News 24. 04. 2012

Caritas gedenkt des 20. Todestages von Leopold Ungar

Die Caritas Wien erinnert am Freitag mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Symposion an den langjährigen Caritas-Direktor und Caritas-Präsidenten Prälat Leopold Ungar (1912 bis 1992). Am 30. April jährt sich der Todestag Ungars zum 20. Mal. Mitfeiernde bei der vom Wiener Weihbischof Helmut Krätzl geleiteten Messe in der Lainzer Konzilsgedächtniskirche sind Caritas-Direktor Michael Landau und sein Vorgänger, Helmut Schüller.

Der am 8. August 1912 in Wiener Neustadt als Sohn einer großbürgerlichen jüdischen Kaufmannsfamilie geborene Leopold Ungar studierte zunächst Jus. Das für eine spätere Berufstätigkeit gedachte Studium schloss er zwar ab, weit mehr Zeit widmete er aber dem Schauspielstudium am Reinhardt-Seminar und dem Besuch der Lesungen seines Idols Karl Kraus. Der Meister der geschliffenen Sprache blieb für Ungar ein Leben lang „eine Art Prophet“.

Taufe und Eintritt ins Priesterseminar

Nach der Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften empfing Ungar am 8. April 1935 die Taufe und trat im September des gleichen Jahres, für seine Umwelt wohl überraschend, ins Wiener Priesterseminar ein. Ungar hatte bereits zuvor mit der Lektüre der Klassiker der christlichen Mystik begonnen.

Flucht vor den Nazis

Nach dem NS-Einmarsch 1938 musste Ungar Österreich verlassen. Er kam nach Paris, wo er sein Studium abschloss und 1939 zum Priester geweiht wurde. Als Hitler Frankreich besetzte, musste Leopold Ungar wiederum fliehen, diesmal nach England. Als Seelsorger in einem Lager für deutsche Kriegsgefangene überdauerte er den Krieg. Seine Lektüre in dieser Zeit waren vor allem die Kirchenväter, die von nun an sein theologisches Spezialgebiet wurden. Im September 1947 kehrte Ungar nach Wien zurück.

Hilfe für notleidende Kinder

Nach dem Krieg suchte der damalige Prälat und spätere Weihbischof Jakob Weinbacher dringend einen sprachgewandten Priester, der die Administration der alliierten Hilfslieferungen für das hungernde Wien durchführen könnte. Die Wahl fiel auf Leopold Ungar, damals Kaplan von St. Elisabeth in Wien-Wieden. Zusammen mit der langjährigen Caritas-Mitarbeiterin Ilona Seilern organisierte er Auslandsaufenthalte für notleidende Kinder aus Wien. Tausende konnten für einige Monate nach Holland, Belgien, Spanien und Portugal fahren.

38 Jahre Direktor der Wiener Caritas

1950 wurde der damals 38-jährige Ungar von Kardinal Theodor Innitzer zum Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien ernannt, die er innerhalb von weiteren 38 Jahren von einer „Suppen- und Teeküche“ zu einem „Koloss der Nächstenliebe“ mit eigener Auslandshilfe-Abteilung, Obdachlosenheimen, Pionierprojekten zur Randgruppenbetreuung und - insbesondere seit der Ungarnkrise 1956 - Initiativen in der Flüchtlingshilfe werden ließ.

Pionier bei der Überwindung von Klischees

Ungar verstand es durch seine dramatischen Appelle, eine Spendergemeinde von einigen Hunderttausend Österreichern zu schaffen, die die konkrete Realisierung seiner Ideen unter dem Dach der Caritas möglich werden ließ. Gemeinsam mit Kardinal Franz König gilt Ungar - seit 1964 auch als Caritas-Präsident österreichweit tätig - als ein Pionier bei der Überwindung alter, noch aus der Zeit der Ersten Republik stammender parteipolitischer Klischees.

1988 legte Ungar sein Amt als Wiener Caritas-Direktor zurück, 1991 auch seine Funktion als österreichischer Caritas-Präsident. Nach langer, schwerer Krankheit starb Prälat Leopold Ungar am 30. April 1992 in Wien.

 

(APA/KAP)

 

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Beginn: 15.00 Uhr

 

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