Bevorstehende Hinrichtung von Troy Davis: Neuer Vatikan-Appell
Für den Heiligen Stuhl schaltete sich Kardinal Turkson, Präsident des
Päpstlichen Rates "Iustitia et Pax", ein und bittet um die Begnadigung des
zu Tode verurteilten Troy Davis.
Trotz
massivster Proteste und einer weltweiten Kampagne haben Richter in Georgia
(USA) für Donnerstag die
Hinrichtung des 42-jährigen Troy Davis angeordnet, der eines
Polizistenmordes beschuldigt wird. Auch der Vatikan hatte diese Woche
appelliert, Davis zu begnadigen. Der Appell von Kurienkardinal Peter Turkon
blieb jedoch ebenso ungehört wie es die Interventionen von Ex-US-Präsident
Jimmy Carter und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu blieben.
Turkson bittet um Annullierung des Todesurteils
Für den Heiligen Stuhl hatte sich Kardinal Turkson,
Präsident des Päpstlichen Rates "Iustitia et Pax", eingeschaltet. Wie "Radio
Vatikan" am Mittwoch berichtet, habe Turkson die US-Behörden um Annullierung
des Todesurteils gebeten. Papst Benedikt XVI. hatte bereits vor einiger Zeit
bei einer Generalaudienz die Umwandlung des Urteils gegen Davis gefordert.
„Verurteilte sollte stattdessen zur Umkehr führen“
Turkson sagte am Mittwoch gegenüber "Radio Vatikan",
das Leben von Troy Davis solle unbedingt erhalten bleiben; dies müsse jetzt
durch einen umgehenden Gnadenerlass der US-Autoritäten erfolgen. "Der
Verurteilte sollte stattdessen zur Umkehr und Umwandlung geführt werden.
Denken wird doch daran, dass dies auch ein anderes System stärken würde -
eines, das die Reintegration zum Ziel hat und nicht die Eliminierung eines
Lebens", so der Kardinal.
„Gebt den Kampf nicht auf!“
Wenige Stunden vor seiner Hinrichtung forderte Davis
seine Mitstreiter auf, den Kampf gegen die Todesstrafe nicht aufzugeben.
"Der Kampf für Gerechtigkeit endet nicht mit mir", schrieb der 42-Jährige in
einer von "Amnesty International" (ai) verbreiteten Botschaft. In fast
letzter Minute appellierten auch der Europarat und das Europaparlament an
die USA, Davis am Leben zu lassen. Ein Begnadigungsgesuch, das als letzte
Chance für ihn galt, war am Dienstag abgelehnt worden.
„Werde nicht aufhören zu kämpfen“
"Dieser Kampf ist für alle Troy Davis, die vor mir
kamen und die nach mir kommen werden", schrieb der Todeskandidat in der
Botschaft, die von der US-Sektion von "ai" veröffentlicht wurde: "Ich bin in
guter Verfassung und voller Gebete und in Frieden. Aber ich werde bis zu
meinem letzten Atemzug nicht aufhören zu kämpfen."
1991 weißen Polizisten ermordet
Davis war 1991 wegen der Ermordung eines weißen
Polizisten (im August 1989) zum Tode verurteilt worden. Er beteuert bis
heute seine Unschuld. Eine Tatwaffe, DNA-Spuren oder Fingerabdrücke, die auf
ihn als Täter hingedeutet hätten, wurden nie gefunden. Mehrere Zeugen zogen
ihre Aussagen später zurück. Der Fall gilt deshalb als einer der
umstrittensten Justizfälle der USA.
Appelle aus Europa
Es gebe "ernste Zweifel" an der Schuld des
Verurteilten, gab der Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland, zu
bedenken. Der Norweger appellierte an die US-Behörden, "einen Weg zu finden,
um Troy Davis das Leben zu retten". Die Todesstrafe bleibe immer eine
"grausame und unmenschliche Strafe", betonte der Präsident des
Europaparlaments, Jerzy Buzek. "Wir Europäer glauben, dass kein Grund
ausreichen kann, Troy Davis zum Tode zu verurteilen."
Eine Million unterschreiben Begnadigungsgesuch
"Amnesty" sprach von einem "riesigen Rückschlag für die
Menschenrechte in den USA". Davis sei unter "dubiosen Umständen" verurteilt
worden. Weltweit unterzeichnete nach Angaben von Unterstützern rund eine
Million Menschen ein Begnadigungsgesuch für Davis. Unter dem Druck der
Öffentlichkeit hielt im Juni 2010 die US-Justiz eine Anhörung ab, in deren
Verlauf der Fall erneut aufgerollt werden sollte.
Davis musst Unschuld beweisen
Die Crux daran war, dass es an Davis und seinen
Anwälten lag, seine Unschuld zu beweisen - unmöglich nach 20 Jahren und ohne
physische Beweise. Die einzige Möglichkeit für die Verteidigung war also,
die Zeugen aufzurufen, die bei Troys ursprünglicher Verurteilung gegen ihn
ausgesagt hatten.
34. zum Tode Verurteilte, der in diesem Jahr
Genau 24 Stunden vor der Hinrichtung versammelten sich
vor dem Kapitol in Atlanta, der Hauptstadt Georgias, rund 2.000 Unterstützer
des Todeskandidaten. Auf Plakaten forderten sie die Freilassung des Mannes.
Die Familie des getöteten Polizisten dagegen sprach sich für seine
Hinrichtung aus. "Wir sind bereit, dieses Kapitel zu beenden", sagte die
Mutter des Beamten. Davis ist der 34. zum Tode Verurteilte, der in diesem
Jahr in den USA hingerichtet werden soll.
(KAP) |