Früherer „TV-Pfarrer“ Wilhelm Müller gestorben
Der langjährige „TV-Pfarrer“ und ehemalige Dompropst von Wiener Neustadt, Prälat Wilhelm Müller, ist am Dienstag nach langer schwerer Krankheit gestorben.
Video: Wilhelm Müllers letzter Auftritt in "Christ in der Zeit" zu Allerheiligen 1994:
Wilhelm Müller gehörte zu den ersten geistlichen Sprechern in Radio und Fernsehen nach der großen ORF-Reform von 1967 und war wesentlich am Aufbau der kirchlichen Medienarbeit in Österreich beteiligt. In Sendungen wie „Christ in der Zeit“ oder „Einfach zum Nachdenken“ wurde er durch seine pointierten Formulierungen einem breiten Publikum bekannt. Im publizistischen Bereich war Müller bis zuletzt als Chefredakteur von „miteinander“, der Illustrierten des Canisiuswerks, tätig.
Bis 2010 als Pfarrer aktiv
Wilhelm Müller wurde am 26. Mai 1937 in Kleinwolkersdorf geboren und 1961 zum Priester geweiht. In seiner Kaplanszeit von 1961 bis 1966 entdeckte er seine Liebe zu Mödling. Nach zwei Jahren als Studienpräfekt im Priesterseminar der Erzdiözese Wien kehrte er 1969 als Pfarrer von St. Othmar nach Mödling zurück. 1986 wurde er auch Dechant des Dekanates. 2003 wurde Müller Propstpfarrer von Wiener Neustadt, wo er bis zu seiner Emeritierung im August 2010 wirkte. Müller war auch Ehrenkanonikus des Domkapitels zu St. Stephan.
Medien „nicht als bloßes Instrument“
Der Beginn der Medien-Tätigkeit Müllers war mit der großen Rundfunkreform des Jahres 1967 zusammengefallen. Er nahm vieles vorweg, was 1971 in der großen vatikanischen Medien-Instruktion „Communio et Progressio“ Richtschnur für die ganze katholische Kirche wurde: Müller missverstand die Medien in seinem Bemühen um die zeitgemäße Verkündigung des Evangeliums nie „als bloßes Instrument“, sondern anerkannte sie „in ihrem Eigenwert und in ihrer Bedeutung für die Kultur von heute“, wie es in „Communio et Progressio“ heißt.
„Seelsorger, Ratgeber und Freund“
Als ein Mann der ersten Stunde des religiösen Fernsehens – Müller war ab Jänner 1968 als „Christ in der Zeit“-Gestalter und später als erster geistlicher Sprecher der Ö3-Reihe „Einfach zum Nachdenken“ tätig – wirkte der Mödlinger Pfarrer mit seinem Esprit und auch Humor stilbildend. Müller schrieb auch Drehbücher für die ORF-Sendung „Feierabend“ und kommentierte kirchliche Großereignisse wie Katholikentage, Papstwahl und Papstbesuche in Österreich. Kardinal Franz König würdigte Müller einmal für seine „ausgewogene Mischung von Prinzipientreue und Dialogbereitschaft“, für viele, die in den Medien tätig sind, sei er „Seelsorger, Ratgeber und Freund“ gewesen.
Schönborn: „echter Medienprofi“
Nach der Nachricht von Müllers Tod hat sich am Mittwoch auch die Spitze der Erzdiözese Wien zu Wort gemeldet. „Mit Wilhelm Müller verlieren wir eine der prägenden und führenden Priestergestalten unserer Diözese der letzte Jahrzehnte“, sagte der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn gegenüber „Kathpress. Müller sei ein überaus engagierter Priester mit großen sprachlichen Fähigkeiten und „ein echter Medienprofi“ gewesen. Schönborn hob auch die Verdienste Müllers als langjähriger Leiter des Priesterrates der Erzdiözese und sein Wirken als Pfarrer und Dechant von Mödling hervor, das in den letzten Jahren von schweren gesundheitlichen Belastungen überschattet war.
Krätzl: „Priester mit besonderen Fähigkeiten“
Als einen „Priester mit außerordentlichen Fähigkeiten“ wurde Müller auch von Weihbischof Helmut Krätzl bezeichnet. „Er war ein hervorragender Prediger und verstand es, auch mit den Entwicklungen der Medien Schritt zu halten“, heißt es im Nachruf Krätzls für die bis zuletzt von Müller redigierte Zeitschrift „miteinander“. Er habe gut verständlich und zugleich auf hohem theologischen Niveau die ORF-Hörerinnen und -Seher angesprochen und habe seine Ausdruckskunst auch zu Papier gebracht. Laut Krätzl entwickelte Müller dabei einen „eigenen Stil, um einen sehr markanten Satz herum Variationen anzubringen, die den Inhalt völlig deutlich machten“.
(KAP)