Streit um istrisches Kloster trotz Rückgabe an den Staat nicht gelöst
Der Streit um das Kloster Dajla in Istrien zwischen dem Vatikan, der
Ortskirche ist trotz der Rückgabe der Immobilie an den Staat noch nicht
gelöst.
Im Streit um das Kloster Dajla in Istrien zwischen der
Diözese Porec-Pula und dem Vatikan ist nach wie vor kein Ende in Sicht:
Obwohl das kroatische Justizministerium entschieden hat, dass das Kloster
samt Grundbesitz an den Staat zurückfallen soll, beharrt Diözesanbischof
Ivan Milovan darauf, gegenüber dem Vatikan und dem Kaptol, dem Bischofssitz
in Zagreb, Recht gehabt zu haben. Demnach habe die istrische Diözese das
Kloster und umliegende Häuser selbst, beziehungsweise durch die Firma
Benedikt d.o.o., gekauft. Dadurch gehört das Kloster zum Teil auch der
Diözese Linz.
Das Kloster Dajla gehörte bis zum Zweiten Weltkrieg den
Benediktinern aus Praglia (Padua), diese wurden jedoch vom sozialistischen
Regime enteignet und vertrieben. Ende der 90er Jahre übergab die Republik
Kroatien die Immobilien, das Kloster und dazugehörige Grundstücke, der
Diözese Porec-Pula.
Rechtmäßig erworben?
So ganz stimme das nicht, sagt nun Bischof Milovan in
einem Brief an die Bischöfe, aus dem die Zeitung "Vecernji list" zitiert.
Laut Milovan seien die Italiener vom italienischen Staat mit sechs Millionen
Euro entschädigt worden. Das Kloster und einige dazugehörige Gebäude habe
aber die Firma Benedikt d.o.o., die der Diözese Linz, der Diözese Porec-Pula
und der Pfarre Dalja gehört, von der Firma Istraturist gekauft, so Milovan
in dem Brief. Man habe die Liegenschaften also weder von den Benediktinern
noch vom Staat bekommen, sondern ihn gekauft.
Die Linzer Diözesane Immobilien-Stiftung halte 50
Prozent der Anteile an der Benedikt d.o.o., erklärte Vorstand Karin Preining
der APA. Die Gesellschaft habe nach kroatischem Recht einige Liegenschaften
im Wege einer Sacheinlage erhalten und einige Flächen, im Wesentlichen in
den Jahren 2000 bis 2004, gekauft. Ursprungsidee für die Gesellschaft war,
ein Bildungshaus für die Diözese vor Ort zu entwickeln, ein Ferienhaus für
Menschen mit Beeinträchtigungen in Kombination mit einer sanften
touristischen Nutzung des gesamten Areals in Dajla. "Selbstverständlich
werden wir uns – bei einem Rückfall an den kroatischen Staat – erneut mit
den Eigentumsverhältnissen beschäftigen", so Preining. Derzeit könne die
Diözese allerdings keine konkreten Aussagen treffen, da ihr noch kein
umfassendes Bild der Gesamtsituation vorliege.
Innerkirchliche Lösung nicht möglich
Milovan und andere Geistliche der Diözese hatten sich
vor mehreren Wochen, auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung, einstimmig
dafür ausgesprochen, das Kloster dem Staat zurückzugeben. An dieser
Entscheidung hält Milovan auch heute fest: "Ich hoffe, dass alle die
Entscheidung der Republik Kroatien akzeptieren und dass damit der Konflikt
beendet ist, der der gesamten Kirche großen Schaden zugefügt hat", so
Milovan.
Laut Darstellung des Kirchenmediums "Glas Koncila", dem
Organ der Erzdiözese Zagreb, haben die Benediktiner die Entschädigung des
italienischen Staates nicht angenommen. Als das Kloster wieder an die
Kirche, sprich die Diözese Porec-Pula ging, versuchte man sich im Jahr 2000
innerkirchlich zu einigen. Die Benediktiner hätten sich 2006 mit der Diözese
auf die Aufteilung der Immobilien verständigt und beschlossen, keine zivilen
Gerichte anzurufen. Trotzdem bestritten die Italiener noch den offiziellen
Rechtsweg gegen die Diözese, die Republik Kroatien, die Pfarre Dajla sowie
die Stadt Novigrad, was die Beziehungen erschwerte, so "Glas Koncila".
Darauf setzte Papst Benedikt XVI. eine Kommission ein, die die Entscheidung
aus dem Jahr 2006 durchführen sollte.
Ende ungewiss
Dies führte letztendlich zum Aufstand, der Anfang
August an die Öffentlichkeit gelangte. Denn der Vatikan setzte im Juli den
spanischen Bischof Santos Abrila y Castello als Kommissar ein, der den
Vertrag zur Aufteilung des Dajla-Besitzes statt Bischof Milovan
unterschrieb. Die istrische Diözese sollte demnach 60 Prozent des Besitzes –
das Kloster und 272 Hektar Land – erhalten, die Benediktiner in Italien den
Rest – 186 Hektar Land sowie eine Entschädigung über 4,5 Millionen Euro für
Besitz, den die Diözese verkauft hatte.
Die Diözese und ihr Bischof sträubten sich allerdings
gegen diese Lösung, gingen an die Öffentlichkeit und forderten die Hilfe der
Regierung ein. Die Versuche des Vatikan und des Zagreber Kardinals Josip
Bozanic, den Konflikt daraufhin innerkirchlich zu lösen blieben erfolglos.
Das Justizministerium sprach vor zehn Tagen ein Machtwort, was der Vatikan
scharf kritisierte. Klagen sind nicht ausgeschlossen.
(APA)
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