News 12. 03. 2010

La Repubblica: Vatikan arbeitet an Geheimplan zur Zölibat-Abschaffung

Auch im Vatikan werde insgeheim über die Möglichkeit einer Abschaffung des Zölibats für Priester und Ordensleute diskutiert. Nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Freitag-Ausgabe) überlegt der Vatikan in einer weiten Zukunft, die in Jahrzehnte gemessen wird, die Zölibatspflicht abzuschaffen. Der Papst hat ungeachtet dieser Gerüchte die Bedeutung des Zölibats bekräftigt.

Den streng geheimen Auftrag, über einen Weg dahin nachzudenken, sei einigen hochrangigen Vertretern der Kleruskongregation unter der Leitung von Kardinal Claudio Hummes anvertraut worden.

In den nächsten 50 Jahren?

Laut anonymen Quellen der Tageszeitung könnte es in den nächsten 50 Jahren tatsächlich zu einer Abschaffung der Zölibatspflicht kommen. "Der Heilige Stuhl hat begonnen, sich über etwas Gedanken zu machen, was sich als wahre Revolution erweisen und die Katholiken den Protestanten annähern könnte, deren Geistlichen Familien haben können. (...) Der Samen scheint gesät worden zu sein", schrieb "La Repubblica".

"Kein Dogma"

Das römische Blatt betonte, dass Hummes bei seiner Ankunft in Rom im Jahr 2006 behauptet hatte, dass "das Zölibat kein Dogma" sei. Seitdem habe er jedoch nicht mehr auf das Thema zurückgegriffen. Bei einem Seminar am Donnerstag erklärte Hummes in Rom, dass der Zölibat ein "Geschenk Gottes" sei, das begriffen werden müsse.

Aufhebung theoretisch möglich

Da der Zölibat rein kirchlichen Rechts ist, könnte er theoretisch aufgehoben werden. Jedoch ist die römisch-katholische Kirche theologisch wie geschichtlich auf ihn festgelegt. Seit dem 19. Jahrhundert wird verstärkt Kritik am Zölibat laut. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) lebte auch die innerkirchliche Diskussion um die Zölibats-Problematik auf. Seit diesem Konzil ist auch die Diakonen-Weihe für verheiratete Männer möglich.

Papst bekräftigt Bedeutung des Zölibats

Inzwischen hat Papst Benedikt XVI. die Ehelosigkeit von Priestern verteidigt. Der "heilige Zölibat" sei ein "kostbares Geschenk" und "Zeichen der vollständigen Hingabe" an Gott, sagte Benedikt XVI. bei einem Treffen mit Teilnehmer einer Tagung der Kleruskongregation am Freitag im Vatikan. Die Kirche müsse an der Besonderheit des Priesteramtes festhalten und sich nicht den Moden der säkularisierten Gesellschaft unterwerfen.

Missbrauch und Zölibat

Bei der Suche nach den Ursachen für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche wird auch über einen Zusammenhang mit der priesterlichen Ehelosigkeit debattiert. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sagte am Freitag im Deutschlandfunk, der Zölibat sei als solches nicht die Ursache. Allerdings könne die zölibatäre Lebensform Menschen anziehen, die "eine krankhafte Sexualität haben - und dann mag da eine Gefahrensituation gegeben sein". Im Inforadio des NDR plädierte Jaschke für einen offeneren Umgang mit Sexualität in der katholischen Kirche. Zölibatäres Leben "kann nicht heißen, dass man Sexualität unterdrückt oder verdrängt - man muss offensiv an diese Fragen herangehen".

 

 

 

 

 
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