News 23. 04. 2010

Deutschland: Runder Tisch gegen Kindesmissbrauch

Der von der Bundesregierung eingesetzte Runde Tisch gegen sexuellen Kindesmissbrauch will zügig zu konkreten Ergebnissen kommen. Die Unterarbeitsgruppen sollen im Mai mit ihrer Arbeit beginnen - Ende des Jahres soll ein Zwischenergebnis vorliegen. Das erklärten die Ministerinnen Kristina Schröder (CDU, Familie), Annette Schavan (CDU, Bildung) und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP, Justiz), nach der konstituierenden Sitzung am Freitag.

Das Thema Entschädigung für die Opfer wird nach Einschätzung von Leutheusser-Schnarrenberger besonders schwierig werden. "Da wird es bestimmt spannende Auseinandersetzungen geben und unterschiedliche Interessen", sagte sie. Die erste Sitzung sei aber ermutigend gewesen. Die rund 60 Teilnehmer aus Politik, Kirche und Verbänden wollen über Hilfen für die Opfer beraten und Konzepte zur Vorbeugung entwickeln. Geleitet wird der Runde Tisch von den drei Ministerinnen.  Familienministerin Schröder sagte, es würden Selbstverpflichtungen für Institutionen diskutiert, in denen eine besondere Nähe zwischen Erwachsenen und Kindern bestehe. Zum Beispiel könne dort sexueller Missbrauch bereits in Bewerbungsgesprächen thematisiert werden, um potenzielle Täter abzuschrecken. Staatliche Förderungen könnten dann an diese Selbstverpflichtungen gebunden sein.

Prävention, juristische Konsequenzen und Forschung

Neben den bereits bekannten zwei Arbeitsgruppen mit den Themen Prävention und juristische Konsequenzen wird eine dritte Untergruppe des Runden Tisches eingerichtet. Sie beschäftigt sich mit dem Thema Forschung und Lehre. Ministerin Schavan erklärte, es solle untersucht werden, ob das Thema sexueller Missbrauch in der Ausbildung von Medizinern und Lehrern stärker verankert werden müsse. Leutheusser-Schnarrenberger sagte, in der von ihr geleiteten Arbeitsgruppe werde es auch um strafrechtliche Schlussfolgerungen gehen. Teilnehmer des Runden Tisches hätten aber deutlich gemacht, dass das Strafrecht nicht überbewertet werden dürfe. Den Opfern gehe es vor allem um die Anerkennung ihres Unrechts und um eine Enttabuisierung des Themas in der Gesellschaft.

Bundesregierung setzte unabhängige Missbrauchsbeauftragte ein

Die Bundesregierung hatte den Runden Tisch als Reaktion auf die vielen bekanntgewordenen Missbrauchsfälle in kirchlichen und anderen Einrichtungen beschlossen. Zudem setzte die Bundesregierung die frühere Familienministerin Christine Bergmann (SPD) als unabhängige Missbrauchsbeauftragte ein. Nach Gesprächen mit Opfern soll sie Empfehlungen für den Runden Tisch erarbeiten.

 

 

 

 

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