News 10. 03. 2010

Zollitsch zum Chefgespräch nach Rom gereist  

Zu seinem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. über die Welle von Missbrauchsfällen in katholischen Einrichtungen ist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, am Mittwoch nach Rom gereist.

Der Freiburger Erzbischof will dem Papst am Freitag (11.45) in einer turnusmäßigen Audienz Bericht erstatten über die steigende Zahl von Missbrauchsvorwürfen gegen Pfarrer und Mitarbeiter der katholischen Kirche in Deutschland.

Keine Hinweise auf aktuelle Fälle

Hinweise auf "aktuelle Fälle" von sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese liegen dem Erzbischöflichen Ordinariat nach eigenen Angaben nicht vor. Bislang ist im Schwarzwald lediglich das Kolleg St. Blasien betroffen, das den Skandal laut Erzdiözese "in eigener Zuständigkeit überprüft und aufgearbeitet".

Weitere Hinweise

Es gebe aber aus den vergangenen Wochen weitere Vorwürfe, die zum Teil konkreter, oft aber auch gegen bereits gestorbene Geistliche gerichtet seien, sagte ein Ordinariatssprecher. Diese Hinweise bezögen sich auf Vorfälle in der Zeit zwischen 1950 und 1980. Details zur Zahl der Vorwürfe nannte er nicht.

Jedem Fall wird nachgegangen

"Wir gehen jedem einzelnen Fall nach, sprechen mit den Opfern, bieten Hilfe an und ziehen die - vor allem mit Blick auf den Schutz von Kindern und Jugendlichen - erforderlichen Konsequenzen", sagte der Sprecher. "Es soll nicht der Vorwurf aufkommen, wir machten bei den verjährten Fällen einfach einen Haken dahinter."

Streit um Entschädigung

Nach den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche gewinnt die Auseinandersetzung um eine mögliche Entschädigung der Opfer inzwischen an Schärfe. Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper widersprach am Mittwoch einem Bericht, wonach er sich dafür ausgesprochen habe. Dies sei eine juristische Frage außerhalb seiner Zuständigkeit, sagte Kasper. Die FDP erneuerte dagegen ihre Forderung nach Entschädigung und sieht darin eine moralische Pflicht.

Vorwurf an Justizministerin

Der Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) warf Kasper vor, sie habe einen "völlig falschen Zungenschlag" in die Debatte gebracht und sie kenne das Kirchenrecht nicht. Leutheusser hatte angesichts der Vielzahl der Fälle, die derzeit ans Licht kommen, den Aufklärungswillen der Kirche bezweifelt.

Kasper dementiert

Kasper sagte in einem Interview mit Radio Vatikan, er habe nie ein Wort zu Entschädigungen gesagt. Am Samstag hatte die Zeitung "La Repubblica" den im Vatikan für die Einheit der Christen zuständigen Kasper mit den Worten zitiert: "Die Schuldigen müssen verurteilt und die Opfer entschädigt werden." Dies nannte der Kardinal am Mittwoch eine "sehr freie" Wiedergabe seiner Äußerungen.

"Angemessene Lösung"

Die Deutsche Bischofskonferenz ist in der Entschädigungsfrage nach eigenen Angaben um eine angemessene und gerechte Lösung bemüht. "Wir haben längst angefangen, an diesem Thema zu arbeiten und gehen davon aus, dass wir das auch zügig abschließen und uns dann umfassend in dieser Frage äußern können", sagte eine Sprecherin in Bonn.

Missbrauch auch Thema beim Ökumenischen Kirchentag

Die Missbrauchsfälle werden auch den 2. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München beschäftigen. Das kündigten die beiden ÖKT-Präsidenten Alois Glück und Eckard Nagel in München an. Zu dem Missbrauchsskandal sind zwei Podiumsveranstaltungen vorgesehen. Zu dem Kirchentag unter dem Motto "Damit Ihr Hoffnung habt" werden vom 12. bis 16. Mai mindestens 100 000 Gläubige erwartet. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Werte für die Gemeinschaft. Hoffnung in Zeiten der Verunsicherung" erwartet.

 

 

 

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