News 12. 04. 2012

Deutschland: Kritik an Gratisverteilung
des Korans durch Salafisten

Radikale Salafisten wollen in Deutschland 25 Millionen Koran-Exemplare kostenlos verteilen. Verfassungsschutz und Politiker sind alarmiert.

In Fußgängerzonen von Großstädten und im Internet wollen sie 25 Millionen Koran-Exemplare an Nichtmuslime abgeben, hatten Radikalislamistische Salafisten erklärt. Nach Angaben des Kölner Geschäftsmanns Ibrahim Abou- Nagie, dem Projektbetreiber der Verteilaktion „Lies!“, wurden an Info-Ständen und im Internet schon mehr als 300.000 Ausgaben des Korans unter die Leute gebracht, berichtet die „Welt“. Nagie gilt als führender Kopf des Salafismus in Deutschland.

CDU: „Aktion muss gestoppt werden“

 „Wo immer dies möglich ist, muss diese aggressive Aktion gestoppt werden“, forderte Unions-Fraktionsvize Günter Krings (CDU) in der „Rheinischen Post“. Zwar sei gegen das Verbreiten religiöser Schriften prinzipiell wenig einzuwenden,  so Krins, es komme aber auf den Absender an. „Die radikale Gruppe der Salafisten stört mit ihrem aggressiven Vorgehen den religiösen Frieden in unserem Land.“ Insbesondere vor Schulen sei das Verteilen des Korans nicht hinnehmbar. Wo es nicht zu verhindern sei, müsse es von den Behörden überwacht werden, damit Straf- und Ordnungsrecht eingehalten würden.

Grüne und SPD: „Große Sorge“ über Verteilaktion

Auch Politiker von Grünen und SPD wandten sich gegen die Aktion.  „Die breit angelegte Verteilaktion von Gratisexemplaren des Korans durch Salafisten betrachte ich mit großer Sorge“, sagte die kirchenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, der Zeitung „Die Welt“. Grünen-Parteichef Cem Özdemir sagte der Zeitung: „Ich habe mit allen religiösen Gruppen ein Problem, die ihr Weltbild über das Grundgesetz und die Menschenrechte stellen.“  Die Koran-Verteilung sei eine Werbestrategie von Radikalen. „Es ist offensichtlich, dass mit dieser Aktion die Strategie verfolgt wird, sich als Sprachrohr der Muslime darzustellen und den vermeintlich einzig wahren Islam zu propagieren. Das darf man den Salafisten nicht durchgehen lassen.“ Die übergroße Mehrheit der Muslime habe aber mit islamischem Fundamentalismus nichts am Hut.

Christliche Kirchen zurückhaltend

Eher zurückhaltend äußerten sich hingegen die christlichen Kirchen, berichtet die „Welt“. „Es ist in Deutschland glücklicherweise nicht verboten, religiöse Schriften zu verteilen“, sagte der Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesregierung, Prälat Bernhard Felmberg. Allerdings fügte er hinzu: „Natürlich würde ich mir wünschen, dass in Ländern, in denen mehrheitlich der Islam gilt, umgekehrt auch Bibeln verteilt werden dürften.“

Verfassungsschutz beobachtet Vorgänge

Für dieses Wochenende hatte die extremistische Gruppierung in mehreren Städten, auch in Nordrhein-Westfalen, Aktionen angekündigt, bei denen der Koran verteilt werden soll. Der Verfassungsschutz beobachtet die Vorgänge. Die Salafisten-Aktion sei aktueller Ausdruck der offensiven Missionierungsarbeit dieser islamistischen Strömung, erklärte das Innenministerium Nordrhein-Westfahlen am Mittwoch. „Was sich als reine Koran-Verteilaktion präsentiert, ist in Wahrheit die subtile Verbreitung der salafistischen Ideologie“, sagte ein Sprecher.

Druckerei:  „Werden Auslieferung stoppen“

Auch die Druckerei, welche die Koran e ausliefert meldete sich zu Wort. „Wir werden die Auslieferung stoppen und juristisch prüfen, welche Folgen sich daraus ergeben“, sagte ein Sprecher des deutschen Mutterunternehmens CPI der Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel der „Welt“. Seit Oktober 2011 hat die Druckerei im Auftrag einer Organisation namens „Die wahre Religion“ mehr als 300.000 Korane ausgeliefert. Das Mutterunternehmen habe erst aus den Medien von der Aktion „Lies!“ erfahren, sagte der Sprecher. „Wir drucken nichts, was extrem im Sinne von islamistisch ist“, sagte der Sprecher der Druckerei.

 

(dpa / religion.ORF.at)