Vatikan: Papst-Äußerungen zu Kondomen keine "revolutionäre Wende"
Der Vatikan vertrete weiterhin die Auffassung, dass die Aids-Problematik
nicht mit Kondomen zu lösen sei, so Vatikan-Sprecher Federico Lombardi
Die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. zur Nutzung von
Kondomen im Kampf gegen Aids sind nach Auffassung des Vatikans kein Beleg
für eine "revolutionäre Wende" innerhalb der katholischen Kirche. "Bis heute
haben wir diese Ansichten aber noch nie mit einer solchen Deutlichkeit aus
dem Munde eines Papstes gehört, auch wenn dies in informeller und nicht
offizieller Weise geschehen ist", erklärte Vatikan-Sprecher Federico
Lombardi am Sonntag. Die Argumentation des Papstes in den Gesprächen mit dem
Publizisten Peter Seewald, die kommende Woche in Buchform erscheinen, könne
aber nicht als "revolutionäre Wende" bezeichnet werden.
Aids-Problematik nicht mit Kondomen lösbar
Lombardi betonte in seiner Mitteilung ausdrücklich,
dass Benedikt XVI. Kondome nur in Ausnahmefällen erlaubt habe. Das Oberhaupt
der katholischen Kirche hatte sich in dem Buch mit Blick auf den Kampf gegen
Aids auf "begründete Einzelfälle" bezogen, um die Ansteckungsgefahr zu
verringern. "Der Papst hat eine außergewöhnliche Situation betrachtet, in
der das Ausüben von Sexualität eine wahre Gefahr für das Leben des Anderen
darstellt", erklärte Lombardi. Der Vatikan vertrete weiterhin die
Auffassung, dass die Aids-Problematik nicht mit Kondomen zu lösen sei.
"Die Doktrin an sich wird nicht geändert",
kommentierte der Chef der Vatikanzeitung, Giovanni Maria Vian, die
Veröffentlichungen im Mailänder "Corriere della Sera" (Sonntag). Die Öffnung
sei viel mehr der "Realismus des Hirten".
Lobende Reaktionen
Hilfsgruppen und liberale Katholiken werteten die
jüngsten Äußerungen als Durchbruch im Kampf gegen die Krankheit. "Es ist ein
wunderbarer Sieg für gesunden Menschenverstand und Vernunft", erklärte die
liberale US-Organisation "Catholics for Choice". Der Papst stelle sich
endlich der Realität, urteilte die Aids-Hilfsgruppe "Act Up Paris". Lobende
Worte gab es auch vom UN-Programm gegen Aids (UNAIDS). Dass das Oberhaupt
der katholischen Kirche die Nutzung von Präservativen in Einzelfällen für
erlaubt erklärt habe, sei ein „entscheidender und positiver Schritt nach
vorn“, erklärte UNAIDS-Chef Michel Sidibe gestern in Genf.
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