News 21. 09. 2011

 

Österreichische Ordensfrau wird selig gesprochen

Berchmana Leidenix aus Niederösterreich und vier weitere Schwestern der "Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe" waren 1941 in Bosnien ermordet worden. Am 24. September wird mit Kardinal Amato die Seligsprechungsfeier stattfinden.

In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo werden am Samstag, 24. September, die sogenannten "Drina-Märtyrerinnen" seliggesprochen. Die fünf Ordensfrauen Berchmana Leidenix, Jula Ivanisevic, Krizina Bojanc, Antonija Fabjan und Bernadeta Banya waren im Dezember 1941 von serbischen Tschetniks in Pale bei Sarajewo gefangengenommen und ermordet worden. Sie gehörten der "Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe" an. Sr. Berchmana stammt aus Enzersdorf an der Fischa östlich von Wien. Sie wirkte 58 Jahre als Ordensschwester in Bosnien.

Kardinal als Vertreter des Papstes

Als Vertreter des Papstes wird Kardinal Angelo Amato, Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, an der Seligsprechungsfeier in der Olympiahalle von Sarajewo teilnehmen. Zur Feier werden Schwestern des Ordens, der 1868 in Wien gegründet wurde, aus aller Welt anreisen. Auch aus der heimischen Bundeshaupstadt werden die Ordensmitglieder nach Bosnien fahren. Ebenfalls an der Feier teilnehmen werden zahlreiche Gläubige aus Enzersdorf.

Sr. Berchmana wuchs in Armut auf

Sr. Berchmana wurde als Karoline Anna Leidenix 1865 geboren. Die Familie lebte in Armut, die junge Karoline Anna und ihre Schwester wurden aber im Internat ("Marienanstalt") der "Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe" in der Wiener Fasangasse aufgenommen und erhielten eine gute Schulausbildung. Karoline Anna wurde Lehrerin, trat in jungen Jahren in den Orden ein, wo sie den Namen Berchmana erhielt und wurde bereits mit 18 Jahren nach Bosnien geschickt. Dort wirkte sie in den folgenden Jahrzehnte als Lehrerin in Sarajewo, Pale und Tuzla. Ebenso war sie in der Krankenpflege tätig und für die Ausbildung der jungen Ordensfrauen zuständig.

Mit 76 ermordet

Sr. Berchmana war eine von fünf Schwestern, die in Pale, rund 20 Kilometer von Sarajewo entfernt, im dortigen Kloster des Ordens lebten. Im Zweiten Weltkrieg drohten die Schwestern zwischen die Fronten zu kommen: Tito-Partisanen, Tschetniks und die deutsche Wehrmacht bekämpften einander. Die Schwestern weigerten sich aber, Pale zu verlassen. Am 11. Dezember 1941 wurden die fünf Ordensfrauen schließlich von Tschetniks verschleppt. Sr. Jula, Sr. Krizina, Sr. Antonija und Sr. Bernadeta wurden wenige Tage später in der Stadt Gorazde am Fluss Drina ermordet, nachdem sie sich gegen ihre Vergewaltigung gewehrt hatten. Sr. Berchmana, damals bereits 76 Jahre alt, war zuvor von ihren Mitschwestern getrennt worden, wurde aber kurze Zeit darauf ebenfalls hingerichtet.

Benedikt XVI unterzeichnete bereits

Das Diözesanverfahren für die Seligsprechung der fünf Ordensschwestern wurde 1999 in Sarajewo eröffnet und drei Jahre später erfolgreich beendet. Das folgende vatikanische Verfahren wurde schließlich Anfang 2011 abgeschlossen. Papst Benedikt XVI. unterzeichnete am 14. Jänner 2011 das entsprechende Dekret.

Wiener Ordensgründung

Die "Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe" wurde 1868 von Franziska Lechner gegründet. Die Lehrerin kam von Bayern nach Wien mit dem Wunsch, eine Ordensgemeinschaft zu gründen, die den Nöten der damaligen Zeit abhelfen konnte. Die Ordenschwestern kümmerten sich bald in zahlreichen Einrichtungen um arme junge Mädchen. Sie eröffneten Schulen und Internate und halfen dann den jungen Frauen bei der Arbeitssuche.

Viele Schulen eröffnet

Der Orden verbreitete sich bald in den Ländern der damaligen Habsburger-Monarchie. 1882 gingen die ersten Schwestern nach Bosnien. Sie eröffneten an verschiedenen Orten u. a. Schulen und Waisenhäuser. Diese standen Katholiken, Orthodoxen und Muslimen gleichermaßen offen. Heute gibt es rund 1.160 "Töchter der göttlichen Liebe", die in 19 Ländern weltweit wirken: Von Brasilien über die USA, Polen, Ukraine, den Balkanstaaten bis nach Uganda. In Sarajewo führt die dortige Erzdiözese im Haus und mit Hilfe der Schwestern die "Europaschule", ein Schulzentrum mit Internat für Jugendliche aller Nationalitäten und Bekenntnisse.

Schlussgottesdienst zu Ehren von Sr. Berchmana

Am Mittwoch, 28. September, findet um 10 Uhr in der Kirche Maria Geburt (Wien, Rennweg) ein großer Schulgottesdienst für die Schulgemeinschaft der HAK/HAS Marienanstalt-Sacre Coeur zu Ehren der seligen Schulpatronin Sr. Berchmana statt.

 

(KAP)

 
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