News 29. 04. 2010 |
Theodor Herzl - 150. Geburtstag des geistigen Vaters von IsraelDer israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nennt ihn den Mann, der sein Volk "praktisch im Alleingang vor der Auslöschung bewahrt hat". Mit seinem Buch "Der Judenstaat" legte der Wiener Literat und Journalist Theodor Herzl im Jahr 1896 den geistigen Grundstein für die Errichtung Israels als sichere Heimstatt für die verfolgten Juden Europas. Am Sonntag jährt sich der Geburtstag des politischen Visionärs zum 150. Mal.Ohne Herzl gäbe es kein Israel, sagte Netanyahu in einer Sondersitzung der Knesset zum 150. Geburtstag des Begründers des politischen Zionismus am Montag. Herzl habe nämlich nicht nur frühzeitig die Gefahr einer Auslöschung der Juden gesehen, sondern dann vor allem auch die "revolutionäre Lösung" entwickelt, einen souveränen jüdischen Staat "wieder zu gründen". 1904 gestorbenNach Ansicht des israelischen Premiers wären die Juden auch dem Holocaust nicht so hilflos ausgeliefert gewesen, wenn Herzl nicht schon im Jahr 1904 gestorben wäre. Nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg hätte Herzl die Weltmächte nämlich von der Gründung eines eigenen jüdischen Staates überzeugen können, und die Juden hätten dann schon in den 1930er Jahren, als kein Staat sie aufnehmen wollte, einen Zufluchtsort vor der Nazi-Verfolgung gehabt, so Netanyahu. Jurist und JournalistTheodor Herzl wurde am 2. Mai 1860 in Budapest geboren. Er studierte an der Universität Wien Rechtswissenschaften und war Mitglied der Burschenschaft Albia, die er aber nach antisemitischen Äußerungen von Kommilitonen verließ. Nach seiner Promotion im Jahr 1894 war er als Korrespondent der "Neuen Freien Presse" in Paris tätig. Affäre DreyfusDer Justizskandal um den unschuldig zu lebenslänglicher Haft wegen Spionage verurteilten jüdischen Offizier Alfred Dreyfus war ein Schlüsselerlebnis für Herzl. Die antisemitischen Tiraden gegen Dreyfus lassen in Herzl die Idee einer Emigration aller Juden in einen eigenen Staat reifen, die er nach seiner Rückkehr nach Wien im Buch "Der Judenstaat" darlegt. Ihm schwebt ein moderner, säkularer und mehrsprachiger Staat vor, der Vorbildwirkung für den Rest der Welt haben soll. "Heimstatt" Palästina1897 veranstaltet Herzl in Basel den ersten Zionistischen Weltkongress, bei dem erstmals konkret Palästina als "Heimstatt" für die Juden genannt wird. Zwei Jahre später gründet er den "Jewish Colonial Trust" zum Ankauf von Land in Palästina. 1902 entwirft Herzl in seinem utopischen Roman "Altneuland" eine politisch-soziale Ordnung des jüdischen Staates, die von Fortschrittsoptimismus und Skepsis gegenüber der Demokratie geprägt ist. Zionistische WeltorganisationAls Präsident der Zionistischen Weltorganisation (WZO) versucht Herzl die Weltmächte für die Idee eines eigenen Judenstaates zu gewinnen. Das britische Programm, ein Gebiet in Uganda zu besiedeln, scheitert jedoch an der Präferenz der meisten Zionisten für Palästina. Auch Herzls Gespräche mit Kaiser Wilhelm II., dem türkischen Sultan Abdul Hamid II. (Abdülhamit II.) oder Papst Pius X. bringen keine greifbaren Ergebnisse. Am 3. Juli 1904 stirbt Herzl an einem Herzleiden in Edlach am Semmering. 1949 Leichnam überführtErst der Zerfall des Osmanischen Reiches und der Holocaust schaffen die Voraussetzungen für die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina. 1949, ein Jahr nach der Staatsgründung, wird Herzls Leichnam von Wien nach Israel überführt. Er wird auf dem nach ihm benannten Berg westlich von Jerusalem beigesetzt. Auch die 1924 gegründete Stadt Herzliya trägt seinen Namen. FeiertagHeute wissen vor allem jüngere Israelis nicht mehr so viel über den geistigen Vater Israels, weswegen die Erinnerung an ihn vom Staat wieder stärker gepflegt wird. Seit 2005 wird Herzls Geburtstag, der 10. Iyar nach dem jüdischen Kalender (heuer der 24. April), als staatlicher Feiertag begangen. Der damalige israelische Präsident Moshe Katzav nannte Herzl den "bedeutendsten Führer, den wir in den letzten 120 Jahren hatten". Politische VereinnahmungEntsprechend groß ist für israelische Politiker die Verlockung, Herzl für sich zu vereinnahmen. Während die "Tauben" im Nahost-Konflikt darauf hinweisen, dass Herzl von einem weltoffenen und toleranten Staat mit nur einer kleinen Armee geträumt habe, versuchte Premier Netanyahu seine harte Linie gegenüber Palästinensern jüngst mit einem Herzl-Zitat zu untermauern. "Am 11. Juni 1901 sagte Herzl etwas, was mich gefesselt hat: 'Verlasst Euch nicht auf die Hilfe von Ausländern und auch nicht auf Wohltäter. Und glaubt nicht, dass demütigende Spenden von Wohltätern die Steine erweichen können. Eine Nation, die aufrecht gehen will, darf sich nur auf sich selbst verlassen'", sagte Netanyahu nach Angaben des Internetportals "ynet" in Anspielung auf die jüngste Entfremdung zwischen Israel und seinem traditionellen Verbündeten USA.
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