Forschungsprojekt: „Kartographie der Religionen“ in Wien
Die Erfassung der gesamten Bandbreite des religiösen Lebens in Wien ist das Ziel des aktuellen Forschungsprojekts „Kartographie der Religionen“ an der Universität Wien. Bisher konnten in dem vom Wiener Religionswissenschaftler Prof. Hans Gerald Hödl geleiteten Projekt 800 von religiösen Gruppen in Wien genutzte Orte auf einer interaktiven Landkarte verzeichnet werden.
Aufgenommen wurden dabei die anerkannten Religionsgesellschaften ebenso wie eingetragene Bekenntnisgemeinschaften und in Vereinen organisierte religiöse Gruppierungen. Angesiedelt ist das Projekt in der universitären Forschungsplattform „Religion and Transformation in Contemporary European Society“.
Name, Adresse und Strömung
Die über die Website http://kartrel.univie.ac.at abrufbaren Daten beschränken sich bisher auf den Namen der Religionsgemeinschaft, die Adresse sowie auf die religiöse Strömung und Tradition. Ergänzt werden soll die Karte zukünftig durch einen lexikalischen Teil, der Erläuterungen aus religionswissenschaftlicher Perspektive zu den eingetragenen Religionsgemeinschaften enthält, so Hödl gegenüber Kathpress.
Lexikalischer Teil soll folgen
Erhoben wurden die Daten im Laufe der vergangenen fünf Monate von einem Mitarbeiterstamm von sechs Personen. Für die Zukunft hofft Hödl auf weitere Förderungen und Projektgelder, um die Datenbasis weiter zu verbreitern und den lexikalischen Teil rasch umsetzen zu können. Die Daten zu islamischen Einrichtungen sind zum Teil von einem an der Islamischen Religionspädagogik durchgeführten Projekt übernommen. Die Daten zu Einrichtungen der römisch-katholischen Kirche beruhen auf vom Matrikenreferat der Erzdiözese Wien zur Verfügung gestellten Daten.
Basis für Forschungsprojekte
Die so erfassten Daten sollen zugleich die Basis für konkrete Einzelforschungsprojekte darstellen - etwa zur Frage von Religion und Migration in Wien oder zum „integrativen Potenzial muslimischer Jugendorganisationen in Wien“, wie der Titel eines bereits eingereichten Projekts lautet. Hödl selbst arbeitet an einem Forschungsprojekt zum Thema „Mission und Konversion in Wien“.
Ausdehnung auf ganz Österreich angedacht
Auch an eine Ausdehnung des Projekts auf ganz Österreich werde gedacht, so Hödl. Zwar seien in Wien nahezu alle Religionsgemeinschaften vertreten, die es auch sonst im Land gibt, es gebe jedoch auch Ausnahmen: etwa die nur in Oberösterreich anzutreffenden Jesiden oder die ebenfalls in Oberösterreich beheimatete „Gruppe ernster Bibelforscher“ - eine Gruppierung, die - wie die Zeugen Jehovas - auf die Lehren von Charles Taze Russell zurückgeht. Eine österreichweite Ausdehnung sei außerdem notwendig, um das „Fernziel“ des Projekts zu erreichen: „eine religionswissenschaftliche Religionsgeschichte Österreichs“.
(APA/KAP)