Das Verhältnis von Psychotherapie und Beichte
Dem spannungsreichen (Nah-)Verhältnis von Psychotherapie und Beichte
will eine Fachtagung nachgehen, die am 16. Oktober an der
Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. im Zisterzienserstift
Heiligenkreuz stattfindet.
Ausgerichtet wird die Tagung "Psychotherapie & Beichte"
vom "Institut für Religiosität in Psychiatrie & Psychotherapie" (RPP),
dessen Ziel es ist, Religionswissenschaften, Theologie, Psychotherapie und
Psychologie in einen wissenschaftlichen Dialog zu bringen. Unter den
Referenten sind u. a. der Wiener Psychiater Raphael M. Bonelli,
"Missio"-Nationaldirektor P. Leo Maasburg und die Dresdner
Religionsphilosophin Prof. Hanna Barbara Gerl-Falkovitz.
Eröffnet wird die Tagung am Samstag, 16. Oktober, mit
einem Vortrag des Berliner Psychologen Prof. Michael Linden unter dem Titel
"Wie wirkt Psychotherapie?" Es folgen Vorträge von P. Maasburg zum Thema
"Wie wirkt Beichte?", von P. Bernhard Vosicky zu "Wen schickt der
Beichtvater zum Psychiater?" und Raphael M. Bonelli spricht zu "Psychologie
der Beichte". Den Endpunkt setzt schließlich der Vortrag von Prof. Hanna
Barbara Gerl-Falkovitz unter dem Titel "Nur im Absoluten gibt es Absolution.
Zur Unterscheidung von Psychotherapie und Seelsorge".
Schuld, Selbsterkenntnis und Selbstbewusstsein
Das enge Miteinander von Psychotherapie und Beichte hat
der Veranstalter und Mitbegründer des Instituts RPP, Raphael M. Bonelli,
unlängst in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung
"Der Sonntag" betont. "Ein Mensch, der regelmäßig beichtet, erreicht im
Normalfall einen hohen Grad an Selbsterkenntnis, weil er die Fähigkeit
entwickelt, seine Emotionen, Gefühle, Leidenschaften und Taten zu
hinterfragen und mit seiner Vernunft zu beurteilen." Dies führe - ähnlich
wie eine gelungene Psychotherapie - zu einem "gesunden Selbstbewusstsein".
Insofern sei die Beichte aus psychologischer Sicht als
Möglichkeit zu begreifen, "durch mutige Gewissenserforschung in die Abgründe
des Halbbewussten und sogar Unbewussten herabzusteigen und schwelende innere
Konflikte durch bewusstes pointiertes Aussprechen vor einem Vertreter Gottes
zu neutralisieren." Das Aussprechen der eigenen Schuld "vor einem
bevollmächtigten Dritten" sei deshalb "aus gläubiger Sicht heilsrelevant und
psychologisch gesehen heilsam", so Bonelli. |