News 29. 06. 2012

Katholische „Priesterinnen“ feierten Weihejubiläum

Am Freitag feierten römisch-katholische „Priesterinnen“ ihr zehnjähriges Weihejubiläum. Sieben Katholikinnen ließen sich 2002 zu „Priesterinnen“ weihen und wurden daraufhin vom Vatikan exkommuniziert.

Vor genau zehn Jahren ließen sich sieben Frauen aus Österreich, Deutschland und den USA auf einem Donauschiff vor Engelhartszell zu Priesterinnen weihen. 2003 folgte die Exkommunizierung durch den Vatikan. „Das ist eine Beugestrafe und schließt uns nicht aus der Kirche aus“, kommentiert Bischöfin Christine Mayr-Lumetzberger aus Salzburg die Sanktion.

Kleine weltweite Bewegung

Zu einer Massenbewegung hat sich die „Initiative Weiheämter für Frauen in der römisch-katholischen Kirche“ oder kurz RCWR („Roman Catholic Women Priests“) in den zehn Jahren seit der Priesterinnenweihe durch den argentinischem Bischof und Befreiungstheologen Romulo Braschi nicht entwickelt, aber Mayr-Lumetzberger ist zufrieden. „Wir haben alles erreicht, was man erreichen konnte“, sagt die Salzburgerin. Weltweit 130 römisch-katholische „Priesterinnen“ und zehn „Bischöfinnen“ zeugten davon, dass etwas in Bewegung geraten sei. Besonders viel Zuspruch findet die Priesterinnen-Bewegung in den USA. „Just do it“ (Mach es einfach) ist dort ihr Motto.

Fünf „Priesterinnen“ noch „im Dienst“

Die Runde, die sich an diesem Freitag in Passau versammelte, war klein.  Zwei Bischöfinnen - Mayr-Lumetzberger und die Argentinierin Alicia Braschi - feierten die  Messe. Einen großen öffentlichen Rummel wollte Mayr-Lumetzberger aus dem weiblichen Weihejubiläum nicht machen - auch aus Angst, dass die Amtskirche in Passau womöglich gegen die Überlassung des Saales interveniert hätte. Zwei der sieben vor zehn Jahren gegen den Willen der Amtskirche auf der Donau geweihten „Priesterinnen“ haben sich inzwischen zurückgezogen, die anderen kommen nach wie vor ihren liturgischen und seelsorgerlichen Aufgaben nach. Die in Krems geborene Dagmar Braun Celeste muss bei ihren Messen nicht einmal auf eine Kirche verzichten. Die Lutheraner stellten dafür ihr Gotteshaus zur Verfügung, berichtete die mit dem ehemaligen Gouverneur von Ohio verheiratete katholische „Priesterin“: „So wird die Bewegung auch Teil der Ökumene“.

Priesterinnen im frühen Christentum

Für die „Priesterinnen“ und ihre Anhänger ist das Weiheverbot für Frauen nicht gottgegeben. Die emeritierte Geschichts- und Theologieprofessorin Dorothy Irvin, die in Tübingen lehrte, hat viele Nachweise aus den ersten acht Jahrhunderten nach Christus gefunden, die beweisen würden, dass Frauen sehr wohl als christliche Priesterinnen tätig waren. Das Argument des Vatikans, man könne Frauen nicht ordinieren, weil Jesus das auch nicht getan habe, lässt die Wissenschafterin nicht gelten. „Männer hat er auch nicht ordiniert.“

Hoffen auf große Kirchenreform

Treibende Kraft der „Priesterinnen“-Bewegung ist die pensionierte Salzburger Lehrerin Mayr-Lumetzberger. Viele Taufen, Begräbnisse, mehr als 40 Hochzeiten und ungezählte Messen und Segnungen hat sie bereits als Diakonin, „Priesterin“ und „Bischöfin“ vorgenommen. „In vielen von uns“, sagt sie, „ist ein Gottes-Gen: Wir möchten das machen. Wir wissen gar nicht, warum“. Sie hat die Zuversicht, dass ihre Bewegung sich irgendwann durchsetzen wird: Die große Kirchenreform werde sich in Europa dadurch einstellen, „dass der Kirche die Masse der Kirchenbeitragszahler wegbrechen werden“.

Finanzierung durch Spenden

Kirchenaustritte berühren die „Priesterinnen“ des „RCWP“ nicht, weil sie keinen Cent aus dem Kirchensteueraufkommen erhalten. Alle ihre Aktivitäten finanzieren sie selbst oder aus Spenden. „Das ist auch gut so“, sagt Bischöfin Mayr-Lumetzberger: „Da bleiben wir unabhängig".

 

(APA)