News 11. 04. 2012

Ministerrat ratifiziert interreligiöses
Zentrum in Wien

Die Vorarbeiten für das umstrittene „Internationale König Abdullah Bin Abdulaziz Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ mit Sitz in Wien schreiten voran. Der Ministerrat hat am heutigen Mittwoch das internationale Übereinkommen für sein Zustandekommen ratifiziert.

Das interreligiöse Zentrum, ein gemeinsames Projekt von Saudi-Arabien, Österreich und Spanien, wird als internationale Organisation errichtet. Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) erklärte im Ministerratsfoyer, Österreich unterstreiche damit einmal mehr seine Funktion als internationale Drehscheibe.  Ziel des Zentrums ist es, dem Dialog von „Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen eine dauerhafte Plattform“ zu geben, hieß es im Ministerratsvortrag.

Nächstes Treffen der Unterzeichnerstaaten in zwei Wochen

Für das Zentrum sei die Beteiligung von Vertretern von Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus ebenso geplant wie von Experten und der „Zivilgesellschaft“. Betont wird, dass das Zentrum der „Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen“ sowie „der Förderung und Einhaltung der Grund- und Freiheitsrechte verpflichtet“ sei. Vorgesehen sind Vertreter von acht Denominationen unterschiedlicher Religionen im Dialogforum sowie ein Beratungsgremium mit 100 Köpfen. Wann das Zentrum wirklich operativ wird, war im Ministerrat kein Thema. Derzeit werde an der Einrichtung einer Vorbereitenden Kommission gearbeitet, die die Arbeit des Zentrums bis zum Inkrafttreten des Gründungsabkommens vorbereiten soll. Das nächste Treffen der Unterzeichnerstaaten auf Expertenebene wird in rund zwei Wochen in Madrid stattfinden.

Kritik im Vorfeld

 Im Vorfeld hatte es Kritik gegeben, da in der Übereinkunft für den Gründungsvertrag nicht von „Religionsfreiheit“ die Rede war, sondern lediglich vom „Respekt zwischen den Religionen“. Als Hintergrund vermuteten die österreichischen Grünen in einer Erklärung, Saudi-Arabien wolle das Zentrum als „Feigenblatt“ benutzen, um über die fast völlig fehlende Religionsfreiheit im eigenen Land hinwegzutäuschen. Jüdische Vertreter hatten gedroht, sich von dem Projekt zu distanzieren, sollte es nicht genügend unabhängig von der saudischen Regierung sein. Aus außenpolitischen Kreisen hieß es hingegen, das saudische Königshaus wolle durch das Wiener Zentrum den Klerus zu Reformen zwingen. Der Großmufti von Saudi-Arabien, Abdul Aziz al-Sheikh, hatte jüngst zur Zerstörung alle Kirchen in den Golfstaaten aufgerufen.

Vatikan mischt mit

Mitmischen will auch der Vatikan. Der Heilige Stuhl habe sein grundsätzliches Interesse bekundet, Beobachterstatus zu erlangen, heißt es von der österreichischen Regierung. Als Hintergrund wird eine diplomatische Ouvertüre gegenüber Saudi-Arabien des Vatikan vermutet, der in dem streng muslimischen Land die Erlaubnis zum Bau einer Kirche haben will. Die Idee zu dem Forum soll nach einem Treffen zwischen König Abdullah und Papst Benedikt im Jahr 2007 entstanden sein, hieß es im Vorfeld. Laut Ankündigung der saudischen Regierung will Saudi-Arabien für die ersten Jahre auch alle Kosten des Zentrums übernehmen.

 

(APA)

 

 

 

 

 

 

 

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