Mehr als 20.000 Gläubige bei Seligsprechung in Sarajevo
Kardinal Amato leitete die Seligsprechungsfeier im Olympiasportzentrum -
Unter den "Märtyrerinnen von der Drina" ist auch die Österreicherin Sr.
Maria Berchmana Leidenix (1865-1941)
Mehr als 20.000 Katholiken haben am Samstag in Sarajevo
an der Seligsprechung von fünf Ordensfrauen - je eine Österreicherin,
Kroatin, Ungarin sowie zwei Sloweninnen - teilgenommen. Die fünf als
"Märtyrerinnen von der Drina" bekannten Schwestern waren Mitglieder der in
Österreich gegründeten "Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe". Sie
starben durch Gewalt im Dezember 1941, kurz nach Beginn der Kriegshandlungen
auf dem Balkan in der Folge des hitlerdeutschen Einmarsches in Jugoslawien.
Papst Benedikt XVI. hatte im Jänner ihren Tod als Martyrium anerkannt. Bei
der Österreicherin handelt es sich um Sr. Maria Berchmana Leidenix aus
Enzersdorf an der Fischa in der Erzdiözese Wien.
Drei Kardinäle und 30 Bischöfe
Der Gottesdienst mit drei Kardinälen und 30 Bischöfen
aus acht Ländern fand im Olympia-Sportzentrum von Sarajevo statt. Die
Gläubigen kamen aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Slowenien, aber auch
aus Montenegro, Albanien und aus der Erzdiözese Wien. Vertreten waren
Ordensmitglieder und Gläubige, vor allem aus dem Heimatort von Sr. Maria
Berchmana, Enzersdorf.
Wunsch des Erzbischofs von Sarajevo
Papst Benedikt XVI. sei dem Wunsch des Erzbischofs von
Sarajevo, Kardinal Vinko Puljic, entgegengekommen und "hat mit seiner
apostolischen Autorität erlaubt, dass die fünf Märtyrerinnen der Drina
künftig Selige genannt werden dürfen", sagte der Präfekt der vatikanischen
Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, zu Beginn der Feier.
Kardinal Puljic hob anschließend hervor, dass das Olympia-Sportzentrum
"Zetra" augenblicklich "die größte Kirche Bosniens" sei.
Vor 70 Jahren ermordet
Die fünf Ordensschwestern Jula Ivanisevic, Maria
Berchmana Leidenix, Krizina Bojanc, Antonija Fabjan und Bernadeta Banja
waren vor 70 Jahren von einer Tschetnik-Gruppe ermordet worden. Der
Seligsprechungsprozess auf Diözesanebene war 1999 eingeleitet worden, wie
Kardinal Puljic in einem Rückblick rekapitulierte: "Ihr vergossenes Blut
spricht von dem Ausmaß an Liebe, das sie gehabt haben."
"Töchter der göttlichen Liebe"
Der Erzbischof wies darauf hin, dass der Orden der
"Töchter der göttlichen Liebe" somit seine ersten Seligen bekommen habe.
Mehr als 1.300 Schwestern der Gemeinschaft seien heute weltweit im Dienst
der Nächstenliebe im Einsatz.
Schwestern gerieten zwischen die Fronten
Sr. Berchmana wurde als Karoline Anna Leidenix 1865
geboren. Die Familie lebte in bitterer Armut, die junge Karoline Anna und
ihre Schwester wurden aber im Internat ("Marienanstalt") der "Kongregation
der Töchter der göttlichen Liebe" in der Wiener Fasangasse aufgenommen und
erhielten eine gute Schulausbildung. Karoline Anna wurde Lehrerin, trat in
jungen Jahren in den Orden ein, wo sie den Namen Berchmana erhielt. Bereits
mit 18 Jahren wurde sie in das damals österreichische Bosnien geschickt.
Dort wirkte sie in den folgenden Jahrzehnte als Lehrerin in Sarajewo, Tuzla
und Pale. Ebenso war sie in der Krankenpflege tätig und für die Ausbildung
der jungen Ordensfrauen zuständig. Zuletzt war ihr Einsatzort das 1911
errichtete Armenhospiz "Marienheim" in Pale. In der Region bekämpften sich
1941 Tito-Partisanen, Tschetniks und die deutsche Wehrmacht gegenseitig
einander. Die Schwestern weigerten sich dennoch, Pale zu verlassen, und sie
gerieten damit zwischen die Fronten.
1941 ermordet
Bei einem Überfall durch ein Tschetnik-Kommando am 11.
Dezember 1941 wurde das "Marienheim" geplündert und anschließend in Brand
gesteckt und die Schwestern verschleppt. Zu Weihnachten 1941 wurden die
Schwestern in Sjetlina (Bosnien) ermordet.
Seligsprechung für Gründerin im Verfahren
Auch für die Gründerin der Kongregation der "Töchter
der göttlichen Liebe", Sr. Franziska Lechner (1833-94), läuft ein
Seligsprechungsverfahren. Es wurde vor sechs Jahren von Kardinal Christoph
Schönborn eröffnet.
"Filiae Divinae Caritatis“
Lechner kam 1868 kam aus Bayern nach Wien, wo sie noch
im selben Jahr den Orden der "Filiae Divinae Caritatis" gründete. 1871 bezog
sie mit den ersten Schwestern das Mutterhaus in der Fasangasse 4 im 3.
Wiener Gemeindebezirk. Die Gemeinschaft engagierte sich insbesondere in der
Bildungsarbeit und in der Gründung von Kindergärten und Schulen überall in
der Donaumonarchie, u.a. in Budapest, Prag, Brünn (Brno), Troppau (Opava),
Krakau und Sarajevo. 1888 wurde das aktuelle Mutterhaus mit der Marienkirche
in der Jacquingasse errichtet.
1.300 Schwestern
Heute unterhält die etwa 1.300 Schwestern zählende
Kongregation Niederlassungen in 19 Ländern, sieben Niederlassungen befinden
sich in Österreich.
(KAP) |