US-Kardinal Bevilacqua vor Aussage in Missbrauchsprozess gestorben

Der emeritierte Erzbischof von Philadelphia, Kardinal Anthony Bevilacqua, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Er hätte demnächst in einem Missbrauchsprozess aussagen sollen.

Der Sohn italienischer Einwanderer aus Apulien hatte die historische, bereits kurz nach der Unabhängigkeit der USA gegründete Erzdiözese an der Ostküste von 1988 bis 2003 geleitet. 1991 erhob ihn Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand. US-Medien zufolge starb er Dienstagabend (Ortszeit) in seiner Privatwohnung in Philadelphia.

Wichtiger Zeuge in Missbrauchsverfahren

Noch zu Wochenbeginn hatte ein Gericht in Philadelphia verfügt, dass der an Demenz erkrankte Kardinal als Zeuge in einem Missbrauchsverfahren um einen langjährigen Mitarbeiter aussagen sollte. Dem Personalverantwortlichen der Erzdiözese, William Lynn, wird vorgeworfen, 27 mutmaßlich pädophile Priester über Jahre hinweg gedeckt zu haben. Der Prozess soll am 26. März beginnen. Erst nach der Emeritierung Bevilacquas wurden im September 2005 die Ergebnisse einer dreijährigen Untersuchung einer staatlichen Kommission über sexuellen Missbrauch in der Erzdiözese veröffentlicht.

Kirchenrechtler und Politikwissenschaftler

Bevilacqua wurde 1923 in New York geboren. 1949 wurde er zum Priester geweiht. Anschließend spezialisierte er sich an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom auf Kirchenrecht und erwarb einen Master in Politikwissenschaften an der Colombia University sowie eine weitere akademische Auszeichnung in Rechtswissenschaften in New York. Nach drei Jahren als Weihbischof in Brooklyn ernannte ihn Johannes Paul II. 1983 zum Bischof von Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania. Von dort wechselte er 1988 an die Spitze der Erzdiözese Philadelphia.

 

(APA)