News 08. 05. 2012

Irischer Kardinal wegen umstrittener Opferbefragungen in Bedrängnis

Der irische Kardinal Sean Brady hat Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen in den 1970er Jahren eingeräumt. Wegen der Teilnahme umstrittenen Opferbefragungen gerät Brady aber zunehmend selbst in die Kritik.

„Die Eltern aller Opfer hätten informiert werden müssen“, sagte Brady in einem Interview des öffentlich-rechtlichen Senders RTE am Montagabend. „Ich bedauere es sehr, dass sie es nicht wurden; wären sie jetzt in der gleichen Situation, würde ich natürlich darauf bestehen, dass sie informiert werden.“ Er sprach zugleich eine Entschuldigung gegenüber dem Missbrauchsopfer Brendan Boland aus. Er wolle ihn „bei der frühesten Gelegenheit“ persönlich um Verzeihung bitten, so der Kardinal.

Brady: „Bleibe im Amt“

Brady, der wegen seiner Mitwirkung als Protokollant bei Ermittlungen gegen den später verurteilten pädophilen Priester Brendan Smyth in Bedrängnis geraten ist, schloss zugleich einen Rücktritt als Erzbischof von Armagh und Primas Irlands aus. Er werde bis zur Altersgrenze von 75 Jahren im Amt bleiben. Aus dem Vatikan habe er bislang keinen Wink zu einem Amtsverzicht erhalten.

Kinder zum Schweigen gezwungen

Der heute 72-jährige Kardinal hatte 1975 als junger Priester an der kirchenamtlichen Vernehmung eines Missbrauchsopfers von Smyth teilgenommen. Der damals 14 Jahre alte Brendan Boland wurde laut irischen Medienberichten ohne Beisein seiner Eltern von drei Klerikern zu seinen Vorwürfen gegen Smyth befragt. Dem Jungen sei strikte Verschwiegenheit auch gegenüber seinen Eltern auferlegt worden.

Verurteilter Pädophiler durfte wieder mit Kindern arbeiten

Smyth wurde später von einem staatlichen Gericht wegen sexuellen Missbrauchs in 90 Fällen zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er starb kurz nach Haftantritt 2007. Nach Darstellung der Tageszeitung „Irish Independent“ (Dienstag) drohen Smyths Heimatdiözese neue Schadenersatzforderungen, nachdem bekanntgeworden sei, dass der damalige Bischof Francis MacKiernan 1984 Smyth wieder erlaubt habe, mit Kindern zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt habe der Bischof bereits von sexuellen Übergriffen des Klerikers gewusst.

 

(KAP)

 

 

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