News 22. 02. 2012

Oskar Deutsch neuer Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde

Die Weichen für die Nachfolge Ariel Muzicants in der Israelitischen Kultusgemeinde sind gestellt: Der bisherige Vizepräsident Oskar Deutsch wurde am Donnerstag vom Kultusrat zum Präsidenten der IKG Wien und des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs gewählt. Er übernimmt das Amt vorerst interimistisch, die reguläre Wahl in der Kultusgemeinde findet Mitte November statt.

In der Sitzung des Kultusrates kam Deutsch auf 22 Pros-Stimmen bei einer Enthaltung. Er ist Geschäftsführer der Alvorada Kaffeehandelsges.m.b.H und gehört wie Muzicant der Liste Atid (Hebräisch: Zukunft) an. Muzicant, der am 12. Februar 60 Jahre alt wurde, hatte bereits vor langem angekündigt, sich in den Ruhestand zu begeben. Sein Rücktritt rund ein dreiviertel Jahr vor der regulären Vorstandswahl in der Gemeinde war laut eigener Aussage ebenfalls seit langem geplant gewesen.

"Teil der österreichischen Gesellschaft"

Deutsch will seine Gemeinde in Zukunft stärker auch für Nicht-Juden öffnen. "Wir wollen uns als Teil der österreichischen Gesellschaft präsentieren", sagte er am Mittwoch in einer Pressekonferenz, bei der das neue IKG-Präsidium vorgestellt wurde. Was die Beziehung zur FPÖ betrifft, zeigte Deutsch keinen Kurswechsel, man werde auch künftig auf antisemitische Äußerungen aufmerksam machen.

"Öffnen" via Facebook

"Wir wollen die Türe öffnen", kündigte Deutsch eine Offensive in der Öffentlichkeitsarbeit der Kultusgemeinde für die Zukunft an. So wolle man künftig mehr auf die nicht-jüdische Gesellschaft zugehen. Das werde auch über neue Medien, wie etwa Facebook, geschehen. Grundsätzlich wolle man zeigen, dass es ein "vibrierendes jüdisches Leben" in Wien gebe. Deutsch verwies etwa auf die zahlreichen Schulen, Synagogen sowie das Kulturprogramm.

Muzicant gewürdigt

Zu seiner Wahl zum Nachfolger Muzicants meinte Deutsch, dass das ein "Vertrauensbeweis" für die jahrelange Arbeit sei, die er selbst als Vizepräsident geleistet habe. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich diesen Vertrauensvorschuss in der Zukunft werde erfüllen können." Deutsch würdigte auch Muzicant für dessen jahrzehntelange Tätigkeit in der Gemeinde. Dieser habe etliche Aufgaben, wie etwa die Sanierung der Immobilien bis hin zu den jüdischen Friedhöfen, gelöst.

Gretchenfrage Freiheitliche

Auf die Gretchenfrage zur Beziehung zu den Freiheitlichen meinte Deutsch lediglich: "Ich habe keine andere Meinung, als die, bisher von Dr. Ariel Muzicant vertreten wurde." Man werde auch künftig auf Sager, wie etwa jenen von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache zu den "neuen Juden", hindeuten. Diese Linie bei den Freiheitlichen habe bereits mit Jörg Haider begonnen. Auch die neu gewählten Vizepräsidenten der Kultusgemeinde stellten sich kurz vor. Judith Adler ist etwa die erste Frau im Präsidium der IKG. Chanan Babacsayv ist zudem das bisher jüngste Mitglied an der Gemeindespitze.

 

(APA)

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