News 11. 05. 2010

Ökumenischer Kirchentag in München

Es soll ein großes Fest des Glaubens werden. Zum 2. Ökumenischen Kirchentag in München werden ab morgen, Mittwoch, rund 110.000 Gläubige erwartet. Doch das Treffen wird überschattet vom Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Und: Ein gemeinsames Abendmahl - Herzensanliegen vieler konfessionsverschiedener Ehepaare - gibt es nicht. Das lehnt die katholische Kirche weiter strikt ab. Ein Bericht von Jürgen Balthasar, dpa.

Mit mehreren Gottesdiensten wird der 2. Ökumenische Kirchentag (12. bis 16. Mai) am Mittwoch in München eröffnet. Der zentrale Eröffnungsgottesdienst ist am frühen Abend auf der Theresienwiese - dem Areal des Münchner Oktoberfestes - vorgesehen. Im Anschluss wird der deutsche Bundespräsident Horst Köhler dort zu den Gästen sprechen. Das Kirchentreffen steht unter dem Motto "Damit ihr Hoffnung habt".

"Abend der Begegnung"

Zeitgleich sind in der Innenstadt auch auf dem Marienplatz sowie dem Odeonsplatz große Eröffnungsgottesdienste unter freiem Himmel geplant. Danach geht es unter dem Motto "Abend der Begegnung" bei einem riesigen Straßenfest in der Altstadt rund: An Hunderten von Ständen wird Kulinarisches aus aller Welt angeboten. 13 Bühnen werden für Musik- und Theatergruppen aufgebaut. Zum Kirchentag werden rund 110.000 Dauerteilnehmer erwartet, viele von ihnen reisen mit Sonderzügen der Bahn an. Beim "Abend der Begegnung" rechnen die Veranstalter mit rund 400 000 Schaulustigen. Zum Ausklang des Tages sollen sie mit Kerzen auf dem Altstadtring einen "Segenskreis aus Licht" bilden.

Gebete, Diskussionen und Konzerte

Für den Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) wurden insgesamt rund 3000 Veranstaltungen vorbereitet. Der Reigen reicht dabei von Morgengebeten und Bibelarbeiten über zahlreiche Podiumsdiskussionen bis hin großen Open-Air-Konzerten - unter anderem mit der deutschen Gruppe Wise Guys, der österreichischen Sängerin Christina Stürmer und ihrer deutschen Kollegin Nena. Mit Blick auf die aktuelle Debatte wurden nachträglich noch zwei Veranstaltungen zum Thema sexueller Missbrauch ins Programm aufgenommen.

Auch zahlreiche Politiker beim Kirchentag

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt nach München. Sie spricht bei einer Veranstaltung zum Thema "Hoffnung in Zeiten der Verunsicherung. Gibt es eine Formel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?". Zu einzelnen Diskussionen auf dem Kirchentag werden auch sonst viele Prominente erwartet, darunter Nina Hagen, Bianca Jagger, Franz Müntefering (SPD) und Claudia Roth (Grüne).

Zollitsch hofft auf Kraft in "turbulenten Zeiten"

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, erhofft sich vom Ökumenischen Kirchentag, dass die Menschen "vertieft entdecken und feststellen: Christ sein ist schön und gibt Kraft". Das brauche man "in diesen turbulenten Zeiten ganz besonders", sagt Zollitsch. Und der Ratspräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagt zu dem Münchner Christen-Treffen: "Ich erwarte ein großes Fest des Glaubens, das uns zeigt, wie viel Protestanten und Katholiken schon verbindet."

Kein gemeinsames Abendmahl…

Doch die Forderungen nach einem gemeinsamen Abendmahl von Katholiken und Protestanten bleiben ein heikles Thema. Beim 1. Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 hatte es großen Wirbel um den Priester Gotthold Hasenhüttl gegeben, weil dieser dort auch nicht-katholische Christen zur Teilnahme an der Eucharistiefeier eingeladen hatte. Der heutige Münchner Erzbischof Reinhard Marx - damals noch Oberhirte in Trier - suspendierte Hasenhüttl deswegen und entzog ihm später auch noch die kirchliche Lehrerlaubnis. Auch der katholische Priester Bernhard Kroll bekam Ärger, weil er an einem evangelischen Abendmahl teilgenommen hatte. In München soll neuer Streit um eine gemeinsame Abendmahlsfeier schon im Keim erstickt werden. Im mehr als 700 Seiten dicken Programmheft steht dazu "eine Bitte der Präsidenten" gleich auf den ersten Seiten: Der katholische ÖKT-Präsident Alois Glück und sein evangelischer Präsidentenkollege Eckhard Nagel appellieren dort eindringlich an alle Gäste, "während des Ökumenischen Kirchentages in München die in den Kirchen gültigen Regeln zu achten und in Bezug auf Eucharistiefeier und Abendmahl in ökumenischer Sensibilität miteinander umzugehen".

… aber ein Zeichen der Einigkeit

Vergeblich hatte die Reformbewegung "Wir sind Kirche" an den Münchner Erzbischof Marx appelliert, sich für eine päpstliche Befreiung einzusetzen und so eine Erlaubnis des Vatikans für gemeinsame Abendmahlsfeiern in München zu erreichen. Nun ist lediglich eine Vesper nach orthodoxem Ritus auf dem Odeonsplatz vorgesehen, bei der an 1000 Tischen gesegnetes Brot miteinander geteilt wird. "Natürlich ist das noch kein gemeinsames Abendmahl, wie es sich viele wünschen", schrieb Bayerns evangelischer Landesbischof Johannes Friedrich im evangelischen Magazin "chrismon". "Aber es ist ein wertvolles Zeichen der Einigkeit und der Sehnsucht nach mehr."

Geduld und Hoffnung

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" will sich damit nicht abspeisen lassen. Sie plant eine Protestaktion: Mit einer Menschenkette soll ein gemeinsames Abendmahl gefordert werden. Und EKD-Ratspräsident Schneider räumt ein: "Ich würde mir sehr wünschen, eine offizielle gemeinsame Abendmahlsfeier noch selbst zu erleben, aber da muss ich mich mit vielen in Geduld üben." Wie lautet doch passend das Kirchentags-Motto: "Damit ihr Hoffnung habt".

 

 

 

Link:

- Kirchentag 2010

 

 

 

 
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