News 26. 09. 2011

 

 

Mehr als 20.000 Gläubige bei Seligsprechung in Sarajevo

Kardinal Amato leitete die Seligsprechungsfeier im Olympiasportzentrum - Unter den "Märtyrerinnen von der Drina" ist auch die Österreicherin Sr. Maria Berchmana Leidenix (1865-1941)

Mehr als 20.000 Katholiken haben am Samstag in Sarajevo an der Seligsprechung von fünf Ordensfrauen - je eine Österreicherin, Kroatin, Ungarin sowie zwei Sloweninnen - teilgenommen. Die fünf als "Märtyrerinnen von der Drina" bekannten Schwestern waren Mitglieder der in Österreich gegründeten "Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe". Sie starben durch Gewalt im Dezember 1941, kurz nach Beginn der Kriegshandlungen auf dem Balkan in der Folge des hitlerdeutschen Einmarsches in Jugoslawien. Papst Benedikt XVI. hatte im Jänner ihren Tod als Martyrium anerkannt. Bei der Österreicherin handelt es sich um Sr. Maria Berchmana Leidenix aus Enzersdorf an der Fischa in der Erzdiözese Wien.

Drei Kardinäle und 30 Bischöfe

Der Gottesdienst mit drei Kardinälen und 30 Bischöfen aus acht Ländern fand im Olympia-Sportzentrum von Sarajevo statt. Die Gläubigen kamen aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Slowenien, aber auch aus Montenegro, Albanien und aus der Erzdiözese Wien. Vertreten waren Ordensmitglieder und Gläubige, vor allem aus dem Heimatort von Sr. Maria Berchmana, Enzersdorf.

Wunsch des Erzbischofs von Sarajevo

Papst Benedikt XVI. sei dem Wunsch des Erzbischofs von Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic, entgegengekommen und "hat mit seiner apostolischen Autorität erlaubt, dass die fünf Märtyrerinnen der Drina künftig Selige genannt werden dürfen", sagte der Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, zu Beginn der Feier. Kardinal Puljic hob anschließend hervor, dass das Olympia-Sportzentrum "Zetra" augenblicklich "die größte Kirche Bosniens" sei.

Vor 70 Jahren ermordet

Die fünf Ordensschwestern Jula Ivanisevic, Maria Berchmana Leidenix, Krizina Bojanc, Antonija Fabjan und Bernadeta Banja waren vor 70 Jahren von einer Tschetnik-Gruppe ermordet worden. Der Seligsprechungsprozess auf Diözesanebene war 1999 eingeleitet worden, wie Kardinal Puljic in einem Rückblick rekapitulierte: "Ihr vergossenes Blut spricht von dem Ausmaß an Liebe, das sie gehabt haben."

"Töchter der göttlichen Liebe"

Der Erzbischof wies darauf hin, dass der Orden der "Töchter der göttlichen Liebe" somit seine ersten Seligen bekommen habe. Mehr als 1.300 Schwestern der Gemeinschaft seien heute weltweit im Dienst der Nächstenliebe im Einsatz.

Schwestern gerieten zwischen die Fronten

Sr. Berchmana wurde als Karoline Anna Leidenix 1865 geboren. Die Familie lebte in bitterer Armut, die junge Karoline Anna und ihre Schwester wurden aber im Internat ("Marienanstalt") der "Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe" in der Wiener Fasangasse aufgenommen und erhielten eine gute Schulausbildung. Karoline Anna wurde Lehrerin, trat in jungen Jahren in den Orden ein, wo sie den Namen Berchmana erhielt. Bereits mit 18 Jahren wurde sie in das damals österreichische Bosnien geschickt. Dort wirkte sie in den folgenden Jahrzehnte als Lehrerin in Sarajewo, Tuzla und Pale. Ebenso war sie in der Krankenpflege tätig und für die Ausbildung der jungen Ordensfrauen zuständig. Zuletzt war ihr Einsatzort das 1911 errichtete Armenhospiz "Marienheim" in Pale. In der Region bekämpften sich 1941 Tito-Partisanen, Tschetniks und die deutsche Wehrmacht gegenseitig einander. Die Schwestern weigerten sich dennoch, Pale zu verlassen, und sie gerieten damit zwischen die Fronten.

1941 ermordet

Bei einem Überfall durch ein Tschetnik-Kommando am 11. Dezember 1941 wurde das "Marienheim" geplündert und anschließend in Brand gesteckt und die Schwestern verschleppt. Zu Weihnachten 1941 wurden die Schwestern in Sjetlina (Bosnien) ermordet.

Seligsprechung für Gründerin im Verfahren

Auch für die Gründerin der Kongregation der "Töchter der göttlichen Liebe", Sr. Franziska Lechner (1833-94), läuft ein Seligsprechungsverfahren. Es wurde vor sechs Jahren von Kardinal Christoph Schönborn eröffnet.

"Filiae Divinae Caritatis“

Lechner kam 1868 kam aus Bayern nach Wien, wo sie noch im selben Jahr den Orden der "Filiae Divinae Caritatis" gründete. 1871 bezog sie mit den ersten Schwestern das Mutterhaus in der Fasangasse 4 im 3. Wiener Gemeindebezirk. Die Gemeinschaft engagierte sich insbesondere in der Bildungsarbeit und in der Gründung von Kindergärten und Schulen überall in der Donaumonarchie, u.a. in Budapest, Prag, Brünn (Brno), Troppau (Opava), Krakau und Sarajevo. 1888 wurde das aktuelle Mutterhaus mit der Marienkirche in der Jacquingasse errichtet.

1.300 Schwestern

Heute unterhält die etwa 1.300 Schwestern zählende Kongregation Niederlassungen in 19 Ländern, sieben Niederlassungen befinden sich in Österreich.

 

(KAP)

 
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