News 24. 08. 2011

Streit um istrisches Kloster trotz Rückgabe an den Staat nicht gelöst

Der Streit um das Kloster Dajla in Istrien zwischen dem Vatikan, der Ortskirche ist trotz der Rückgabe der Immobilie an den Staat noch nicht gelöst.

Im Streit um das Kloster Dajla in Istrien zwischen der Diözese Porec-Pula und dem Vatikan ist nach wie vor kein Ende in Sicht: Obwohl das kroatische Justizministerium entschieden hat, dass das Kloster samt Grundbesitz an den Staat zurückfallen soll, beharrt Diözesanbischof Ivan Milovan darauf, gegenüber dem Vatikan und dem Kaptol, dem Bischofssitz in Zagreb, Recht gehabt zu haben. Demnach habe die istrische Diözese das Kloster und umliegende Häuser selbst, beziehungsweise durch die Firma Benedikt d.o.o., gekauft. Dadurch gehört das Kloster zum Teil auch der Diözese Linz.

Das Kloster Dajla gehörte bis zum Zweiten Weltkrieg den Benediktinern aus Praglia (Padua), diese wurden jedoch vom sozialistischen Regime enteignet und vertrieben. Ende der 90er Jahre übergab die Republik Kroatien die Immobilien, das Kloster und dazugehörige Grundstücke, der Diözese Porec-Pula.

Rechtmäßig erworben?

So ganz stimme das nicht, sagt nun Bischof Milovan in einem Brief an die Bischöfe, aus dem die Zeitung "Vecernji list" zitiert. Laut Milovan seien die Italiener vom italienischen Staat mit sechs Millionen Euro entschädigt worden. Das Kloster und einige dazugehörige Gebäude habe aber die Firma Benedikt d.o.o., die der Diözese Linz, der Diözese Porec-Pula und der Pfarre Dalja gehört, von der Firma Istraturist gekauft, so Milovan in dem Brief. Man habe die Liegenschaften also weder von den Benediktinern noch vom Staat bekommen, sondern ihn gekauft.

Die Linzer Diözesane Immobilien-Stiftung halte 50 Prozent der Anteile an der Benedikt d.o.o., erklärte Vorstand Karin Preining der APA. Die Gesellschaft habe nach kroatischem Recht einige Liegenschaften im Wege einer Sacheinlage erhalten und einige Flächen, im Wesentlichen in den Jahren 2000 bis 2004, gekauft. Ursprungsidee für die Gesellschaft war, ein Bildungshaus für die Diözese vor Ort zu entwickeln, ein Ferienhaus für Menschen mit Beeinträchtigungen in Kombination mit einer sanften touristischen Nutzung des gesamten Areals in Dajla. "Selbstverständlich werden wir uns – bei einem Rückfall an den kroatischen Staat – erneut mit den Eigentumsverhältnissen beschäftigen", so Preining. Derzeit könne die Diözese allerdings keine konkreten Aussagen treffen, da ihr noch kein umfassendes Bild der Gesamtsituation vorliege.

Innerkirchliche Lösung nicht möglich

Milovan und andere Geistliche der Diözese hatten sich vor mehreren Wochen, auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung, einstimmig dafür ausgesprochen, das Kloster dem Staat zurückzugeben. An dieser Entscheidung hält Milovan auch heute fest: "Ich hoffe, dass alle die Entscheidung der Republik Kroatien akzeptieren und dass damit der Konflikt beendet ist, der der gesamten Kirche großen Schaden zugefügt hat", so Milovan.

Laut Darstellung des Kirchenmediums "Glas Koncila", dem Organ der Erzdiözese Zagreb, haben die Benediktiner die Entschädigung des italienischen Staates nicht angenommen. Als das Kloster wieder an die Kirche, sprich die Diözese Porec-Pula ging, versuchte man sich im Jahr 2000 innerkirchlich zu einigen. Die Benediktiner hätten sich 2006 mit der Diözese auf die Aufteilung der Immobilien verständigt und beschlossen, keine zivilen Gerichte anzurufen. Trotzdem bestritten die Italiener noch den offiziellen Rechtsweg gegen die Diözese, die Republik Kroatien, die Pfarre Dajla sowie die Stadt Novigrad, was die Beziehungen erschwerte, so "Glas Koncila". Darauf setzte Papst Benedikt XVI. eine Kommission ein, die die Entscheidung aus dem Jahr 2006 durchführen sollte.

Ende ungewiss

Dies führte letztendlich zum Aufstand, der Anfang August an die Öffentlichkeit gelangte. Denn der Vatikan setzte im Juli den spanischen Bischof Santos Abrila y Castello als Kommissar ein, der den Vertrag zur Aufteilung des Dajla-Besitzes statt Bischof Milovan unterschrieb. Die istrische Diözese sollte demnach 60 Prozent des Besitzes – das Kloster und 272 Hektar Land – erhalten, die Benediktiner in Italien den Rest – 186 Hektar Land sowie eine Entschädigung über 4,5 Millionen Euro für Besitz, den die Diözese verkauft hatte.

Die Diözese und ihr Bischof sträubten sich allerdings gegen diese Lösung, gingen an die Öffentlichkeit und forderten die Hilfe der Regierung ein. Die Versuche des Vatikan und des Zagreber Kardinals Josip Bozanic, den Konflikt daraufhin innerkirchlich zu lösen blieben erfolglos. Das Justizministerium sprach vor zehn Tagen ein Machtwort, was der Vatikan scharf kritisierte. Klagen sind nicht ausgeschlossen.

(APA)

 
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