News 21. 05. 2010 |
Fragen der globalen Gerechtigkeit im Mittelpunkt der Vollversammlung des Lutherischen WeltbundesVom 20. bis 27. Juli findet in Stuttgart die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes statt. Im Vorfeld des evangelisch-lutherischen Großereignisses informierten Bischof Michael Bünker, Landesbischof Frank Otfried July von der gastgebenden Evangelischen Landeskirche in Württemberg und Kirchenrat Klaus Rieth bei einer Pressekonferenz am Freitag, 21. Mai, in Wien über Inhalte und Ziele der Versammlung. Im Mittelpunkt der Vollversammlung werden laut Bischof Bünker Fragen der weltweiten Gerechtigkeit stehen.Durch die Auswirkungen der Finanzkrise habe sich die Lage gerade "für die Ärmsten dramatisch verschärft", was sich etwa auch an den notwendigen Sparmaßnahmen in Griechenland zeige, so Bünker laut "Evangelischem Pressedienst". Dass der Anteil der Armen "drastisch steigt, kann die Kirchen nicht unbeteiligt lassen", betonte der Bischof. Als zentrale Anliegen des Lutherischen Weltbundes nannte Bünker die Gleichstellung von Männern und Frauen, die Beteiligung Jugendlicher am gesellschaftlichen Leben, nachhaltige Entwicklung angesichts von Klimawandel und Weltwirtschaftskrise sowie den Kampf gegen die Pandemie Aids, die gerade in Europa neu in den Fokus rücke. Insgesamt seien die lutherischen Kirchen gemeinsam mit anderen eine der "weltweit größten Hilfsorganisationen", so Bünker. Eine "unverwechselbare Stimme" in der WeltFrank Otfried July, Bischof der gastgebenden württembergischen Landeskirche, wünscht sich von dem Treffen in Stuttgart eine Verbindung spiritueller mit gesellschaftspolitischen Elementen. Globalisierung betreffe nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Kirchen bildeten globale Netzwerke. Der Weltbund solle eine "unverwechselbare Stimme" in der Welt haben, so July. Vertreter von über 100 Kirchen treffen sich in StuttgartZur Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes werden mehr als 400 Kirchendelegierte von 140 Kirchen aus aller Welt mit insgesamt 170 Millionen Mitgliedern erwartet und zusätzlich weitere 1.600 Gäste. Der Weltbund wurde 1947 als weltweite Gemeinschaft von protestantischen Kirchen gegründet, die sich auf Martin Luther berufen. Versöhnung mit den MennonitenIm Rahmen des Treffens in Stuttgart wollen die lutherischen Kirchen auch eine Versöhnungsgeste gegenüber den Mennoniten setzen. Das gaben die Organisatoren am Freitag in Wien bekannt. Die Religionsgemeinschaft der Mennoniten entstand zur Reformationszeit; auch sie erkennt die Bibel als entscheidende Quelle des Glaubens, lehnt aber die Taufe im Kindesalter ab und widersetzt sich Zwängen des Staates. Daher wurden die Mennoniten unterdrückt und verfolgt - auch von evangelischer Seite. Klaus Rieth vom Organisationskomitee der Vollversammlung in Stuttgart kündigte bei der Pressekonferenz in Wien einen "Festakt" zur Versöhnung an. Vertreter der Mennoniten seien schon früher zu Konferenzen eingeladen worden, dabei sei aber bei den Gästen die Frage entstanden, warum man dies angesichts der blutigen Auseinandersetzungen der Vergangenheit getan habe. Dem solle nun mit dem Versöhnungszeichen Rechnung getragen werden. Die nach dem friesischen Theologen Menno Simons benannten Mennoniten, die ein ursprüngliches Christentum befürworten, gingen aus der Täuferbewegung hervor: Die Taufe sollte nach bewusster Entscheidung für den Glauben erfolgen - also nur bei Erwachsenen. Im ganzen Heiligen Römischen Reich galt die Todesstrafe für "Wiedertäufer", viele ihrer Führer wurden ermordet. Reformator Martin Luther bezeichnete sie als "Ketzer", die ohne Gerichtsverhandlung "auch mit dem Schwert" zu strafen seien; nach dem Willen von Ulrich Zwingli sollten sie ausgerottet werden. Viele Mennoniten gehörten zu den ersten, die nach Nordamerika auswanderten.
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