News 02. 08. 2010

Kothgasser eröffnete "Salzburger Hochschulwochen"

Mit einem Plädoyer, die Endlichkeit des Lebens nicht als beängstigende Bedrohung zu verstehen sondern als Chance, das Leben in seiner Einmaligkeit zu gestalten, haben der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff die heurigen "Salzburger Hochschulwochen" eröffnet. Die Annahme der Endlichkeit "bedeutet Menschlichkeit, weil sie jedem einzelnen Menschen Lebensraum gibt", so Kothgasser in seiner Eröffnungsansprache zu den Hochschulwochen, die vom 2. bis 8. August unter dem Titel "Endlich! Leben und Überleben" stattfinden.

Gemeinsam betonten Hoff und Kothgasser auch die Aktualität des Themas Endlichkeit: "Die politischen, ökonomischen und besonders die ökologischen Entwicklungen dieses Jahres fordern geradezu auf, sich der Aktualität des Themas mit grundsätzlicher Nachdenklichkeit zu stellen", so Hoff, der inhaltlich für die Hochschulwochen verantwortlich zeichnet. "Unser Leben und das der kommenden Generationen steht vor gesellschaftlichen Überlebensfragen", ergänzte Kothgasser laut "Kathpress".

"Ars moriendi" gegen die Angst vor dem Tod

Auf die unterschiedlichen Strategien des Menschen, mit seiner Endlichkeit umzugehen, ging der Münsteraner Theologe Klaus Müller im ersten Vortrag bei den heurigen Hochschulwochen ein. Endlichkeit ängstige den Menschen, daher habe er vielfältige Wege gefunden, dem "Skandal" des eigenen Todes zu begegnen. Als wichtigste Technik benannte Müller, der in Münster den Lehrstuhl für "Philosophische Grundfragen der Theologie" innehat, die enorme Beschleunigung der Lebensrhythmen, die "Grundelemente einer umgreifenden Suchtkultur" enthalten. Müller wörtlich: "Weil sich Sterblichkeit nicht abschütteln lässt, wird beschleunigt. Durch Geschwindigkeit wollen wir unsere Endlichkeit überspringen." Zum Problem würden diese Ausweichtechniken laut Müller durch das ihnen innewohnende Gewalt- und Eskalationspotenzial. So resultiere die Verdrängung der Endlichkeit aus einem Selbsterhaltungstrieb, dieser wiederum führe zu "unausweichlichen Konkurrenzsituationen" zwischen den Menschen, denen auch Gewalt entspringen könne. Dagegen plädierte Müller für eine Wiederentdeckung einer "ars moriendi", einer Kunst des Sterbens. Diese beginne dort, wo der Mensch lerne, seine Endlichkeit anzuerkennen, anzunehmen und zugleich "ans Ewige rührt". Theologisch lasse sich laut Müller die Endlichkeitserfahrung auch christologisch auffangen - so etwa dort, wo der Glaube davon ausgeht, "dass Gott selbst ein sterblicher Mensch geworden ist". Damit gewinne die Endlichkeit eine Würde, die von der "Angst, zu wenig zu sein und zu haben", befreie, so der Theologe.

Neue "Theorie der Knappheit"

Aus einer ökonomischen Perspektive näherte sich der zweite Vortragende des ersten Tages der Hochschulwochen, der FAZ-Journalist Rainer Hank, dem Thema Endlichkeit. Nur was knapp und also endlich ist, werde laut Hank wertgeschätzt. Das Ungleichgewicht zwischen prinzipiell unbegrenzten menschlichen Wünschen und der Knappheit der verfügbaren Ressourcen bilde den Ursprung der Ökonomie. Notwendig sei daher heute eine neue "Theorie der Knappheit", die mit "melancholischem Grundton" herauszuarbeiten hätte, dass "das Paradies hinter uns liegt" und Knappheit die bestimmende Erfahrung der Gegenwart sei. Diese Erfahrung der Knappheit müsse dabei nicht per se negativ sein, vielmehr lehre sie eine neue Wertigkeit: "Ein Leben im Überfluss wäre fürchterlich. Wer alles haben kann, will nichts haben", so Hank. Knappheit sei daher die Grundlage für die Achtung vor der Welt überhaupt. Somit komme auch die Frage nach dem "guten Leben" heute nicht mehr ohne eine Reflexion auf das Phänomen der Knappheit und ohne eine neue Wertschätzung der Selbstbeschränkung aus. "Ein Schlaraffenland ist nicht wünschenswert", so der Journalist.

Nachdenken über die Endlichkeit

In den nächsten Tagen werden in Salzburg Philosophen, Naturwissenschaftler und Politiker das Thema Endlichkeit aus unterschiedlichen Richtungen beleuchten, darunter etwa der deutsche Naturwissenschaftler und Nachhaltigkeits-Experte Ernst Ulrich von Weizsäcker, der Ethiker und Philosoph Bert Godijn, der Molekular-Genetiker Michael Breitenbach, der Frankfurter Politikwissenschaftler Johannes Fried und der Augsburger evangelische Theologe Godwin Lämmermann.

 

 

Tipp:

- 02.-08.08.2010 / Salzburg "Salzburger Hochschulwochen" über Endlichkeit des Lebens

 

 

 

 

 

 
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