News 22. 07. 2010

Deutschland: Jugendamt trennt Missbrauchspastor vom eigenen Sohn

Der Missbrauchsskandal in Schleswig-Holstein hat nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks für den ehemaligen Pastor erste Konsequenzen. Das Jugendamt habe die 28-jährige Ehefrau und den sechsjährigen Sohn von dem früheren Ahrensburger Pfarrer (72) getrennt, berichtete NDR 1 Welle Nord am Mittwoch.

Der Junge und seine Mutter  seien auf Initiative des Jugendamtes bei einer befreundeten Familie untergebracht worden. Jetzt gehe es vor allem um das Wohlergehen und die Bedürfnisse des Kindes, wurde Jugendamtsleiter Wilhelm Hegermann zitiert.

Rücktritt von Jepsen

Der Pastor soll nach Kenntnis der Selbsthilfegruppe "Missbrauch in Ahrensburg" 22 Kinder und Jugendliche in den 70er und 80er Jahren sexuell missbraucht haben. Wegen des Falls war Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen kürzlich zurückgetreten. Ihr war vorgehalten worden, konkreten Hinweisen auf die Missbrauchsfälle nicht energisch genug nachgegangen zu sein.

Pflegekinder

In den vergangenen Jahren sollen laut NDR auch mehrere Pflegekinder bei dem Ahrensburger Pastor gewohnt haben. Hinweise auf sexuellen Missbrauch des sechsjährigen Sohnes oder der Pflegekinder gebe es nach Angaben des Jugendamtes nicht, berichtete der Sender. Allerdings liege dem Amt nur eine Pflegekind-Akte aus den 90er Jahren vor.

Vertuscher

Unterdessen hat die Selbsthilfegruppe "Missbrauch in Ahrensburg" der Kirche erneut vorgeworfen, "dass Vertuschen und Aussitzen in der Nordelbischen Kirche zum System geworden sind". Der 2. Vorsitzende Sebastian Kohn kritisierte insbesondere eine Pröpstin, die nach Darstellung der Selbsthilfegruppe in zwei Fällen aus dem Jahr 2009, in denen Pastoren in Lütjensee und Alt-Rahlstedt Kinderpornographie vorgehalten wurde, die Öffentlichkeit darüber nicht rechtzeitig informiert habe. Sie sollte sich aus den kirchlichen Gremien zur Aufarbeitung der Ahrensburger Missbrauchsfälle zurückziehen, forderte Kohn. "Ich möchte nicht, dass die Vertuscher daran beteiligt sind, auf die Aufklärung Einfluss zu nehmen."

Verteidigung

Die Nordelbische Kirche verteidigte die Pröbstin. Sie arbeite intensiv an der Aufklärung mit, sagte Pastor Thomas Kärst, stellvertretender Pressesprecher der Nordelbischen Evangelisch-Lutherische Kirche, am Mittwoch der dpa. In Lütjensee und Alt-Rahlstedt seien von Anfang an alle Schritte eng mit Polizei und Staatsanwaltschaft abgestimmt worden. "Dazu gehörten auch Absprachen darüber, wie und wann die Öffentlichkeit informiert wurde."

 

 

 

 

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