News 07. 03. 2012

Peking beschuldigt Dalai Lama wegen Selbstverbrennungen

China macht den Dalai Lama und separatistische Kräfte für die anhaltende Serie von Selbstverbrennungen von Tibetern verantwortlich. Li Changping, ein Parteiführer aus der Südwestprovinz Sichuan, wo sich in den letzten drei Jahren mehr als 25 Tibeter aus Protest gegen die chinesische Herrschaft mit Benzin angezündet hatten, sprach am Mittwoch in Peking von einer orchestrierten Kampagne mit „politischen Motiven“.

„Die Clique um den Dalai Lama hat weitere Versuche unternommen, um China zu spalten“, sagte Changping auf der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses. „Das fand ein Echo bei einigen wenigen Mönchen und Nonnen.“ Diese Leute könnten nicht für alle Tibeter sprechen. „Die Herzen der Tibeter bevorzugen immer Peking und die Kommunistische Partei Chinas“, zitierte ihn die Nachrichtenagentur Xinhua.

„Führen ernsten politischen Kampf“

Er beschrieb den Dalai Lama als Anführer einer Verschwörung für die Unabhängigkeit Tibets. „Wir ringen mit der Dalai-Lama-Clique nicht an der ethischen oder religiösen Front, sondern führen vielmehr einen ernsten politischen Kampf.“ Der Chef der tibetischen Regionalregierung, Padma Choling, sagte: „Wer zu Selbstverbrennungen anstiftet, sollte nach dem Gesetz bestraft werden.“

Tibet-Experte: „Selbstmord im Buddhismus negativ“

Seit dem Wochenende haben sich wieder drei Tibeter mit Benzin angezündet und umgebracht. Dabei wird Selbstmord im Buddhismus nicht gutgeheißen, weiß Klaus-Dieter Mathes vom Institut für Tibetkunde an der Universität Wien.„Man hat einen Körper bekommen, um Weisheit zu erlangen. Und wenn man diese Chance hergibt, wird das im Buddhismus negativ gesehen“, so Mathes im Gespräch mit religion.ORF.at. Es gebe zwar das Argument, dass Selbstmord in Ordnung sei, wenn er für einen guten Zweck geschehe, doch diese Argumentation sei sehr umstritten. „Und der Dalai Lama macht sicher keinen Aufruf: Verbrennt euch!“, fügt Mathes hinzu.

26 Selbstverbrennungen in den letzten drei Jahren

Seit 2009 wurden 26 Selbstverbrennungen gezählt, bei denen 19 Tibeter ums Leben kamen. Am Samstag begehen die Tibeter den Jahrestag der Flucht des Dalai Lama 1959 ins indische Exil. Vor vier Jahren brachen an diesem Tag schwere Unruhen aus. Seitdem dürfen ausländische Journalisten - mit Ausnahme offizieller Touren - nicht mehr nach Tibet reisen. Auch tibetisch bewohnte Gebiete in Sichuan sind gesperrt. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den chinesischen Behörden vorgeworfen, zahlreiche Tibeter zur politischen Umerziehung festgenommen zu haben.

 

(APA/dpa/religion.ORF.at)

 

 

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