Muttertag – Mutternacht: Aktionstag für Mütter in Entwicklungsländern
Kommenden Sonntag wird in vielen Familien der Muttertag gefeiert. In Österreich ist die Mutterschaft zumindest körperlich eine eher risikolose Angelegenheit. Dass das Mutterwerden in manchen Teilen der Welt aber lebensbedrohlich sein kann, führt die Plattform österreichische Initiative „Mutternacht“, der auch die Katholische Frauenbewegung und die Evangelische Frauenarbeit angehören, am Freitag und Samstag mit Aktionen drastisch vor Augen. Zahlen und Fakten rund um Müttersterblichkeit, schlecht durchgeführte Abtreibungen und Geburtsverletzungen mit schrecklichen Langzeitfolgen sind erschütternd.
Der kommende Muttertag am Sonntag wird, wie jedes Jahr, in vielen österreichischen Familien wieder mehr oder weniger freudig vorbereitet: Kinder fabrizieren Basteleien und lernen Gedichte, Väter stellen Blumensträuße kühl, und das Frühstückstablett wird sicher auch hier und da abgestaubt. Mutterschaft wird zelebriert. Manchen freilich geht der Zauber rund um den Mutterkult auch gehörig auf die Nerven, doch das Schlimmste, was den meisten hierzulande passieren kann, sind übervolle Gastwirtschaften und zweifelhafte Geschenke.
Erschütternde Zahlen
Ganz anders sieht die Situation von Müttern in Entwicklungsländern aus. Die Zahlen sind dramatisch: Jeden Tag erliegen im Schnitt 1.000 Frauen weltweit den Komplikationen in einer Schwangerschaft bzw. bei der Geburt des Kindes. Zum Vergleich: In Österreich sterben vier Frauen bei 100.000 Lebendgeburten, in Afghanistan etwa sind es 1.400. Fast alle Fälle der etwa 350.000 jährlich bei der Geburt gestorbenen Frauen passieren in Ländern Afrikas und Asiens. Der Großteil der Todesfälle lässt sich auf wenige Ursachen zurückführen: Blutungen, Bluthochdruck, Infektionen, Überarbeitung und unsachgemäß durchgeführte Abtreibungen.
UNO-Ziele nicht erreicht
Die Vereinten Nationen (UNO) hatten es sich im Jahr 2000 zum Ziel gesetzt, die Müttersterblichkeit zu senken und die Gesundheit von Müttern zu verbessern. Angesichts der noch immer skandalösen Zahl sterbender Mütter bildete sich die internationale Kampagne „Mutternacht“, die die Umsetzung politischer Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles voranzutreiben will.
Hürdenlauf und Würfelspiel
Die Aktion „Mutternacht“ lädt am Freitag um 10.00 Uhr auf dem Wiener Stephansplatz zu einem medienwirksamen Hürdenlauf für Müttergesundheit ein. Das Netzwerk Frauenrechte von Amnesty International lädt nach der Aktion zu einem Würfelspiel ein, um zu illustrieren, dass es für viele Frauen ein makabres Glücksspiel ist, eine Geburt zu überleben. Um 18.00 Uhr lädt die Plattform österreichische Initiative Mutternacht zu einem Kinoabend mit Publikumsgespräch ins Top Kino in Wien 6 ein. Bei freiem Eintritt sind drei Kurzfilme zum Thema Müttersterblichkeit in Entwicklungsländern zu sehen. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für globale Entwicklung, Leyla Alyanak von UNFPA Genf und Butros Kony, Experte für Müttergesundheit und Projektmitarbeiter von Doctors for Disabled im Südsudan, statt.
„Politisches Nachtgebet“ zum Thema Müttersterblichkeit
Die Katholische Frauenbewegung Österreich (kfbö) und die Evangelische Frauenarbeit (EFA) veranstalten am Samstag um 19.30 Uhr in der Kirche St. Ruprecht in Wien 1 ein „politisches Nachgebet“ zum Thema Müttersterblichkeit. Zu der Aktion gehört neben Information und Gebet auch, sich zu überlegen, was Einzelne tun können, um Mütter in Not zu unterstützen.
Wie Einzelne helfen können
„Folgende Möglichkeiten schlagen wir vor“, heißt es auf der Website: „1. Ich schreibe einen Brief an den Außenminister, in dem ich fordere, dass entwicklungspolitische Gelder verstärkt für die Gesundheit von Frauen zu Verfügung gestellt werden.“ Vorschlag zwei sieht vor, eine „schwangere Migrantin oder Flüchtlingsfrau“ in der Umgebung zu suchen und sie bis zur Geburt zu begleiten. Des Weiteren wird empfohlen, minderjährigen Müttern Zuspruch und Hilfe zu gewähren, ein „Projekt zur Förderung von Frauengesundheit“ mit einer Spende zu unterstützen. Als weitere gute Möglichkeit, zu helfen, schlägt die Aktion vor, „das Problem der Müttersterblichkeit“ im eigenen Umfeld zu einem Thema zu machen.
NGOs und Politik unterstützen Plattform
Neben mehreren NGOS unterstützen auch die grüne Nationalrätin Judith Schwentner, die Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) und SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Mautz die Plattform österreichische Initiative Mutternacht, die heuer schon zum zweiten Mal auf die Lage von Müttern aufmerksam macht. Sie unterstützen die Plattform bei ihrem Anliegen, Österreich daran zu erinnern, genügend Mittel für die Senkung der Müttersterblichkeit zu Verfügung zu stellen.
(Johanna Grillmayer)