News 11. 03. 2011

Prager Weihbischof Maly nimmt Haag-Preis nicht entgegen

Der Prager Weihbischof Vaclav Maly wird den Herbert-Haag-Preis nicht entgegennehmen. Das teilte der Sprecher der Erzdiözese Prag am Freitag in einer Aussendung im Hinblick auf die Auszeichnung der Schweizer "Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche" mit, die am 2. April in Wien überreicht wird. Maly sieht in der Preisverleihung "auch einen Protest gegen 'Rom'" und verzichtet deshalb auf eine Teilnahme an der Feier in Wien, hieß es.

Neben Maly sollen auch andere Mitglieder der Untergrundkirche in der ehemaligen CSSR sowie der aus Österreich stammende Bibelwissenschaftler Walter Kirchschläger geehrt werden. Der heute 60-jährige Vaclav Maly war Unterzeichner der "Charta 77", die Gerechtigkeit und Freiheit in der kommunistischen Tschechoslowakei einforderte. 1979 verbot ihm die damalige Staatsführung die Ausübung des priesterlichen Dienstes, Maly wurde wegen "Republik-Subversion" angeklagt. Anfang der 1980er Jahre war er Sprecher der Charta 77, im "Wende"-Jahr 1989 wurde der enge "Weggefährte" des späteren Staatspräsidenten Vaclav Havel Sprecher des Bürgerforums Prag. Nach dem Wirken als Pfarrer in Prager Gemeinden wurde Maly 1996 von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Prag ernannt.

Maly begründete seine Entscheidung in einem Brief an die Herbert-Haag-Stiftung, wie die Erzdiözese Prag weiter informierte: Nach Medienberichten über die diesjährige Preisverleihung habe er den Eindruck gewonnen, "dass mit dem Akt der Preisverleihung vor allem ein Protest gegen 'Rom' beabsichtigt wird". Maly weiter: "Wenn auch einige Schritte sowie Äußerungen 'Roms' in mir Fragen wecken, so halte ich es trotzdem weder für nützlich noch für zielführend, diese Art und Weise zu wählen."

Priesterin unter den Geehrten

Unbehagen äußerte der Weihbischof auch an der Tatsache, dass Ludmila Javorova zu den in Wien Auszuzeichnenden gehöre. Sie wurde vom tschechischen "Untergrundbischof" Felix M. Davidek erst zur Priesterin geweiht und später zur Generalvikarin ernannt. Der Kontext der Einladung erwecke den Eindruck, "die Frage der Frauenordination stünde schon außer jeglichem Zweifel". Bischof Maly hält zwar "auf diesem Gebiet eine freie und sorgfältige Diskussion" für "angebracht", kommt aber zum Entschluss: "Unter solchen Umständen halte ich jedoch meine Teilnahme an der Preisverleihung für nicht förderlich."

Bei aller Offenheit, "die mir manchmal auch Schwierigkeiten einbringt", bemühe er sich "um Ausgeglichenheit", schrieb Maly. Er wolle "ohne Verbissenheit und ohne unbrüderliche Härte" seinen eigenen bisherigen Weg weitergehen.

Für „freie Meinungsäußerung oder mutiges Handeln in der Christenheit“

Die Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche würdigt mit ihrer alljährlichen Auszeichnung "freie Meinungsäußerung oder mutiges Handeln in der Christenheit". Präsident der Stiftung ist der Schweizer Konzilstheologe Hans Küng. Er wird bei der Preisverleihung am 2. April 2011 (14.30 bis 17 Uhr) in der Donaucity-Kirche in Wien ebenso sprechen wie die anwesenden Preisträger sowie Hochschulseelsorger Msgr. Helmut Schüller (Wien), Ex-Vizekanzler Erhard Busek (Wien), Hans Jorissen (Bonn) und Erwin Koller (Zürich).

Zur Preisverleihung erscheint im Exodus Verlag Luzern der Sammelband "Die verratene Prophetie, Die tschechoslowakische Untergrundkirche zwischen Vatikan und Kommunismus".

 

Mehr zum Thema:

8.3.2011: Hans Küng für „konstruktiven Ungehorsam“ in der Kirche

 

www.herberthaag-stiftung.ch

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang