News 09. 08. 2011

50. Jahrestag des Mauerbaus: Kirchen in Berlin erinnern an Opfer

Mit einer ökumenischen Andacht in der Berliner "Kapelle der Versöhnung" erinnern die evangelische und die katholische Kirche am kommenden Samstag an den 50. Jahrestag der Errichtung der Berliner Mauer am 13. August 1961.

In der Kapelle auf dem Gelände der Mauergedenkstätte in Berlin-Mitte beginnt um 11.15 Uhr eine ökumenische Andacht mit dem katholischen Weihbischof Matthias Heinrich und dem evangelischen Landesbischof Markus Dröge. Auch der deutsche Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel haben ihre Teilnahme an der Gedenkfeier angekündigt. Bereits in der Nacht von Freitag auf Samstag werden von Mitternacht bis 6 Uhr früh in der Kapelle die Biografien der an der Mauer getöteten Menschen verlesen. Auf Anregung des Ökumenischen Rats der Kirchen sollen zudem am 13. August um 12 Uhr Kirchenglocken in ganz Berlin erklingen und eine Schweigeminute einläuten.

Gotteshaus aus gestampftem Lehm

Der Schauplatz der ökumenischen Andacht, die "Kapelle der Versöhnung", hat einen Österreichbezug: Sie wurde nach Plänen der Berliner Architekten Peter Sassenroth und Rudolf Reitermann vom österreichischen Lehmbauspezialisten Martin Rauch errichtet. Das ungewöhnliche Gotteshaus ist ein oval geformter Stampflehmbau mit einem den Innenraum umschließenden Wandelgang, der nach außen von einer lichtdurchlässigen Holzlamellen-Ummantelung begrenzt wird. Die feierliche Einweihung erfolgte im Jahr 2000.

Die "Kapelle der Versöhnung" auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Ost- und Westberlin wurde genau am Standort der ehemaligen Versöhnungskirche errichtet. Seit dem Mauerbau 1961 lag die Kirche der evangelischen Versöhnungsgemeinde unerreichbar im Todesstreifen und wurde zum mahnenden Symbol der Teilung Deutschlands und Europas. Im Zuge des stetigen Grenzausbaus wurde sie 1985 auf Befehl der DDR-Regierung gesprengt. Nach der Wiedervereinigung erhielt die Versöhnungsgemeinde ihr Kirchengrundstück mit der Auflage zurück, es für sakrale Zwecke zu nutzen.

Ort der Erinnerung und Andacht

Integriert in die neue Kapelle ist die freigelegte Kellertreppe der alten Kirche mit Resten einer 1961 beim Mauerbau zugemauerten Kellertür, über der das gerettete Altarbild steht. Es befindet sich in einer Nische, die als Lichtschacht das kupferbeschlagene Dach überragt. Daran schließt der ovale, nach Osten ausgerichtete Kern der Kapelle aus massivem Stampflehm an. Im neuen Altar der Kapelle liegt das Mauertotenbuch. Vor der Kapelle sind die geretteten Glocken der gesprengten Versöhnungskirche in einem Holzgerüst aufgehängt. Sie werden von Hand geläutet.

Die Kapelle ist die Gottesdienststätte der evangelischen Versöhnungsgemeinde und zugleich Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer. Gemeindemitgliedern wie Besuchern dient die Kapelle als Ort der Erinnerung und Andacht. Regelmäßig wird hier der Todesopfer an der Berliner Mauer gedacht.

Ihr Erbauer Martin Rauch ist ein 1958 geborener Vorarlberger, der bereits mehrfach Sakralbauten aus Lehm gestaltete. So gehen u.a. das Geistliche Zentrum Embach, das Kirchenzentrum Riem sowie Friedhöfe in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf seine Entwürfe zurück. Zum Lehmbau kam Rauch - wie es auf der Webseite www.lehmtonerde.at heißt - nicht über die Architektur, sondern über seine Ausbildung und erste Arbeiten als Keramiker, Ofenbauer und Bildhauer.

(KAP)

 
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