Buddhistischer Stupa auf dem Salzburger Mönchsberg errichtet und
eingeweiht
Nach einem Jahr Vorbereitungszeit wurde am Mittwoch der neue Stupa auf dem Salzburger Mönchsberg befüllt und fertiggestellt
und am Freitag eingeweiht. Die Initiative für den Bau des Stupa geht von
Karma Kagyü, dem buddhistischen „Dachverband für den Diamantweg Buddhismus
Österreich“ aus.
Rund 400 Buddhisten waren am Mittwoch auf den Salzburger Mönchsberg gestiegen, um den neuen Stupa „in Betrieb“ zu nehmen. Ein langwieriger Prozess, mit vielen Ritualen und einigen technischen Problemen. Beim Aufsetzen der Spitze musste vorerst die Zeremonie unterbrochen werden. Die Teile passten nicht zusammen. Mit etwas Kreativität und Geschick gelang dann doch noch die Fertigstellung des Stupa, wenn auch ein paar Stunden später als geplant. Neben der Festung „Hohe Salzburg“ steht nun auch ein buddhistisches Friedenssymbol, freuen sich die Anhänger der Karma Kagyü Buddhisten in Österreich.
Reich an Symbolik
„Der Stupa soll ein Zeichen für den Frieden sein“, so der Wunsch vieler Österreichischer Buddhisten. Von außen symbolisiert der Stupa durch seine quadratische Grundfläche, die rundliche Vase und seine Spitze die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und den Raum. Im inneren wurden in diversen Kammern die verschiedensten Gegenstände eingearbeitet. „Ein Vorgang, der in den letzten Tagen im Verborgenen passiert ist“, erzählen die Mitglieder des Salzburger Zentrums von Karma Kagyü. So wurden etwa traditionelle Werkzeuge aus der Umgebung in den Stupa gelegt. Sie symbolisieren das Wissen und die technischen Möglichkeiten der Menschen hier. Kräuter wiederum stehen für Gesundheit und Leben. Befüllt wurde der Stupa aber auch mit tausenden kleinen Buddhafiguren. Diese wurden im vergangenen Jahr in Salzburg angefertigt und symbolisieren die Wünsche nach einem befreiten Leben der Menschen, losgelöst von störenden Gefühlen wie Zorn oder auch Neid, erzählt Gerhard Kukuvec, ein „Urgestein“ der Karma Kagyü Buddhisten in Österreich, wie er sich selber bezeichnet.
Einst waren Stupas Grabhügel
In vorbuddhistischer Zeit waren Stupas runde Grabhügel aus Erde. Später
steckte man einen Stab in die Mitte um die Verbindung zum Universum
herzustellen. Diese Idee wurde dann im Buddhismus übernommen. Der historische
Buddha selbst soll den Bau von Stupas angeordnet haben. Die heute ältesten bekannten Stupas stammen jedoch aus der Zeit von Kaiser Ashoka, etwa 200 bis 300 Jahre vor Christus. Heute sind die Stupas Symbole für Buddha und Dharma. Dharma ist ein vielfältig im Buddhismus gebräuchlicher Begriff, eine Bedeutung von Dharma ist die Lehre Buddhas, sein erkanntes und verkündetes Daseinsgesetz. Ein Stupa enthält auch Reliquien von bedeutenden Lamas und Gelehrten, manchmal von Buddha selber. Von Buddhisten wird ein Stupa immer im Uhrzeigersinn umkreist und gilt als „Kraftort“.
Stupa Kurs
Rund um die Errichtung, Befüllung und Einweihung des neuen Stupa findet im Salzburger Messegelände auch ein „Stupa Kurs“ statt. Bis zum Wochenende werden dazu noch an die 3000 Karma Kagyü Buddhisten aus ganz Europa erwartet. Die Hauptvorträge bestreitet der dänische Lama Ole Nydahl. Seit rund vierzig Jahren sieht er sich in der Tradition des Diamantweg Buddhismus.
