Fronleichnam: Festliche Prozessionen in ganz Österreich
Die katholische Kirche feiert am Donnerstag das Fest Fronleichnam. In
ganz Österreich finden an diesem Tag feierliche Prozessionen in den
Pfarrgemeinden statt. Insgesamt werden dazu mehr als zwei Millionen
Teilnehmer erwartet.
In Wien führt Kardinal Christoph Schönborn zu
Fronleichnam den traditionellen "Stadtumgang": Um 8.30 Uhr feiert der Wiener
Erzbischof den Festgottesdienst im Stephansdom, um 9.30 Uhr beginnt die
Prozession. Sie führt über die Kärntnerstraße, die Augustinerstraße, den
Michaelerplatz, Kohlmarkt und Graben zurück zum Stephansplatz. Die drei
Altäre, bei denen jeweils eine Andacht mit Predigt und Segen gehalten wird,
befinden sich auf dem Josefsplatz, vor der Dreifaltigkeitssäule am Graben
und vor dem Stephansdom.
Zu Fronleichnam bezeugen die Katholiken ihren Glauben
an die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. Das
Wort Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen (vron = Herr; lichnam =
lebendiger Leib) und bedeutet also "Lebendiger Leib des Herrn". In den
Prozessionen wird deshalb die konsekrierte Hostie in einem Schaugefäß, der
Monstranz, mitgetragen.
Prozessionen seit 1400
Die Fronleichnamsprozessionen kamen um das Jahr 1400 in
Brauch. Auch die Tradition des Wiener "Stadtumgangs" reicht in diese Zeit
zurück: Im Jahr 1363 lud der Herzog Rudolf IV. erstmals zur öffentlichen
Fronleichnamsprozession durch die Stadt ein.
Auch in den anderen Diözesanhauptstädten finden große
Fronleichnamsprozessionen statt. Im Salzburger Dom beginnt die
Fronleichnamsfeier mit Erzbischof Alois Kothgasser um 9 Uhr. Nach dem
Gottesdienst führt die Prozession durch die Salzburger Altstadt. In Graz
feiert Bischof Egon Kapellari um 8 Uhr den Festgottesdienst im Dom. Im
Anschluss findet die Prozession zum Hauptplatz statt, wo der Grazer Bischof
den Eucharistischen Segen erteilt. In Innsbruck lädt Bischof Manfred Scheuer
am Fronleichnamstag zur traditionellen Tiroler Landesprozession. Nach dem
Pontifikalamt im Dom St. Jakob um 8 Uhr führt die Prozession zur Annasäule
und dann über das Landesmuseum Ferdinandeum zurück zum Domplatz.
Eindrucksvolle Seeprozessionen
Zu den eindrucksvollsten Fronleichnamsprozessionen
zählen die traditionellen Seeprozessionen im Salzkammergut und in Kärnten.
Das Fest auf dem Hallstättersee beginnt um 9 Uhr mit dem Hochamt in der
Pfarrkirche, anschließend findet die Seeprozession statt. So bekannt wie die
seit dem 17. Jahrhundert jährlich durchgeführte Prozession in der
Weltkulturerbe-Stadt sind auch die einzigartigen Fronleichnamslieder, die
eigens für die Prozession in Hallstatt komponiert worden sind.
Weitere Seeprozessionen gibt es u.a. am Traunsee und
dem Kärntner Millstätter See. Im oberösterreichischen Aschach an der Donau
findet ein Teil der Fronleichnamsprozession stets auf dem Wasser statt.
"Prangstangen" im Pongau
Im Salzburger Pongau ist es üblich, die sogenannten
"Prangstangen" in der Prozession mitzutragen. Die Träger der bis zu 60 Kilo
schweren, von den Frauen der Dörfer mit bunten Alm- und Wiesenblumen
geschmückten Stangen müssen noch unverheiratete junge Burschen sein. Die
"Prangstangen" werden nach der Prozession in den Kirchen aufgestellt und
verbleiben dort meist den ganzen Sommer bis zum Fest der Aufnahme Mariens in
den Himmel am 15. August. Wie bei anderen kirchlichen Bräuchen hatte die
stark deutschnational eingestellte volkskundliche Wissenschaft am Ende des
19. Jahrhunderts versucht, auch den "Prangstangen" einen "heidnischen"
Ursprung zu unterlegen.
(KAP)
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