News 16. 07. 2012

Kirchen in Ungarn erhalten enteignete Immobilien zurück

Die Kirchen in Ungarn erhalten weitere Immobilien rückerstattet, die in den Jahren 1948 bis 1950 nach der Machtübernahme der Kommunisten enteignet wurden. Der zuständige Parlamentsausschuss für Kirchen und Minderheiten hat einen entsprechenden Antrag mehrerer Abgeordneter der Regierungsparteien FIDESZ und KDNP angenommen.

Restituiert werden laut einem Bericht der Nachrichtenagentur MTI acht Immobilien der katholischen und zwei der evangelischen Kirche. Reformierte, Unitarier sowie die griechisch-katholische Kirche bekommen je eine Liegenschaft zurück. Voraussetzung ist, dass die Kirchen die Immobilien zum selben Zweck verwenden wie vor der Verstaatlichung.

20 Jahre Restitution

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die meisten Immobilien und Ländereien der Kirchen in Ungarn konfisziert worden. Etliche der Immobilien sind seit der politischen Wende vor rund 20 Jahren restituiert worden. Erst im Vorjahr hatte die ungarische Regierung in einer Zwischenbilanz zu „20 Jahre Restitution“ bekannt gegeben, dass den Religions-

gemeinschaften zwischen 1992 und 2011 rund 2.600 Immobilien im Wert von 113 Milliarden Forint (nach aktuellem Kurs 392 Millionen Euro) entweder rückerstattet oder abgelöst worden sind. Insgesamt sei im Restitutionsprozess in den vergangenen beiden Jahrzehnten die rechtlichte Lage von 5.400 Liegenschaften geregelt worden.

Sozialisten und Rechtsradikale stimmten dagegen

Die sozialistische MSZP und die rechtsradikale Jobbik-Partei stimmten im Parlamentsausschuss gegen das Gesetz über die nunmehrigen zusätzlichen Restituierungen. Jobbik billigt zwar die Rückerstattungen für die Kirchen, ist aber gegen die mit demselben Gesetz geplante Übergabe einer Budapester Immobilie an die FIDESZ-nahe Romaorganisation „Lungo Drom“. Die Liegenschaft diente bis 1950 als Kindergarten. Mit dem zugewiesenen Gebäude sollen Gemeinschaftsziele der Roma-Minderheit im Land gefördert, so die Regierungsparteien. Die Roma stellen mit laut Schätzungen rund 700.000 Angehörigen in Ungarn die größte Minderheit. Viele von ihnen leben in großer Armut, in Ghettos am Rande von Städten und Dörfern, ohne Arbeit und sind auf Sozialhilfe angewiesen.

 

(KAP)