Cameron gegen Verbot von religiösen Symbolen am Arbeitsplatz
Der britische Premierminister David Cameron will die Zulassung religiöser Symbole am Arbeitsplatz durchsetzen. Wie britische Medien am Donnerstag berichten, kündigte Cameron am Mittwoch bei einer Fragestunde an, notfalls das entsprechende Gesetz zu ändern, wenn sich herausstelle, dass es das sichtbare Tragen religiöser Symbole unterbinde.
Der konservative Abgeordnete David Davis hatte Cameron zuvor auf den Fall der British-Airways-Angestellten Nadia Eweida angesprochen, die mit ihrer Forderung, bei der Arbeit ein Kreuz tragen zu dürfen, vor einem britischen Gericht gescheitert war und nun den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof (EGMR) angerufen hat.
Streit um Kreuzkette
Eweida, Mitglied einer Pfingstkirche, war im September 2006 mit ihrem Arbeitgeber über die Forderung in Streit geraten, ihre silberne Kreuzkette abzunehmen oder zu verdecken. Nach einer Änderung der Uniformrichtlinien bei British Airways kehrte sie ein Jahr später an ihren Arbeitsplatz zurück. Bei ihrem Widerspruch gegen das Kreuzverbot machte Eweida geltend, dass Musliminnen und Sikhs religiöse Kleidungsstücke tragen dürften. Deshalb stelle es eine Diskriminierung dar, wenn Christen Symbole ihres Glaubens verstecken müssten.
Ohne Schleier in die Sprechstunde
Der Fall der British-Airways-Mitarbeiterin ist nicht der einzige, der in der letzten Zeit in England die Wogen wegen religiöser Symbole hochgehen ließ. Der ehemalige Außenminister und jetzige Fraktionschef der Labour-Party, Jack Straw, lässt seit einigen Tagen muslimische Frauen, die in seine Sprechstunde kommen, ihren Schleier ablegen. Während der Dachverband britischer Muslime Verständnis für den Politiker äußerte, zeigten sich radikale Islamgruppen empört.
Wegen Schleier suspendiert
Empörung rief auch die Suspendierung einer 23-jährige Assistenzlehrerin hervor, die ihren Schleier im Unterricht nicht ablegen wollte. Die Schulleitung argumentierte, dass die Schüler an der Grundschule im nordenglischen Dewsbury dem Unterricht nicht folgen könnten, weil sie den Mund der Lehrerin nicht sähen. Staatssekretär Phil Woolas forderte daraufhin die Entlassung der 23-Jährigen, weil sie „den Schülern das Recht auf eine vollständige Ausbildung“ versage. Der Dachverband britischer Muslime sprach von einer „empörenden“ und „rücksichtslosen“ Aussage.
Möglicher Präzedenzfall
Cameron betonte am Mittwochabend, er stehe hinter dem Recht von Arbeitnehmern, während der Arbeit religiöse Symbole tragen zu dürfen. Dies sei eine „grundlegende Freiheit“, so der Premierminister. Den Angaben zufolge könnte der von Nadia Eweida nach Straßburg getragene Fall durch die Entscheidung des EGMR zum Präzedenzfall werden.
(dpa/APA/religion.orf.at)
24. 04. 2012
Amnesty: Europäische Muslime wegen religiöser Symbole diskriminiert
Muslime werden in vielen europäischen Staaten aufgrund ihres
Kleidungsstils oder wegen ihrer religiösen Symbole in den Bereichen
Arbeitsmarkt, Bildung und Gebetsstätten diskriminiert. Zu diesem Schluss
kommt ein am Dienstag von der Menschenrechtsorganisation Amnesty
International (AI) publizierter Bericht zur Diskriminierung von Muslimen
in Europa.