News 15. 07. 2010

 

Missbrauch: In Österreich mindestens 34 Ermittlungsverfahren

Das ORF-Radio Ö1 bezieht sich in einem Bericht auf eine Erklärung der Justizministerin nach Parlamentarischer Anfrage der Grünen. Bandion-Ortner betont die kirchliche Bereitschaft zur Aufklärung.

Das Justizministerium hat Zahlen zu Ermittlungen betreffend Missbrauchsfälle in kirchlichen Institutionen bekanntgegeben. Demnach seien bei österreichischen Staatsanwaltschaften mit Stichtag 15. Mai dieses Jahres 34 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit sexueller und bzw. oder körperlicher Gewalt anhängig gewesen, berichtete das ORF-Radio Ö1 am Donnerstag. Das Radio bezog sich dabei auf eine Erklärung von Justizministerin Claudia Bandion-Ortner, die eine entsprechende Parlamentarische Anfrage der Grünen beantwortet hatte. Das ORF-Radio geht nach Eigenrecherche davon aus, dass es mittlerweile bereits mehr anhängige Verfahren gibt.

Schwere Vorwürfe

Mit mittlerweile 22 Verdächtigen ermittelt nach Angaben von Ö1 die Staatsanwaltschaft Innsbruck gegen die meisten Beschuldigten. Die Vorwürfe reichten demnach von Köperverletzung bis zu schwerem sexuellen Missbrauch. In Innsbruck würden verjährte kirchliche Fälle nicht gleich eingestellt, da sich ja Betroffene aus jüngerer Zeit melden könnten, berichtete das Radio. Dies würde für den jeweiligen Täter die Verjährung für ältere Fälle aufheben.

Ermittlungen in ganz Österreich

In Graz sei per Mitte Mai ein Ermittlungsverfahren mit 13 Beschuldigten anhängig gewesen, so der Ö1-Bericht. In Wien habe es mit Stichtag 15. Mai 2010 vier Beschuldigte gegeben. In Feldkirch seien drei, in Wels zwei und in St. Pölten, Linz und Steyr jeweils ein Verfahren anhängig gewesen. Mittlerweile gebe es auch in Salzburg zumindest einen Beschuldigten, berichtete Ö1. Außerdem seien mittlerweile zwei Anzeigen geprüft und eingestellt worden.

Schönborn und Bandion-Ortner über Zusammenarbeit einig

Die Justizministerin berichtete in diesem Zusammenhang auch von einem Gespräch mit Kardinal Christoph Schönborn im April dieses Jahres: "Ich habe darauf hingewiesen, dass eine Zusammenarbeit der kirchlichen Institutionen mit der Justiz unabdingbar ist", schreibt Bandion-Ortner in ihrer Beantwortung und betont: "Diese Ansicht wurde von Kardinal Schönborn geteilt."

Keine Anzeichen von „Vertuschung“

Den Berichten der Staatsanwaltschaften zufolgen hätten die Staatsanwaltschaften Graz, Innsbruck und Wels Unterlagen von kirchlicher Seite erhalten; ebenso habe die von Waltraud Klasnic geleitete Unabhängige Opferschutzkommission Unterlagen an die Staatsanwaltschaft Wien übermittelt. "Für die Annahme, dass diese Fälle vorher 'vertuscht' worden wären, liegen keine Anhaltspunkte vor", stellte Bandion-Ortner klar. "In dem erwähnten Gespräch vermittelte Kardinal Schönborn den Eindruck, dass die römisch-katholische Kirche der Aufklärung der vorgenannten Fälle große Bedeutung beimisst und daran interessiert ist, die Staatsanwaltschaften bei ihrer Arbeit zu unterstützen."

ORF-TVthek:

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