News 15. 03. 2010

Irischer Kardinal Brady lehnt Rücktritt ab

Der Vorsitzende der irischen Bischofskonferenz, Kardinal Sean Brady, hat am Sonntagabend einen Rücktritt im Zusammenhang mit der Vertuschung von Kindesmissbrauch abgelehnt. Nach irischen Medienberichten war Brady 1975 als einfacher Priester anwesend, als zwei von dem Geistlichen Brendan Smyth missbrauchte Jugendliche dazu gebracht wurden, ein Schweigegelübde abzulegen.

Vertreter von missbrauchsopfern hatten den Rücktritt Bradys gefordert. Die katholische Kirche hatte zuvor in einer Mitteilung bestätigt, dass Brady 1975, als er noch Priester war, an zwei Zusammenkünften teilnahm, bei denen Missbrauchsopfer Schweigegelübde unterzeichneten. Der Kardinal wies die Forderungen umgehend zurück. Die Zusammenkünfte fanden im Rahmen innerkirchlicher Ermittlungen gegen den Priester Brendan Smyth statt, der über vier Jahrzehnte lang mutmaßlich mehrere hundert Kinder missbrauchte. Smyth wurde in den 90er Jahren inhaftiert und starb im Gefängnis. Bei den beiden Treffen, an denen Brady 1975 teilnahm, verpflichteten sich zwei mutmaßliche Opfer zum Stillschweigen.

Opfervertreter: Obszöne Schweigegelübde

Die jüngsten Enthüllungen hätten Kardinal Brady jede Glaubwürdigkeit genommen, sagte die Vorsitzende der Organisation One in Four, Maeve Lewis, am Sonntag dem Rundfunksender RTE. "Wäre Brendan Smyth in den 70er Jahren verurteilt worden, wäre vermutlich hunderten Kindern der sexuelle Missbrauch erspart geblieben", sagte Lewis. "Kardinal Brady ... muss zurücktreten." Der Leiter der irischen Sektion von Amnesty International, Colm O'Gorman, bezeichnete es als "obszön, dass Opfer von Brendan Smyth Schweigegelübde unterschreiben mussten". Brady hätte diese Verbrechen der Polizei melden müssen, sagte O'Gorman, der selbst ein Missbrauchsopfer war.

Brady: Es wurde nichts vertuscht

Brady sagte, es sei damals nicht seine Aufgabe gewesen, die Polizei zu informieren. Als Priester und Teilzeitsekretär des inzwischen verstorbenen Bischofs von Kilmore, Francis McKiernan, habe er den Auftrag gehabt, Smyth im Rahmen der innerkirchlichen Ermittlungen zu überführen. "Es wurde nichts vertuscht", sagte der Kardinal dem Sender RTE. Er habe damals alle Informationen "sofort" an Bischof McKiernan weiter geleitet, der dann für Smyths Ausscheiden aus dem Kirchendienst gesorgt habe. Er glaube nicht, dass sein damaliges Verhalten ein "Rücktrittsgrund" sei, sagte Brady.

 

 

Weitere News zum Thema:

- 18. 02. 2010: Skandal in irischer Kirche: "Auswirkungen auf Autorität des Vatikan"

- 17. 02. 2010: Missbrauch: Papstbrief wird makelloses Verhalten der Priester fordern

- 16. 02. 2010: Papst: Irische Priester müssen Kirche wieder "glaubwürdig" machen

- 15. 02. 2010: Papst trifft irische Bischöfe zu Gesprächen über Missbrauchsskandal

- 11. 12. 2009: Papst "bestürzt" über Kindesmissbrauch in Irland

- 10. 12. 2009: Irlands Bischöfe bitten in Missbrauchsskandal um Vergebung

- 07. 12. 2009: Papst berät mit irischen Bischöfen über Missbrauchsskandal

- 04. 12. 2009: Kindesmissbrauch: Irische Nonnen bieten Millionenentschädigung

- 30. 11. 2009: Irland: Kardinal-Primas entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern

- 27. 11. 2009: Katholische Kirche in Irland vertuschte jahrzehntelang Missbrauch

- 26. 11. 2009: Irland: Orden will 161 Millionen Euro an Missbrauchsopfer zahlen

- 23. 07. 2009: Neue Missbrauchsvorwürfe in Irland

- 14. 07. 2009: Irische Orden übergeben Besitz als Entschädigung an den Staat

- 15. 06. 2009: Irland: Missbrauch angeblich auch in Priesterseminaren

- 09. 06. 2009: Irland: Bischöfe berieten über Missbrauchsskandal

- 05. 06. 2009: Irische Bischöfe beraten Missbrauchs-Bericht mit Papst

- 29. 05. 2009: Kurienkardinal: Abtreibung ist schlimmer als Kindesmissbrauch

- 26. 05. 2009: Irische Bischöfe entschuldigen sich bei Missbrauchsopfern

- 25. 05. 2009: Irischer Bischof geißelt Orden wegen Kindesmissbrauch

 

 

 

 

 

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang