News 21. 09. 2011

 

Buddhistischer Stupa auf dem Salzburger Mönchsberg errichtet und eingeweiht

Nach einem Jahr Vorbereitungszeit wurde am Mittwoch der neue Stupa auf dem Salzburger Mönchsberg befüllt und fertiggestellt und am Freitag eingeweiht. Die Initiative für den Bau des Stupa geht von Karma Kagyü, dem buddhistischen „Dachverband für den Diamantweg Buddhismus Österreich“ aus.

Rund 400 Buddhisten waren am Mittwoch auf den Salzburger Mönchsberg gestiegen, um den neuen Stupa „in Betrieb“ zu nehmen. Ein langwieriger Prozess, mit vielen Ritualen und einigen technischen Problemen. Beim Aufsetzen der Spitze musste vorerst die Zeremonie unterbrochen werden. Die Teile passten nicht zusammen. Mit etwas Kreativität und Geschick gelang dann doch noch die Fertigstellung des Stupa, wenn auch ein paar Stunden später als geplant. Neben der Festung „Hohe Salzburg“ steht nun auch ein buddhistisches Friedenssymbol, freuen sich die Anhänger der Karma Kagyü Buddhisten in Österreich.

Reich an Symbolik

„Der Stupa soll ein Zeichen für den Frieden sein“, so der Wunsch vieler Österreichischer Buddhisten. Von außen symbolisiert der Stupa durch seine quadratische Grundfläche, die rundliche Vase und seine Spitze die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und den Raum. Im inneren wurden in diversen Kammern die verschiedensten Gegenstände eingearbeitet. „Ein Vorgang, der in den letzten Tagen im Verborgenen passiert ist“, erzählen die Mitglieder des Salzburger Zentrums von Karma Kagyü. So wurden etwa traditionelle Werkzeuge aus der Umgebung in den Stupa gelegt. Sie symbolisieren das Wissen und die technischen Möglichkeiten der Menschen hier. Kräuter wiederum stehen für Gesundheit und Leben. Befüllt wurde der Stupa aber auch mit tausenden kleinen Buddhafiguren. Diese wurden im vergangenen Jahr in Salzburg angefertigt und symbolisieren die Wünsche nach einem befreiten Leben der Menschen, losgelöst von störenden Gefühlen wie Zorn oder auch Neid, erzählt Gerhard Kukuvec, ein „Urgestein“ der Karma Kagyü Buddhisten in Österreich, wie er sich selber bezeichnet.

Einst waren Stupas Grabhügel

In vorbuddhistischer Zeit waren Stupas runde Grabhügel aus Erde. Später steckte man einen Stab in die Mitte um die Verbindung zum Universum herzustellen. Diese Idee wurde dann im Buddhismus übernommen. Der historische Buddha selbst soll den Bau von Stupas angeordnet haben. Die heute ältesten bekannten Stupas stammen jedoch aus der Zeit von Kaiser Ashoka, etwa 200 bis 300 Jahre vor Christus. Heute sind die Stupas Symbole für Buddha und Dharma. Dharma ist ein vielfältig im Buddhismus gebräuchlicher Begriff, eine Bedeutung von Dharma ist die Lehre Buddhas, sein erkanntes und verkündetes Daseinsgesetz. Ein Stupa enthält auch Reliquien von bedeutenden Lamas und Gelehrten, manchmal von Buddha selber. Von Buddhisten wird ein Stupa immer im Uhrzeigersinn umkreist und gilt als „Kraftort“.

Stupa Kurs

Rund um die Errichtung, Befüllung und Einweihung des neuen Stupa findet im Salzburger Messegelände auch ein „Stupa Kurs“ statt. Bis zum Wochenende werden dazu noch an die 3000 Karma Kagyü Buddhisten aus ganz Europa erwartet. Die Hauptvorträge bestreitet der dänische Lama Ole Nydahl. Seit rund vierzig Jahren sieht er sich in der Tradition des Diamantweg Buddhismus. Vom 16. Karmapa soll er als Lama der Karma Kagyü Linie erkannt worden sein. Seither ist Ole Nydahl als Lehrer dies buddhistischen Weges tätig.

 

Vor allem im Westen hat die Karma Kagyü Richtung  durch Lama Ole Nydhal viel Zulauf erhalten. Über 630 Zentren wurden seither neu gegründet. Lama Ole Nydahl ist aber nicht unumstritten. Kritiker werfen ihm vor, einen stark verfälschten, „westlichen“ Buddhismus zu leben und vorzutragen. Sein Erscheinungsbild hat wenig gemein, mit der Vorstellung von in Zurückgezogenheit lebenden tibetischen Lamas. Lama Nydhal liebt schnelle Motorräder, das Fallschirmspringen und sieht irdischen Lustgewinn durchaus als Vorgeschmack späterer Vollkommenheit, wie er auch bei der öffentlichen ersten Lektion „Buddhismus im Westen“ in Salzburg am Mittwoch anklingen ließ.

Spaltungen

Der „westliche, offene und undogmatische Zugang“ Lama Ole Nydahls führte in den vergangenen Jahren zu heftigen Diskussionen und Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Buddhistischen Union e.V. (DBU) und dem Buddhistischen Dachverband Diamantweg e.V.

Es sei ein „verwässerter, westlicher, patchwork Buddhismus“ der hier vom „Missionar Nydahl“ verkündet wird, lautet die Kritik von in Oposition zu Nydahl stehenden westlichen Anhängern der Karma Kagyü Linie, aber auch von einigen Religionswissenschaftlern.

 

In Österreich kam es sogar zu einer Spaltung der Karma Kagyü Buddhisten. Dabei stand aber auch die Frage um die rechtmäßige Nachfolge des 17. Karmapa im Hintergrund. In Tibet, Nepal und Indien wiederum wird Lama Ole Nydahl weniger wahrgenommen. Respekt wird Lama Ole Nydal aber vor allem in den Klöstern von Sharma Rinpoche und im Karmapa International Buddhist Instsitute gezollt.

 

Heftige Auseinandersetzungen führen die Karma Kagüy Buddhisten derzeit um die rechtmäßigen Nachfolge des 17. Karmapa, dem Oberhaupt dieser buddhistischen Linie. Den Anspruch stellen einerseits der im Jahr 1994 aus Tibet geflohene Karmapa Trinle Thaye Dorje, anerkannt vom zweithöchsten Lama in der Karma Kagyü Tradition, Künzig Shamarpa, andererseits der im Jahr 1999 aus Tibet geflohene Karmapa Urgyen Trinle, eingesetzt vom kommunistischen China und bestätigt von Tai Situpa, dem dritthöchsten Lama in der Karma Kagyü Tradition.

Polemik

Aufsehen erregt Lama Ole Nydahl immer wieder mit seiner Kritik an Inhalten von andere Religionen, vor allem am Islam. "Respektlos sei das", meinen seine Kritiker, Lama Ole Nydahl weist das zurück. Auch seinen Vortrag in Salzburg hat der Karma Kagyü Lama mit einem kleinen Seitenhieb auf den Islam begonnen. Ob das die friedensstiftende Wirkung des neuen Stupa verstärkt?

Positive Kraft für Salzburg

Für die Salzburger Karma Kagyü Buddhisten stehen aber nicht die religionspolitischen Überlegungen ihres Lehrers Ole Nydahl im Vordergrund. Ein Jahr gemeinsames planen, bauen und befüllen des Stupa auf dem Mönchsberg haben ihren Höhepunkt erreicht. Am Freitag wurde der Stupa feierlicht eingeweiht und soll ab jetzt seine positive und friedliche Kraft über Salzburg verstsrömen.


(religion.ORF.at / Marcus Marschalek)

 
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