News 08. 06. 2012

Papst für größere Wertschätzung der eucharistischen Frömmigkeit

Papst Benedikt XVI. hat beim Fronleichnamsfest in Rom zu einer größeren Wertschätzung der eucharistischen Frömmigkeit aufgerufen. Diese Form der Anbetung sei durch eine „einseitige Auslegung“ des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) zu Unrecht in den Hintergrund gedrängt worden, sagte der Papst am Donnerstagabend bei einer Messe auf dem Vorplatz der römischen Lateranbasilika.

Zugleich wandte sich Benedikt XVI. gegen die pauschale Behauptung, das Christentum kenne allgemein keine kultische Verehrung. „Jesus hat das Heilige nicht abgeschafft“, so der Papst in seiner Predigt; er habe es vielmehr vollendet. Unter dem Einfluss einer säkularistischen Mentalität sei die biblische Botschaft in den 1960er und 1970er Jahren jedoch in diesem Punkt oft missverstanden worden.

Gleichgewicht zwischen Anbetung und Feier

Ohne eucharistische Anbetung laufe auch das Sakrament der Eucharistie selbst Gefahr, zu einer „oberflächlichen Geste“ zu werden, betonte Benedikt XVI. in seiner Predigt weiter. Die Wiederentdeckung der zentralen Rolle der Eucharistiefeier durch das Konzil sei zwar von großer Bedeutung gewesen, so Benedikt XVI. Dies bleibe auch „selbstverständlich gültig“. Es sei jedoch falsch, die Feier der Eucharistie und die eucharistische Anbetung als Gegensatz oder Konkurrenz zu betrachten. Daher gelte es, das richtige Gleichgewicht zwischen beiden wiederherzustellen und die Heiligkeit der Eucharistie wiederzuentdecken.

Sakraments-Verständnis als Herausforderung

Zur Frage des katholischen Sakraments-Verständnisses 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil äußerte sich am Donnerstag auch die „Nummer Drei“ im Vatikan, Bischofskongregations-Präfekt Kardinal Marc Ouellet. Bei einem Symposion zum Eucharistischen Weltkongress in Dublin betonte er die Notwendigkeit einer weiteren Vertiefung des katholischen Sakraments-Verständnisses als Herausforderung für das aktuelle „50 Jahre“-Konzilsjubiläum.

Frage der Interpretation

Am Beispiel des Sakraments der Firmung zeige sich für Ouellet, wie schwer sich die nachkonziliare Kirche mit den Interpretationen tue: „Ist z.B. die Firmung das Sakrament der Initiation, das die Eingliederung eines Mitglieds mit Blick auf seine künftige Rolle in der eucharistischen Gemeinde vollendet? Oder ist sie das Sakrament der Übernahme einer christlichen Verpflichtung aus der Kraft des Geistes heraus, was dafür sprechen würden, dass eine gewisse Reife gegeben sein muss und eine Heraufsetzung des Firmalters zu rechtfertigen wäre?“ Ouellet ist Papstdelegat beim Weltkongress in Dublin, der offiziell am Sonntag beginnt und eine Woche dauert. Auch eine österreichische Delegation mit Weihbischof Franz Lackner nimmt teil.

 

(KAP)