News 06. 07. 2012

Gewandstück von Reformator Jan Hus entdeckt

Zufallsfund im Museum: In Karlsruhe ist am Freitag ein Teil eines Gewandes vorgestellt worden, das der tschechische Prediger und Reformator Johannes Hus getragen haben soll.

Hus (um 1370-1415) war wegen seiner reformatorischen Ansichten als "Ketzer" auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Das Textilstück wurde zufällig bei Recherchen für die Große Landesausstellung zum Konstanzer Konzil (1414-1418) entdeckt. Forscher des Badischen Landesmuseums fanden es im Depot des Musée d'Unterlinden in Colmar.

Zeugnis der Verehrung des Reformators

Das bis dahin unbekannte Fragment soll nach einer Jahrhunderte alten Beschriftung aus einem Gewand von Jan Hus stammen. Erwiesen ist nach einer speziellen Textiluntersuchung die Entstehung des Stoffes im Mittelalter. Das Textilfragment wird danach als Reliquie angesehen, die von der frühen Verehrung des Reformators zeugt. Die Schau "Das Konstanzer Konzil 1414-1418. Weltereignis des Mittelalters" soll Ende April nächsten Jahres in Konstanz stattfinden.

Gegen Prunk und Reichtum der Amtskirche

Der um 1370 im böhmischen Husinec geborene Prediger Jan Hus wird bis heute als tschechischer Volksheld verehrt. Als Lehrer an der Universität Prag verband er kirchliche Reformideen mit tschechischen Nationalzielen. Er protestierte scharf gegen den Prunk und Reichtum der Amtskirche. 1411 wurde er exkommuniziert. Drei Jahre später sollte er auf dem Konstanzer Konzil seine Lehre öffentlich verteidigen. Trotz der Zusicherung freien Geleits wurde er dort festgenommen und 1415 ohne Geständnis zum Feuertod verurteilt. Bei einem Besuch in der Tschechischen Republik bat Papst Johannes Paul II. 1995 um Vergebung für diese historische Schuld der Kirche.

 

(Quelle: APA)