Vom 16. Karmapa soll er als Lama der Karma Kagyü Linie erkannt worden sein.
Seither ist Ole Nydahl als Lehrer dies buddhistischen Weges tätig.
Vor allem im Westen hat die Karma Kagyü Richtung durch Lama Ole Nydhal viel Zulauf erhalten. Über 630 Zentren wurden seither neu gegründet. Lama Ole Nydahl ist aber nicht unumstritten. Kritiker werfen ihm vor, einen stark verfälschten, „westlichen“ Buddhismus zu leben und
vorzutragen. Sein Erscheinungsbild hat wenig gemein, mit der Vorstellung von in Zurückgezogenheit lebenden tibetischen Lamas.
Lama Nydhal liebt schnelle Motorräder, das Fallschirmspringen und sieht irdischen Lustgewinn durchaus als Vorgeschmack späterer Vollkommenheit, wie er auch bei der öffentlichen ersten Lektion „Buddhismus im Westen“ in Salzburg am Mittwoch anklingen ließ.
Spaltungen
Der „westliche, offene und undogmatische Zugang“ Lama Ole Nydahls führte in den vergangenen Jahren zu heftigen Diskussionen
und Auseinandersetzung zwischen der
Deutschen Buddhistischen Union e.V. (DBU) und dem Buddhistischen Dachverband
Diamantweg
e.V.
Es sei ein „verwässerter, westlicher, patchwork Buddhismus“ der hier vom
„Missionar Nydahl“ verkündet wird, lautet die Kritik von in Oposition zu
Nydahl stehenden westlichen Anhängern der Karma Kagyü Linie, aber auch von
einigen Religionswissenschaftlern.
In Österreich kam es sogar zu einer Spaltung der Karma Kagyü Buddhisten.
Dabei stand aber auch die Frage um die rechtmäßige Nachfolge des 17. Karmapa
im Hintergrund. In Tibet, Nepal und Indien wiederum wird
Lama Ole Nydahl weniger wahrgenommen. Respekt wird Lama Ole Nydal aber vor allem
in den Klöstern von Sharma Rinpoche und im Karmapa International Buddhist
Instsitute gezollt.
Heftige Auseinandersetzungen führen die Karma Kagüy Buddhisten derzeit um
die rechtmäßigen Nachfolge des 17. Karmapa, dem Oberhaupt dieser buddhistischen Linie.
Den Anspruch stellen einerseits der im
Jahr 1994 aus Tibet geflohene Karmapa Trinle Thaye Dorje, anerkannt vom
zweithöchsten Lama in der Karma Kagyü Tradition, Künzig Shamarpa,
andererseits der im Jahr 1999 aus Tibet geflohene Karmapa Urgyen Trinle,
eingesetzt vom kommunistischen China und bestätigt von Tai Situpa, dem
dritthöchsten Lama in der Karma Kagyü Tradition.
Polemik
Aufsehen erregt Lama Ole Nydahl immer wieder mit seiner Kritik an Inhalten
von andere Religionen, vor allem am Islam. "Respektlos sei das", meinen seine
Kritiker, Lama Ole Nydahl weist das zurück. Auch seinen Vortrag in Salzburg hat der Karma Kagyü Lama mit einem kleinen Seitenhieb auf den Islam begonnen. Ob das die friedensstiftende Wirkung des neuen Stupa verstärkt?
Positive Kraft für Salzburg
Für die Salzburger Karma Kagyü Buddhisten stehen aber nicht die
religionspolitischen Überlegungen ihres Lehrers Ole Nydahl im Vordergrund.
Ein Jahr gemeinsames planen, bauen und befüllen des Stupa auf dem Mönchsberg
haben ihren Höhepunkt erreicht. Am Freitag wurde der Stupa feierlicht
eingeweiht und soll ab jetzt seine positive und friedliche Kraft über
Salzburg verstsrömen.
(religion.ORF.at / Marcus Marschalek) |