Nanni Morettis Film "Habemus Papam" entzweit Italiens Katholiken
Nanni Morettis Film "Habemus Papam" hat unter den Katholiken in Italien
unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Neben kirchlichem Lob waren am
Wochenende in der katholischen Tageszeitung "Avvenire" auch bischöfliche
Kritik und ein Boykott-Aufruf zu lesen.
Auf der Meinungsseite von „Avvenire“ spricht der
Vatikanjournalist der Nachrichtenagentur AGI, Salvatore Izzo, von einem
Film, der "unsere Religion beleidigt" und nicht durch Kinogänger finanziert
werden sollte. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" äußerte sich bisher
nicht über die Komödie.
Die Wahl eines fragilen und hilfsbedürftigen Kardinals
zum Kirchenoberhaupt sei "Farce", so Izzo. Der Bischof von Mantua, Roberto
Busti, kritisierte den Film als "heuchlerisch". Man wisse, dass jeder
neugewählte Papst Angst vor der Aufgabe habe, die Komödie verschweige
jedoch, dass der Glaube in dem Fall Zuversicht biete.
Lob aus TV und Radio
Der Fernsehsender der Italienischen Bischofskonferenz,
TV2000, bezeichnete "Habemus Papam" hingegen als überzeugend. Der Sender
sprach Regisseur Moretti ein "glückliches Händchen" zu und lud ihn zu einem
Interview am Dienstag ein. Das Urteil von Radio Vatikan lautete "keine
Ironie, keine Karikaturen. Alles sehr menschlich". Auch der Jesuit und
Filmkritiker der Zeitschrift "Civilta Cattolica", Virgilio Fantuzzi, sagte,
Moretti habe "gute Arbeit" geleistet. Für den Vatikanisten der Turiner
Zeitung "La Stampa", Andrea Tornielli, ist der Film eine "gut gemeinte
Komödie, aber bestimmt kein Meisterwerk".
Die Komödie "Habemus Papam" erzählt die Geschichte
eines Kardinals (Michel Piccoli), der sich nach seiner Wahl zum Papst
weigert, auf dem Petersplatz vor die Öffentlichkeit zu treten. Stattdessen
taucht er für drei Tage im Alltagsleben der Stadt Rom unter. Ein Psychiater
(Nanni Moretti) wird zur Behandlung des Papstes in den Vatikan gerufen.
Unterdessen versucht der Sprecher des Papstes (Jerzy Stuhr), dessen Flucht
mit Hilfe eines Schweizergardisten (Gianluca Gobbi) zu vertuschen. Nach
seiner Rückkehr von seinem Ausflug in das weltliche Leben wendet sich der
Papst schließlich mit einer ungewöhnlichen Ansprache an die Menschen.
Originalaufnahmen verwendet
Für die Massenszenen während des Papstbegräbnisses vor
dem Konklave verwandte Moretti auch dokumentarische Aufnahmen von den
Trauerfeiern für Johannes Paul II. Im Vatikan selbst wurde nicht gedreht.
Die Kulissen für das Konklave und die Szenen im Vatikan wurden teils
nachgebaut, teils fanden die Dreharbeiten an römischen Orten wie der Villa
Medici, dem Palazzo Farnese und dem Palazzo Barberini statt.
Seit dem Kinostart am Freitag verzeichnete der Film am
Wochenende in Italien die zweitmeisten Besucherzahlen und spielte knapp 1,3
Millionen Euro ein. Ob der Film anschließend auch in anderen Ländern
vertrieben wird, konnte eine Sprecherin der Produktionsgesellschaft auf
Anfrage der deutschen katholischen Nachrichten-Agentur KNA nicht bestätigen.
Sicher ist, dass "Habemus Papam" bei den nächsten
Festspielen von Cannes als italienischer Wettbewerbsbeitrag ins Rennen geht.
Nanni Moretti hatte bereits 2001 für "Das Zimmer meines Sohnes" in Cannes
die Goldene Palme erhalten.
(KAP)
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