Deutschland:
Jugendamt trennt Missbrauchspastor vom eigenen Sohn
Der
Missbrauchsskandal in Schleswig-Holstein hat nach Informationen des
Norddeutschen Rundfunks für den ehemaligen Pastor erste Konsequenzen. Das
Jugendamt habe die 28-jährige Ehefrau und den sechsjährigen Sohn von dem
früheren Ahrensburger Pfarrer (72) getrennt, berichtete NDR 1 Welle Nord am
Mittwoch.
Der Junge und seine
Mutter seien auf Initiative des Jugendamtes bei einer befreundeten Familie
untergebracht worden. Jetzt gehe es vor allem um das Wohlergehen und die
Bedürfnisse des Kindes, wurde Jugendamtsleiter Wilhelm Hegermann zitiert.
Rücktritt von
Jepsen
Der Pastor soll
nach Kenntnis der Selbsthilfegruppe "Missbrauch in Ahrensburg" 22 Kinder und
Jugendliche in den 70er und 80er Jahren sexuell missbraucht haben. Wegen des
Falls war Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen kürzlich zurückgetreten. Ihr war
vorgehalten worden, konkreten Hinweisen auf die Missbrauchsfälle nicht
energisch genug nachgegangen zu sein.
Pflegekinder
In den vergangenen
Jahren sollen laut NDR auch mehrere Pflegekinder bei dem Ahrensburger Pastor
gewohnt haben. Hinweise auf sexuellen Missbrauch des sechsjährigen Sohnes
oder der Pflegekinder gebe es nach Angaben des Jugendamtes nicht, berichtete
der Sender. Allerdings liege dem Amt nur eine Pflegekind-Akte aus den 90er
Jahren vor.
Vertuscher
Unterdessen hat die
Selbsthilfegruppe "Missbrauch in Ahrensburg" der Kirche erneut vorgeworfen,
"dass Vertuschen und Aussitzen in der Nordelbischen Kirche zum System
geworden sind". Der 2. Vorsitzende Sebastian Kohn kritisierte insbesondere
eine Pröpstin, die nach Darstellung der Selbsthilfegruppe in zwei Fällen aus
dem Jahr 2009, in denen Pastoren in Lütjensee und Alt-Rahlstedt
Kinderpornographie vorgehalten wurde, die Öffentlichkeit darüber nicht
rechtzeitig informiert habe. Sie sollte sich aus den kirchlichen Gremien zur
Aufarbeitung der Ahrensburger Missbrauchsfälle zurückziehen, forderte Kohn.
"Ich möchte nicht, dass die Vertuscher daran beteiligt sind, auf die
Aufklärung Einfluss zu nehmen."
Verteidigung
Die Nordelbische
Kirche verteidigte die Pröbstin. Sie arbeite intensiv an der Aufklärung mit,
sagte Pastor Thomas Kärst, stellvertretender Pressesprecher der
Nordelbischen Evangelisch-Lutherische Kirche, am Mittwoch der dpa. In
Lütjensee und Alt-Rahlstedt seien von Anfang an alle Schritte eng mit
Polizei und Staatsanwaltschaft abgestimmt worden. "Dazu gehörten auch
Absprachen darüber, wie und wann die Öffentlichkeit informiert wurde."
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07. 2010: Hamburg: Evangelische Bischöfin Jepsen trat zurück
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