News 21. 09. 2011

 

Bevorstehende Hinrichtung von Troy Davis: Neuer Vatikan-Appell

 

Für den Heiligen Stuhl schaltete sich Kardinal Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates "Iustitia et Pax", ein und bittet um die Begnadigung des zu Tode verurteilten Troy Davis.

Trotz massivster Proteste und einer weltweiten Kampagne haben Richter in Georgia (USA) für Donnerstag die Hinrichtung des 42-jährigen Troy Davis angeordnet, der eines Polizistenmordes beschuldigt wird. Auch der Vatikan hatte diese Woche appelliert, Davis zu begnadigen. Der Appell von Kurienkardinal Peter Turkon blieb jedoch ebenso ungehört wie es die Interventionen von Ex-US-Präsident Jimmy Carter und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu blieben.

Turkson bittet um Annullierung des Todesurteils

Für den Heiligen Stuhl hatte sich Kardinal Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates "Iustitia et Pax", eingeschaltet. Wie "Radio Vatikan" am Mittwoch berichtet, habe Turkson die US-Behörden um Annullierung des Todesurteils gebeten. Papst Benedikt XVI. hatte bereits vor einiger Zeit bei einer Generalaudienz die Umwandlung des Urteils gegen Davis gefordert.

„Verurteilte sollte stattdessen zur Umkehr führen“

Turkson sagte am Mittwoch gegenüber "Radio Vatikan", das Leben von Troy Davis solle unbedingt erhalten bleiben; dies müsse jetzt durch einen umgehenden Gnadenerlass der US-Autoritäten erfolgen. "Der Verurteilte sollte stattdessen zur Umkehr und Umwandlung geführt werden. Denken wird doch daran, dass dies auch ein anderes System stärken würde - eines, das die Reintegration zum Ziel hat und nicht die Eliminierung eines Lebens", so der Kardinal.

„Gebt den Kampf nicht auf!“

Wenige Stunden vor seiner Hinrichtung forderte Davis seine Mitstreiter auf, den Kampf gegen die Todesstrafe nicht aufzugeben. "Der Kampf für Gerechtigkeit endet nicht mit mir", schrieb der 42-Jährige in einer von "Amnesty International" (ai) verbreiteten Botschaft. In fast letzter Minute appellierten auch der Europarat und das Europaparlament an die USA, Davis am Leben zu lassen. Ein Begnadigungsgesuch, das als letzte Chance für ihn galt, war am Dienstag abgelehnt worden.

„Werde nicht aufhören zu kämpfen“

"Dieser Kampf ist für alle Troy Davis, die vor mir kamen und die nach mir kommen werden", schrieb der Todeskandidat in der Botschaft, die von der US-Sektion von "ai" veröffentlicht wurde: "Ich bin in guter Verfassung und voller Gebete und in Frieden. Aber ich werde bis zu meinem letzten Atemzug nicht aufhören zu kämpfen."

1991 weißen Polizisten ermordet

Davis war 1991 wegen der Ermordung eines weißen Polizisten (im August 1989) zum Tode verurteilt worden. Er beteuert bis heute seine Unschuld. Eine Tatwaffe, DNA-Spuren oder Fingerabdrücke, die auf ihn als Täter hingedeutet hätten, wurden nie gefunden. Mehrere Zeugen zogen ihre Aussagen später zurück. Der Fall gilt deshalb als einer der umstrittensten Justizfälle der USA.

Appelle aus Europa

Es gebe "ernste Zweifel" an der Schuld des Verurteilten, gab der Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland, zu bedenken. Der Norweger appellierte an die US-Behörden, "einen Weg zu finden, um Troy Davis das Leben zu retten". Die Todesstrafe bleibe immer eine "grausame und unmenschliche Strafe", betonte der Präsident des Europaparlaments, Jerzy Buzek. "Wir Europäer glauben, dass kein Grund ausreichen kann, Troy Davis zum Tode zu verurteilen."

Eine Million unterschreiben Begnadigungsgesuch

"Amnesty" sprach von einem "riesigen Rückschlag für die Menschenrechte in den USA". Davis sei unter "dubiosen Umständen" verurteilt worden. Weltweit unterzeichnete nach Angaben von Unterstützern rund eine Million Menschen ein Begnadigungsgesuch für Davis. Unter dem Druck der Öffentlichkeit hielt im Juni 2010 die US-Justiz eine Anhörung ab, in deren Verlauf der Fall erneut aufgerollt werden sollte.

Davis musst Unschuld beweisen

Die Crux daran war, dass es an Davis und seinen Anwälten lag, seine Unschuld zu beweisen - unmöglich nach 20 Jahren und ohne physische Beweise. Die einzige Möglichkeit für die Verteidigung war also, die Zeugen aufzurufen, die bei Troys ursprünglicher Verurteilung gegen ihn ausgesagt hatten.

34. zum Tode Verurteilte, der in diesem Jahr

Genau 24 Stunden vor der Hinrichtung versammelten sich vor dem Kapitol in Atlanta, der Hauptstadt Georgias, rund 2.000 Unterstützer des Todeskandidaten. Auf Plakaten forderten sie die Freilassung des Mannes. Die Familie des getöteten Polizisten dagegen sprach sich für seine Hinrichtung aus. "Wir sind bereit, dieses Kapitel zu beenden", sagte die Mutter des Beamten. Davis ist der 34. zum Tode Verurteilte, der in diesem Jahr in den USA hingerichtet werden soll.

 

(KAP)

 
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