladung zum "Fleischfasten" wollen die Kirchen das Bewusstsein für einen nachhaltigeren und solidarischen Lebensstil fördern. Gleichzeitig gehe es beim Fasten auch darum, durch den Verzicht die eigene Freiheit im Leben wieder schätzen zu lernen, sagte der katholische Weihbischof Stephan Turnovszky bei einem Pressegespräch am Dienstag in Wien. "Wir üben in der Fastenzeit die Freiheit", machte der Bischof auf die geistigen Aspekte des Fastens aufmerksam. Wer sein Autofahrverhalten beim "Autofasten" bewusst einschränke, tue daher nicht nur der Gesellschaft etwas Gutes, sondern auch sich selbst. Wer ausschließlich für sich alleine oder nur für einen solidarischen Zweck faste, werde einseitig, betonte Turnovszky. "Das richtige Fasten tun wir immer sowohl für uns selbst, als auch für andere", hob der Bischof hervor und folgerte, dass Schlankheitskuren alleine eigentlich Fehlformen des Fastens im christlichen Sinn darstellten. Keine Verteufelung des AutosEs sei nicht das Ziel der Kirchen die Autos abzuschaffen, betonte der Wiener evangelische Superintendent Hansjörg Lein bei der "Autofasten"-Präsentation. "Wir brauchen die Autos auch, aber die Nachteile der massenhaften Nutzung vor allem in den Großstädten sind längst offenkundig", erklärte Lein. Die Menschheit lebe vor allem in den reichen Ländern seit vielen Jahren über ihre Verhältnisse. "Es ist ein ökologischer Lebensstil möglich, der nicht auf Kosten der Schöpfung geht", sagte der Superintendent und berichtete, dass er selbst seit dem vergangenen Jahr kein Auto mehr besitze. Er fühle sich dadurch "sehr befreit". Gerade in einer Großstadt wie Wien sei ein Leben ohne eigenes Auto wunderbar möglich, so Lein. Bewusster Umgang mit MobilitätDas "Autofasten" wird österreichweit von den Verkehrsverbünden unterstützt. Angemeldete Teilnehmer können Gratis-Tickets, Fahrräder oder eine Urlaubswoche gewinnen. Im Vorjahr haben 5.000 Österreicher beim "Autofasten" mitgemacht. Die Unterstützung der Verkehrsverbünde für die "Autofasten"-Aktion begründete Werner Molik vom Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) mit ihrem Beitrag zum bewussteren Umgang mit der persönlichen Mobilität. Molik wies darauf hin, dass gerade in Großstädten offenbar ein Sinneswandel eintritt. Neue Studien zeigten, dass in der Stadt Wien erstmals nicht das Auto, sondern U-Bahn, Straßenbahn oder Bus das "Verkehrsmittel Nummer eins" sind. Demnach würden die Wienerinnen und Wiener bereits 35 Prozent ihrer Wege in der Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen und nur mehr 34 Prozent mit Autos. Was sind uns Lebensmittel wert?Mit der Aktion "Fleischfasten" will die "klimafairbessern"-Kampagne der kirchlichen Hilfswerke die alte christliche Tradition des Fleischverzichts mit aktuellen Inhalten neu beleben, erklärte die "klimafairbessern"-Koordinatorin Josefa Molitor-Ruckenbauer. Im Vordergrund stehe dabei die Reflexion des westlichen Lebensstils anhand des Fleischkonsums. "Einer Milliarde übergewichtiger Menschen steht auf der Erde eine Milliarde Hungernder gegenüber", so Molitor-Ruckenbauer. Das Fleischfasten ab Aschermittwoch soll deshalb auch zum Nachdenken über die Auswirkungen des persönlichen Fleischkonsums und die globalen Zusammenhänge zwischen der Fleischproduktion und den Lebensbedingungen in Entwicklungsländern anregen. Beispielsweise seien 25 Prozent der tropischen Regenwälder in Lateinamerika für Viehzucht gerodet worden. Für die Produktion von einem Kilogramm Fleisch müsse genausoviel Energie aufgewendet werden, wie für 16 Kilogramm Getreide, wies Molitor-Ruckenbauer hin. "Wir müssen uns die Frage stellen, was uns die Lebensmittel noch wert sind", appellierte die "klimafairbessern"-Koordinatorin angesichts eines extremen Rückgangs bei den Preisen für Fleisch in den vergangenen Jahren. "Was bedeutet es für die Bedingungen in der Tierhaltung und die faire Entlohnung der Produzenten, wenn ein ganzes Huhn nur mehr drei Euro kostet?" Signal an die PolitikSchließlich wolle man mit der "Fleischfasten"-Aktion auch ein starkes Signal an die Politik setzen. "Der Kopenhagener Klimagipfel hat gezeigt, dass den Politikern der Industrieländern der Mut und die Zuversicht fehlt, dass eine nachhaltige Lebensweise überhaupt möglich ist", bedauerte Molitor-Ruckenbauer.
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