News 12. 10. 2010

Das Verhältnis von Psychotherapie und Beichte

Dem spannungsreichen (Nah-)Verhältnis von Psychotherapie und Beichte will eine Fachtagung nachgehen, die am 16. Oktober an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. im Zisterzienserstift Heiligenkreuz stattfindet.

Ausgerichtet wird die Tagung "Psychotherapie & Beichte" vom "Institut für Religiosität in Psychiatrie & Psychotherapie" (RPP), dessen Ziel es ist, Religionswissenschaften, Theologie, Psychotherapie und Psychologie in einen wissenschaftlichen Dialog zu bringen. Unter den Referenten sind u. a. der Wiener Psychiater Raphael M. Bonelli, "Missio"-Nationaldirektor P. Leo Maasburg und die Dresdner Religionsphilosophin Prof. Hanna Barbara Gerl-Falkovitz.

Eröffnet wird die Tagung am Samstag, 16. Oktober, mit einem Vortrag des Berliner Psychologen Prof. Michael Linden unter dem Titel "Wie wirkt Psychotherapie?" Es folgen Vorträge von P. Maasburg zum Thema "Wie wirkt Beichte?", von P. Bernhard Vosicky zu "Wen schickt der Beichtvater zum Psychiater?" und Raphael M. Bonelli spricht zu "Psychologie der Beichte". Den Endpunkt setzt schließlich der Vortrag von Prof. Hanna Barbara Gerl-Falkovitz unter dem Titel "Nur im Absoluten gibt es Absolution. Zur Unterscheidung von Psychotherapie und Seelsorge".

Schuld, Selbsterkenntnis und Selbstbewusstsein

Das enge Miteinander von Psychotherapie und Beichte hat der Veranstalter und Mitbegründer des Instituts RPP, Raphael M. Bonelli, unlängst in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" betont. "Ein Mensch, der regelmäßig beichtet, erreicht im Normalfall einen hohen Grad an Selbsterkenntnis, weil er die Fähigkeit entwickelt, seine Emotionen, Gefühle, Leidenschaften und Taten zu hinterfragen und mit seiner Vernunft zu beurteilen." Dies führe - ähnlich wie eine gelungene Psychotherapie - zu einem "gesunden Selbstbewusstsein".

 

Insofern sei die Beichte aus psychologischer Sicht als Möglichkeit zu begreifen, "durch mutige Gewissenserforschung in die Abgründe des Halbbewussten und sogar Unbewussten herabzusteigen und schwelende innere Konflikte durch bewusstes pointiertes Aussprechen vor einem Vertreter Gottes zu neutralisieren." Das Aussprechen der eigenen Schuld "vor einem bevollmächtigten Dritten" sei deshalb "aus gläubiger Sicht heilsrelevant und psychologisch gesehen heilsam", so Bonelli.

 
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