Österreichische Ordensfrau wird selig gesprochen
Berchmana Leidenix aus Niederösterreich und vier weitere Schwestern der
"Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe" waren 1941 in Bosnien
ermordet worden. Am 24. September wird mit Kardinal Amato die
Seligsprechungsfeier stattfinden.
In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo werden am
Samstag, 24. September, die sogenannten "Drina-Märtyrerinnen"
seliggesprochen. Die fünf Ordensfrauen Berchmana Leidenix, Jula Ivanisevic,
Krizina Bojanc, Antonija Fabjan und Bernadeta Banya waren im Dezember 1941
von serbischen Tschetniks in Pale bei Sarajewo gefangengenommen und ermordet
worden. Sie gehörten der "Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe" an.
Sr. Berchmana stammt aus Enzersdorf an der Fischa östlich von Wien. Sie
wirkte 58 Jahre als Ordensschwester in Bosnien.
Kardinal als Vertreter des Papstes
Als Vertreter des Papstes wird Kardinal Angelo Amato,
Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, an der
Seligsprechungsfeier in der Olympiahalle von Sarajewo teilnehmen. Zur Feier
werden Schwestern des Ordens, der 1868 in Wien gegründet wurde, aus aller
Welt anreisen. Auch aus der heimischen Bundeshaupstadt werden die
Ordensmitglieder nach Bosnien fahren. Ebenfalls an der Feier teilnehmen
werden zahlreiche Gläubige aus Enzersdorf.
Sr. Berchmana wuchs in Armut auf
Sr. Berchmana wurde als Karoline Anna Leidenix 1865
geboren. Die Familie lebte in Armut, die junge Karoline Anna und ihre
Schwester wurden aber im Internat ("Marienanstalt") der "Kongregation der
Töchter der göttlichen Liebe" in der Wiener Fasangasse aufgenommen und
erhielten eine gute Schulausbildung. Karoline Anna wurde Lehrerin, trat in
jungen Jahren in den Orden ein, wo sie den Namen Berchmana erhielt und wurde
bereits mit 18 Jahren nach Bosnien geschickt. Dort wirkte sie in den
folgenden Jahrzehnte als Lehrerin in Sarajewo, Pale und Tuzla. Ebenso war
sie in der Krankenpflege tätig und für die Ausbildung der jungen
Ordensfrauen zuständig.
Mit 76 ermordet
Sr. Berchmana war eine von fünf Schwestern, die in
Pale, rund 20 Kilometer von Sarajewo entfernt, im dortigen Kloster des
Ordens lebten. Im Zweiten Weltkrieg drohten die Schwestern zwischen die
Fronten zu kommen: Tito-Partisanen, Tschetniks und die deutsche Wehrmacht
bekämpften einander. Die Schwestern weigerten sich aber, Pale zu verlassen.
Am 11. Dezember 1941 wurden die fünf Ordensfrauen schließlich von Tschetniks
verschleppt. Sr. Jula, Sr. Krizina, Sr. Antonija und Sr. Bernadeta wurden
wenige Tage später in der Stadt Gorazde am Fluss Drina ermordet, nachdem sie
sich gegen ihre Vergewaltigung gewehrt hatten. Sr. Berchmana, damals bereits
76 Jahre alt, war zuvor von ihren Mitschwestern getrennt worden, wurde aber
kurze Zeit darauf ebenfalls hingerichtet.
Benedikt XVI unterzeichnete bereits
Das Diözesanverfahren für die Seligsprechung der fünf
Ordensschwestern wurde 1999 in Sarajewo eröffnet und drei Jahre später
erfolgreich beendet. Das folgende vatikanische Verfahren wurde schließlich
Anfang 2011 abgeschlossen. Papst Benedikt XVI. unterzeichnete am 14. Jänner
2011 das entsprechende Dekret.
Wiener Ordensgründung
Die "Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe"
wurde 1868 von Franziska Lechner gegründet. Die Lehrerin kam von Bayern nach
Wien mit dem Wunsch, eine Ordensgemeinschaft zu gründen, die den Nöten der
damaligen Zeit abhelfen konnte. Die Ordenschwestern kümmerten sich bald in
zahlreichen Einrichtungen um arme junge Mädchen. Sie eröffneten Schulen und
Internate und halfen dann den jungen Frauen bei der Arbeitssuche.
Viele Schulen eröffnet
Der Orden verbreitete sich bald in den Ländern der
damaligen Habsburger-Monarchie. 1882 gingen die ersten Schwestern nach
Bosnien. Sie eröffneten an verschiedenen Orten u. a. Schulen und
Waisenhäuser. Diese standen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen
gleichermaßen offen. Heute gibt es rund 1.160 "Töchter der göttlichen
Liebe", die in 19 Ländern weltweit wirken: Von Brasilien über die USA,
Polen, Ukraine, den Balkanstaaten bis nach Uganda. In Sarajewo führt die
dortige Erzdiözese im Haus und mit Hilfe der Schwestern die "Europaschule",
ein Schulzentrum mit Internat für Jugendliche aller Nationalitäten und
Bekenntnisse.
Schlussgottesdienst zu Ehren von Sr. Berchmana
Am Mittwoch, 28. September, findet um 10 Uhr in der
Kirche Maria Geburt (Wien, Rennweg) ein großer Schulgottesdienst für die
Schulgemeinschaft der HAK/HAS Marienanstalt-Sacre Coeur zu Ehren der seligen
Schulpatronin Sr. Berchmana statt.
(KAP) |