News 20. 02. 2012

Mali: Islamistische Rebellen zerstören islamische Heiligengräber

Die islamischen Heiligengräber und die drei großen Moscheen von Timbuktu zählen zu den größten Schätzen der Wüstenstadt im Norden Malis und stehen seit 1988 auf der Liste des Weltkulturerbes. Doch am Wochenende rissen islamistische Rebellen der Gruppe Ansar Dine sieben der insgesamt 16 Mausoleen ein und kündigten an, auch die weiteren Grabmäler „ohne Ausnahme“ zu zerstören. Am Montag zerstörten sie dann auch eine Tür an der Sidi-Yahya-Moschee, deren Öffnen dem lokalen Glauben zufolge Unglück bringt.

Nach Ansicht der Islamisten verstößt die Verehrung der Heiligen und ihrer Gräber gegen den Islam, der den Gläubigen gebietet, ausschließlich Allah zu verehren. Im Glauben der Bevölkerung von Timbuktu spielen die hunderten von Heiligengräber, die inner- und außerhalb der Stadt verteilt sind, aber eine wichtige Rolle. Einem malischen Experten zufolge werden die Heiligen als Beschützer der Stadt verehrt. Zudem würden sie angerufen, um etwa um Regen, eine gute Ernte oder Glück in der Ehe zu bitten.

Besetzung gefährdet Kulturschätze

Ebenso wie die drei großen Moscheen stammen die Heiligengräber aus der Blütezeit der Stadt zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert, als sie ein wichtiger Knotenpunkt der Karawanenstraßen und ein Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit war. Neben den Mausoleen und Moscheen in der charakteristischen Lehmbauweise verfügt die Stadt über einen einzigartigen Schatz arabischer Manuskripte. Nach der Besetzung Timbuktus durch Ansar Dine Anfang April brachten die Bibliothekare einen Teil der Sammlung an einem geheimen Ort in Sicherheit.

Radikale Auslegung des Islam untypisch

Ansar Dine hatte die am Nordufer des Niger-Flusses gelegene Oasenstadt gemeinsam mit Tuareg-Rebellen kampflos unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem die Regierung in Bamako im März von einer Gruppe Soldaten gestürzt worden war. Später vertrieben die Islamisten dann die Tuareg. Ihre strikte Auslegung der islamischen Gesetze ist jedoch völlig konträr zu dem in Timbuktu vorherrschenden Islam. Augenzeugen zufolge beobachtete die örtliche Bevölkerung die Zerstörungen der Heiligtümer mit Trauer und ohnmächtiger Wut.

 

(AFP)