Prager Weihbischof Maly nimmt Haag-Preis nicht entgegen
Der Prager Weihbischof Vaclav Maly wird den Herbert-Haag-Preis nicht
entgegennehmen. Das teilte der Sprecher der Erzdiözese Prag am Freitag in
einer Aussendung im Hinblick auf die Auszeichnung der Schweizer
"Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche" mit, die am 2. April in
Wien überreicht wird. Maly sieht in der Preisverleihung "auch einen Protest
gegen 'Rom'" und verzichtet deshalb auf eine Teilnahme an der Feier in Wien,
hieß es.
Neben Maly sollen auch andere Mitglieder der
Untergrundkirche in der ehemaligen CSSR sowie der aus Österreich stammende
Bibelwissenschaftler Walter Kirchschläger geehrt werden. Der heute
60-jährige Vaclav Maly war Unterzeichner der "Charta 77", die Gerechtigkeit
und Freiheit in der kommunistischen Tschechoslowakei einforderte. 1979
verbot ihm die damalige Staatsführung die Ausübung des priesterlichen
Dienstes, Maly wurde wegen "Republik-Subversion" angeklagt. Anfang der
1980er Jahre war er Sprecher der Charta 77, im "Wende"-Jahr 1989 wurde der
enge "Weggefährte" des späteren Staatspräsidenten Vaclav Havel Sprecher des
Bürgerforums Prag. Nach dem Wirken als Pfarrer in Prager Gemeinden wurde
Maly 1996 von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Prag ernannt.
Maly begründete seine Entscheidung in einem Brief an
die Herbert-Haag-Stiftung, wie die Erzdiözese Prag weiter informierte: Nach
Medienberichten über die diesjährige Preisverleihung habe er den Eindruck
gewonnen, "dass mit dem Akt der Preisverleihung vor allem ein Protest gegen
'Rom' beabsichtigt wird". Maly weiter: "Wenn auch einige Schritte sowie
Äußerungen 'Roms' in mir Fragen wecken, so halte ich es trotzdem weder für
nützlich noch für zielführend, diese Art und Weise zu wählen."
Priesterin unter den Geehrten
Unbehagen äußerte der Weihbischof auch an der Tatsache,
dass Ludmila Javorova zu den in Wien Auszuzeichnenden gehöre. Sie wurde vom
tschechischen "Untergrundbischof" Felix M. Davidek erst zur Priesterin
geweiht und später zur Generalvikarin ernannt. Der Kontext der Einladung
erwecke den Eindruck, "die Frage der Frauenordination stünde schon außer
jeglichem Zweifel". Bischof Maly hält zwar "auf diesem Gebiet eine freie und
sorgfältige Diskussion" für "angebracht", kommt aber zum Entschluss: "Unter
solchen Umständen halte ich jedoch meine Teilnahme an der Preisverleihung
für nicht förderlich."
Bei aller Offenheit, "die mir manchmal auch
Schwierigkeiten einbringt", bemühe er sich "um Ausgeglichenheit", schrieb
Maly. Er wolle "ohne Verbissenheit und ohne unbrüderliche Härte" seinen
eigenen bisherigen Weg weitergehen.
Für „freie Meinungsäußerung oder mutiges Handeln in der Christenheit“
Die Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche
würdigt mit ihrer alljährlichen Auszeichnung "freie Meinungsäußerung oder
mutiges Handeln in der Christenheit". Präsident der Stiftung ist der
Schweizer Konzilstheologe Hans Küng. Er wird bei der Preisverleihung am 2.
April 2011 (14.30 bis 17 Uhr) in der Donaucity-Kirche in Wien ebenso
sprechen wie die anwesenden Preisträger sowie Hochschulseelsorger Msgr.
Helmut Schüller (Wien), Ex-Vizekanzler Erhard Busek (Wien), Hans Jorissen
(Bonn) und Erwin Koller (Zürich).
Zur Preisverleihung erscheint im Exodus Verlag Luzern
der Sammelband "Die verratene Prophetie, Die tschechoslowakische
Untergrundkirche zwischen Vatikan und Kommunismus".
Mehr zum Thema:
8.3.2011: Hans Küng für „konstruktiven Ungehorsam“ in der Kirche
www.herberthaag-stiftung.ch
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