Vatikanbank erneut im Visier der italienischen Finanzaufsicht
Eine Woche nach dem erzwungenen Rücktritt des Vatikanbankchefs Ettore Gotti Tedeschi soll das IOR nach Informationen der Tageszeitung „Corriere della Sera“ erneut ins Visier der italienischen Bankenaufsicht geraten sein. Es bestehe in mehreren Fällen der Verdacht, dass Priester und Ordensleute für Konten beim IOR als Strohmänner fungierten, um illegale Gelder zu waschen, schreibt die Zeitung in ihrer Freitagsausgabe.
In den beanstandeten Fällen lasse sich Herkunft und Bestimmung von Geldsummen nicht genau ermitteln. Die italienische Finanz-Aufsichtsbehörde UIF habe rund ein Dutzend verdächtiger Transaktionen an die italienische Justiz und die Finanzpolizei gemeldet. Die Hinweise seien von italienischen und anderen ausländischen Banken gekommen, heißt es. Recherchen hätten ergeben, dass der Vatikan eine Station beim mutmaßlichen Waschen dieser Gelder gewesen sei. Bereits im September 2010 hatte die italienische Staatsanwaltschaft insgesamt 23 Millionen Euro wegen des Verdachts auf Verstoß gegen europäisches Recht vorübergehend eingefroren.
Verdächtige Zahlungen
Auslöser des neuerlichen Verdachts sollen nach Angaben des „Corriere della Sera“ ungewöhnlich hohe Überweisungen oder eine auffällige Stückelung der transferierten Beträge gewesen sein. Verdächtig sei auch, dass ein großer Teil der Operationen über das Internet ausgeführt worden sei. Möglicherweise bestehe ein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Transaktionen.
„Mangelhafte Erfüllung der Amtsgeschäfte“
Am vergangenen Donnerstag hatte der Aufsichtsrat der Vatikanbank IOR deren Chef, Ettore Gotti Tedschi, wegen mangelhafter Erfüllung seiner Amtsgeschäfte das Misstrauen ausgesprochen. Dem zuständigen Kardinalsrat empfahl das Gremium Gotti Tedeschis Ablösung. Seither leitet der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates, der frühere Vorstand der Deutschen Bank, Ronaldo Hermann Schmitz, kommissarisch das Geldinstitut.
(KAP)
25. 05. 2012
Misstrauensvotum: Chef der Vatikanbank verliert Amt
Der Chef der Vatikanbank, Ettore Gotti Tedeschi, ist am Donnerstag nach einem einstimmigen Misstrauensvotum des Vorstands zurückgetreten. Wie das Pressebüro des Vatikans mitteilte, genügte Gotti Tedeschi nicht den „grundlegenden Anforderungen“ seines Amts. Trotz wiederholter Ermahnungen habe sich die „Lage noch verschlechtert“.
>>mehr
22. 09. 2010
Ermittlungen gegen Vatikanbank wegen Geldwäscheverdachts
Die römische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Präsidenten der Vatikanbank IOR in Zusammenhang mit Geldwäsche. Neben dem Präsidenten des IOR (Institut für die religiösen Werke), Ettore Gotti Tedeschi, soll auch ein weiterer hoher Funktionär des vatikanischen Geldinstituts in das Visier der Fahnder geraten sein. Der Vatikan wies dies strikt zurück und stellte sich hinter den IOR-Chef.