News 31. 05. 2012

Hungerkonferenz in Wien: Küberl für „Schubumkehr“ bei Entwicklungshilfe

Eine „Schubumkehr“ bei der staatlichen Entwicklungshilfe hat einmal mehr Caritas-Präsident Franz Küberl eingemahnt. Im Vorfeld der internationalen Hungerkonferenz in Wien (1. und 2. Juni) sagte Küberl in einem „Kurier“-Interview (Donnerstag-Ausgabe): „Die von Hunger betroffenen Menschen haben nur dann eine Chance auf Zukunft, wenn wir gemeinsam mit ihnen die Ärmel aufkrempeln.“ Es brauche einen „nationalen und internationalen Schulterschluss“.

Fast eine Milliarde Menschen hungern, täglich sterben rund 7.000 Kinder an den Folgen von Unterernährung. Trauriger „Hotspot“ ist nach wie vor Afrika, wo aktuell in der Sahelzone mehr als 18 Millionen Menschen aufgrund von Dürre und Nahrungsmangel vom Tod bedroht sind. Im Vorfeld der am Freitag beginnenden Hungerkonferenz forderte Franz Küberl: „Wir müssen endlich vom Reden zum herzhaften und tatkräftigen Tun kommen.“

Fast 15 Prozent weniger Spenden

Was Küberl besonders erzürnt: Österreich habe sich schon im Jahr 1970 im Rahmen einer UNO-Vereinbarung verpflichtet, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen. Doch davon sei man meilenweit entfernt. Im Vorjahr lag der Wert laut OECD-Angaben gerade einmal bei 0,27 Prozent. Das sei sogar ein Rückgang um fast 15 Prozent im Vergleich zu 2010, ärgert sich der Caritas-Präsident. Mehr gekürzt als Österreich hätten nur die Krisenländer Griechenland (minus 39,3 Prozent) und Spanien (minus 32,7 Prozent).

Kongress „Zukunft ohne Hunger“ in Wien

Der internationale Kongress „Zukunft ohne Hunger“ in Wien bringt Experten aus mehr als 20 Ländern zusammen, darunter Vertreter von UNO und NGOs, renommierte Wissenschaftler sowie internationale Caritas-Mitarbeiter. Unter den Vortragenden finden sich Kristalina Georgieva, EU-Kommissarin für Internationale Zusammenarbeit, Mohan Mohan Munasinghe, als Vizevorsitzender des Weltklimarates der Vereinten Nationen Träger des Friedensnobelpreises 2007, und Tesfai Tecle, ehemaliger Vizegeneraldirektor der UNO-Ernährungsorganisation FAO, sowie Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, Präsident der Caritas Internationalis. Auch Caritas-Präsident Küberl und Kardinal Christoph Schönborn werden das Wort ergreifen.

Hungerkatastrophen: Von Menschen gemacht

Laut FAO leben 578 Millionen Menschen, die nicht genug zu essen haben, in Asien, 239 Millionen in Afrika, 53 Millionen in Lateinamerika, 37 Millionen im Nahen Osten bzw. Nordafrika und 19 Millionen in den übrigen Regionen der Welt. Darüber hinaus haben 884 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Hungerkatastrophen werden oft von Menschen verursacht: Geringe landwirtschaftliche Erträge durch veraltete Anbaumethoden und unzureichende Lagerung, hohe Getreidepreise, instabile Regierungen, bewaffnete Konflikte, Monokulturen, Benachteiligung von Frauen, Klimawandel, globaler Agrarhandel und Landraub sorgen in Regionen, wo ohnehin latenter Nahrungsmangel herrscht, für eine zusätzliche Verschärfung der Situation.

Kritik an der Bundesregierung

 „Erstmals in der Menschheitsgeschichte haben wir die Chance, absolute Armut und Hunger zu beseitigen. Es braucht einen nationalen und internationalen Schulterschluss gegen den Hunger und für nachhaltige Ernährungssicherheit , damit sich substanziell etwas an der Lage der betroffenen Menschen ändert“, forderte Küberl im Gespräch mit der APA. Kritik übte der Caritas-Präsident an der Bundesregierung: „Es wurden 1,5 Millionen Euro für die Menschen in der Sahelzone zugesichert, das war ein guter Schritt. Erst auf akute Katastrophen zu reagieren, ist jedoch zu wenig. Ich fordere die österreichische Bundesregierung auf, die Kürzungen bei der Entwicklungszusammenarbeit zurückzunehmen.“

Rahmenprogramm mit Gedenkgottesdienst

Im Rahmenprogramm gibt es einen Gedenkgottesdienst im Stephansdom (Freitag, 18.00 Uhr) und ein Benefizkonzert im Museumsquartier (Fr, 19.00 Uhr). Ebenfalls am Freitag, ab 19.15 Uhr, wird die Kirche Am Hof zur Caritas-Kirche mit Hungerschwerpunkt. Zur Stärkung wird ab 22.30 Uhr ein afrikanischer Eintopf vom Canisibus serviert. Am Samstag findet um 16.30 Uhr bei der Pestsäule am Graben eine Abschlusskundgebung mit Caritas-Präsident Franz Küberl und dem Direktor der Caritas Wien, Michael Landau, statt.

 

(APA/KAP)

 

 

 

Mehr Dazu
Die Hungekonfernz findet am 1. und 2. Juni in der Aula der Wissenschaften, Wollzeile 27a, 1010 Wien statt.

Unter anderem werden Kristalina Georgieva, EU-Kommissarin für Internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenreaktion und Friedensnobelpreisträger Mohan Munasinghe ehem. Vizepräsident des Weltklimarates Vorträge halten.

Im Zuge des Rahmenprogramms sind am Freitag jeweils um 19.00 im Stephansdom ein Gottesdienst und im Museumsquartier ein Benefizkonzert geplant.

Die Abschlusskundgebung geht am Samstag um 16.30 mit Caritas-Präsident Franz Küberl und dem Direktor der Caritas Wien, Michael Landau, bei der Pestsäule am Graben über die Bühne.


Link: Zukunft ohne Hunger