News 13. 06. 2012

„Vatileaks“-Autor: „Es geht um die Wahrheit“

Der Publizist der Geheimdokumente von „Vatileaks“, Gianluigi Nuzzi, hat seine Veröffentlichungen verteidigt. „Es geht um die Wahrheit, denn nur sie wird die Kirche besser machen“, so der italienische Journalist in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ am Mittwoch. Die ihm zugespielten internen Papiere zeigten „die offenen Wunden der Kirche“.

Nuzzi beruft sich in der Süddeutschen Zeitung auf ein Zitat von Benedikt XVI.: „In einer Welt, in der die Lüge mächtig ist, bezahlt man für die Wahrheit mit Leiden.“ Sein Buch „Sua Santita“ („Seine Heiligkeit“) richte sich nicht gegen den Papst. „Es zeigt vielmehr, wie anstrengend und schwierig es für Benedikt ist, seine Kirche zu führen angesichts so vieler Skandale, Affären, dem Orchester der persönlichen Interessen, die ihm Tag um Tag im Apostolischen Palast als Interesse der Kirche vorgetragen werden“, schreibt Nuzzi.

„Geheimhaltung ist Vorzimmer des Zweifels und des Misstrauens“

Seine Informanten verteidigte er gegen den Vorwurf des Verrats. Natürlich müsse es in jeder Institution Bereiche des Nichtöffentlichen geben. „Aber Geheimhaltung ist auch das Vorzimmer des Zweifels und des Misstrauens – und der Erpressung“, so der Autor. Die Vatikanmitarbeiter, die ihm die Papiere anvertraut hätten, seien Christen und praktizierende Katholiken. Nuzzi: „Auch sie hoffen auf eine Änderung zum Besseren.“

Breite Front gegen Bertone

Der Vatikan habe „verärgert“ auf die Veröffentlichung reagiert, so der Journalist. Es gebe tief reichende Gründe, warum die Kurie das Buch „am liebsten auf den Index setzen würde“. Der Vatikan spreche von einem „kriminellen Tun“, „wo es doch um nichts anderes geht als um das Recht auf Informationsfreiheit“. Auch enthüllten die Dokumente „die Schwäche des Staatssekretärs Tarcisio Bertone, der Kritik auf einer breiten Front im Vatikan und außerhalb auf sich zieht“, erklärte Nuzzi.

Verärgerung und Alarmstufe

Das Mitte Mai in Italien veröffentlichte Buch des investigativen Journalisten und Vatikanexperten dokumentiert interne Vorwürfe von Korruption und Machtspielen an der Spitze der römisch-katholischen Kirche. Der Vatikan hat unterdessen den ehemaligen Kammerdiener des Papstes als Verdächtigen festgenommen. Die Hintergründe und der Umfang des Netzwerks der Informanten liegen aber weiterhin im Dunkeln und haben Verärgerung und höchste Alarmstufe bei Vatikan-Verantwortlichen ausgelöst.

(KAP)

 

 

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