News 30. 01. 2012

Moskauer Patriarch: Treffen mit Papst noch nicht sinnvoll

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., lehnt eine Begegnung mit Papst Benedikt XVI. weiterhin ab.

Ein Treffen mit dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche sei erst dann sinnvoll, wenn es Fortschritte in der Beilegung bestehender Konflikte oder zumindest stärkere Bemühungen darum gebe, sagte Kyrill I. nach Mitteilung des Moskauer Patriarchates in einem Interview. Der Streit in der Westukraine zwischen der orthodoxen und der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche um Sakralbauten sei aber weiter ungelöst.

Kein Treffen seit 1054

Der Patriarch sagte, Benedikt XVI. habe zwar Verständnis für das Anliegen der orthodoxen Kirche geäußert. Auf den Vorschlag, erneut eine gemeinsame Kommission für Probleme in der Westukraine einzusetzen, habe die katholische Seite allerdings „sehr kühl“ reagiert. Die Orthodoxen werfen den Unierten vor, sie hätten ihnen nach der politischen Wende vor 20 Jahren widerrechtlich Kirchengebäude entzogen. Die Unierten weisen dies zurück; sie hätten bei der Wiederzulassung ihrer Kirche lediglich Gotteshäuser zurückbekommen, die ihnen 1946 weggenommen worden seien. Der Streit zählt seit Jahren zu den Haupthindernissen für eine Begegnung von Papst und Patriarch. Seit der Kirchenspaltung von 1054 hat es keine Begegnung eines Papstes mit einem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gegeben.

Keine Reduktion auf mediale Sensation

Kyrill I. bedauerte, dass die Medien in einem möglichen Spitzentreffen ausschließlich eine Sensation sähen. Er wolle jedoch nicht, dass die Begegnung darauf reduziert werde. Ziel sei eine bessere Atmosphäre zwischen beiden Kirchen. Gleichzeitig warb der Moskauer Patriarch für eine enge Zusammenarbeit von Katholiken und Orthodoxen bei der Verteidigung christlicher Werte sowie gegen Diskriminierung. Er betonte, die Beziehungen zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche hätten sich in Russland in den vergangenen zehn Jahren „merklich verbessert“. Eine katholische Abwerbung orthodoxer Gläubiger sei mittlerweile kein akutes Problem mehr wie noch in den 1990er Jahren.

(KAP)

 

 

 

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Seit 1. Februar 2009 ist Kyrill I. Patriarch von Moskau und der ganzen Rus. Somit ist er Vorsteher der Russisch-Orthodoxen Kirche. Er ist besonders bekannt für seine ökumenischen Bemühungen und seine guten Beziehungen zur römischen Kurie.

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